# taz.de -- Klimastreik global: Ein Freitag für die Verkehrswende | |
> In Deutschland streiken Verdi-Beschäftigte und Klimaaktivist*innen | |
> zusammen für Klimaschutz und ÖPNV. Insgesamt verliert die Bewegung an | |
> Zulauf. | |
Bild: Klimastreik am Freitag in Berlin | |
BERLIN/BREMEN/HAMBURG/MADRID/WIEN/DEHLI taz | Zehntausende haben am Freitag | |
weltweit für eine bessere Klimapolitik demonstriert – aber der zwölfte | |
weltweite Klimastreik von Fridays for Future (FFF) hat offenbar erneut an | |
Zulauf verloren. In Deutschland wurde an 250 Orten demonstriert. | |
[1][Gleichzeitig mit den Fridays startete Verdi] in sechs Bundesländern | |
Warnstreiks bei Bussen und Bahnen, um den festgefahrenen Tarifverhandlungen | |
mit den öffentlichen Arbeitgebern mehr Nachdruck zu verleihen. | |
Hinter den gemeinsamen Aktionen steckte eine gemeinsame Strategie: Unter | |
dem Motto „#Wirfahrenzusammen“ forderten FFF und Verdi gemeinsam eine | |
sozial gerechte und nachhaltige Verkehrspolitik, also die Verkehrswende: | |
Bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV, mehr Personal, bezahlbare Tickets, | |
Ausbau der Streckennetze und höhere Taktung – aber alles zu höheren Löhnen | |
und guten Arbeitsbedingungen. | |
Eine der größten Locations in Deutschland war der Invalidenplatz in Nähe | |
des Berliner Hauptbahnhofs. Hier füllte es sich vormittags nur langsam. Das | |
hatte im vergangenen September beim letzten Klimastreik noch ganz anders | |
ausgesehen. Damals zelteten die Klimaaktivist:innen von Extinction | |
Rebellion bereits Tage vor dem Streik auf dem kleinen Fleckchen Grün im | |
Herzen Berlins. [2][36.000 Protestierende wurden damals von den Fridays | |
gezählt.] An diesem Freitag hatten die Veranstalter nur 5.000 Personen | |
angemeldet. Es war ungewöhnlich kalt. Nicht jeder verlässt bei 0 Grad gerne | |
das warme Klassenzimmer, um für Klimaschutz zu protestieren. | |
„Wir haben uns international für das Motto #Tomorrowistoolate entschieden, | |
weil die Klimakrise schon jetzt katastrophale Folgen hat und Menschen schon | |
jetzt ihr Zuhause verlieren. Gleichzeitig verschiebt die Politik die | |
Maßnahmen immer weiter in die Zukunft“, sagte Darya Sotoodeh, 25, | |
Sprecherin von Fridays for Future der taz. Sie betonte, die Zusammenarbeit | |
von Verdi und ÖPNV werde weitergehen: „Verkehrspolitik ist ein wichtiger | |
Teil von Klimapolitik.“ | |
## Olaf Scholz als Frère Jacques | |
Zum offiziellen Auftakt des Streiks um 12 Uhr mittags ertönte die Melodie | |
von Frère Jacques, zu Deutsch Bruder Jakob. Der Liedtext war aber | |
umgedichtet: „Olaf Scholz, Olaf Scholz, schläfst du noch, schläfst du noch, | |
hörst du uns nicht streiken, hörst du uns nicht streiken, Klimastreik, | |
Klimastreik!“ | |
In Hamburg war der halbe Jungfernstieg voll mit Klimaschützer*innen. Auf | |
den Schildern, die die Teilnehmer*innen in die Luft hielten, stand „No | |
more empty promises“, es sei „genug geredet“ worden. Deshalb war auch die | |
Hamburger Studentin Kim Rosebrock zum Streik gekommen: „Im Zuge des Krieges | |
sehen wir, dass die Politik wieder mehr auf fossile Energien setzt, während | |
das Verkehrsministerium nur Politik für Autos macht. Ich bin hier, um ein | |
Zeichen dafür zu setzen, dass Klimaschutz endlich durchgesetzt wird.“ | |
In Bremen sprachen die Veranstalter*innen von etwa 3.500 | |
Teilnehmenden, im vergangenen September waren 4.000 Protestierende gezählt | |
worden. Auffällig war, dass der Demozug noch jünger war als vorherige | |
Streiks. Redebeiträge kamen unter anderem von der Gruppe Students for | |
Future und der Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen. | |
Die Protestthemen der Fridays waren national verschieden. In Neuseeland | |
forderten die Protestierenden nicht nur, dass keine fossilen Brennstoffe | |
wie Öl, Gas und Kohle abgebaut werden, sondern auch die Senkung des | |
Wahlalters auf 16 Jahre und mehr Meeresschutzgebiete. | |
## „Zeit, Versprechen einzulösen“ | |
Im indischen Delhi prangerten rund 50 Leute an, dass sich die | |
Lokalregierung während der Coronapandemie nicht um Klimaschutz gekümmert | |
habe. „Die Pandemie ist jetzt vorbei“, sagte eine 20-jährige Aktivistin. | |
„Es ist Zeit, Versprechen einzulösen.“ Die Studentin steht mit einem | |
Megafon vor dem Gebäude der Stadtverwaltung Delhis. Auf ihrem weiß-grünen | |
Umhang ist der Schriftzug „Youth for Climate India“ zu lesen. | |
Auch in neun Städten in Österreich gingen mehrere zehntausend junge | |
Menschen auf die Straße. Zentrale Forderung war hier ein neues | |
Klimaschutzgesetz: „Das bisherige ist ein Greenwashing-Gesetz der | |
Sonderklasse und somit völlig wirkungslos“, sagte eine Sprecherin von FFF | |
Austria. | |
Die spanische Klimabewegung hatte sich wegen des internationalen | |
Frauentages am 8. März dieses Mal den Ökofeminismus auf die Fahne | |
geschrieben. „Die Herrschaft über die Frau und die Natur haben einen | |
gemeinsamen Ursprung“, heißt es in einem Aufruf zu einem Dutzend | |
Kundgebungen im ganzen Land. In Madrid mobilisierte die „Jugend für das | |
Klima“ (JxC) – der spanische Friday for Future-Ableger – zu einem Sit-In | |
vor dem Parlament. | |
Laut JxC ist der Ökofeminismus „wesentlich“ für die Klimabewegung, da es | |
unmöglich ist, „die Klimakrise ohne eine inklusive Perspektive zu | |
bekämpfen“. | |
3 Mar 2023 | |
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[1] /Protest-von-Fridays-for-Future-und-Verdi/!5916338 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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Stina Reichardt | |
Nina Nevermann | |
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Ralf Leonhard | |
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