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# taz.de -- Geplante „Klönbänke“ in Hamburg: Mehr Sitze, mehr Ausgrenzung
> Bald sollen Sitzbänke kommen, die dazu da sind, dass Menschen miteinander
> ins Gespräch kommen. Dadurch wird die Stadt auch nicht lebenswerter.
Bild: Sie tun's auch: Sitzbänke an der Hamburger Außenalster
Zur [1][Ausdifferenzierung von Banken] ist es in den vergangenen
Jahrzehnten ja schon erheblich gekommen: Es gibt Handelsbanken,
Direktbanken, Investmentbanken und natürlich schon lange die Sparbanken.
Und seit einiger Zeit gibt es auch reine Onlinebanken … Klar, dass die
norddeutschen Hansestädte Hamburg und Bremen in angestammter Konkurrenz die
Treiber der nächsten Weiterentwicklung sind: Bremen ging schon kürzlich
voran mit der Seniorenbank, Hamburg zieht nun nach mit dem Typus
„Klönbank“.
Und das ist ja nur verständlich, nachdem es in den vergangenen 15 Jahren
mit dem Typus Landesbank hier im Norden nun wirklich keine schöne
Entwicklung zu verzeichnen gab. Von einer „Bankenkrise“ war da seitens der
Hamburgischen CDU in den vergangenen Jahren schon die Rede, das Thema ist
den Konservativen wirklich und glaubhaft wichtig und offenbar haben das
jetzt auch endlich die regierenden Sozis und Grünen erkannt. Der Hamburger
Senat plant, mehr Geld in kommunikationsfreundliche Sitzbänke zu
investieren.
Bunt gekennzeichnet werden sollen die neuen Banken, pardon: Bänke, sodass
jedem klar ist: Wer hier Platz nimmt, muss sich auf Gespräche gefasst
machen. Nur rumsitzen und Tauben füttern, das wird hier nicht geduldet.
Mindestens ein kurzer Klönschnack übers Wetter muss schon drin sein!
Doch ist das ausreichend durchdacht, macht das den öffentlichen Raum
tatsächlich wieder lebenswerter? Ist das gar endlich der große
Befreiungsschlag gegen Kommerz und Konsum, wo es doch traditionell für den
öffentlichen Raum galt, einzig [2][ein gutes Geschäftsklima für Unternehmen
herzustellen?] Man mag es der CDU kaum glauben, dass sie mit ihrer
penetranten Forderung nach Klönbänken – und überhaupt nach mehr
Sitzgelegenheiten – dieses Ziel forciert.
## Einseitiges Altersbild
Doch werden hier nicht viel mehr Sitzgelegenheiten mit einer ganz konkreten
Erwartung zugewiesen? Wie gesagt: Einfach rasten ist hier nicht. Außerdem:
Explizit altersfreundlich sollen sie sein, ganz bewusst mit altersgerechter
Rücken- und Armlehne. Doch was ist denn das für ein Altersbild? Nur
freundliche, aktive und gesellige ältere Menschen soll es geben? Alte gibt
es nicht, die allein und grummelnd und schnaufend und platt mal eben einen
Moment von den Beinen müssen?
Derlei Ausgrenzung wäre wiederum nur eine weitere Fortsetzung
[3][bestehender Stadtraumpolitik:] Längst gibt es kaum noch Bänke, auf
denen sich liegen lässt. Nicht im Park, nicht an der Bushaltestelle – da
sind die Sitzflächen in Hamburg so schmal und so abgerundet, dass man beim
Liege-Versuch zwangsläufig herunterrutscht.
Natürlich hat das nichts mit obdachlosenfeindlicher Stadtpolitik zu tun,
bestimmt nicht!
5 Mar 2023
## LINKS
[1] /Kanzleramtschef-im-Cum-Ex-Ausschuss/!5885016
[2] /Debatte-ueber-Umgang-mit-Drogenszene/!5841784
[3] /Gegen-obdachlosenfeindliche-Architektur/!5885884
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Obdachlosigkeit in Hamburg
Stadtentwicklung Hamburg
Öffentlicher Raum
Hamburg
Obdachlosigkeit in Hamburg
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Hannover
Fußverkehr
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