# taz.de -- Klimapolitik der Bundesregierung: Tatsächliche Klimaterroristen | |
> Unschöne Versicherungsdaten zu den Kosten der Klimakrise mahnen zur Eile. | |
> Doch was tut die Ampel? Setzt auf E-Autos und Kohlekompromiss. | |
Bild: Teure Folgen der Klimakrise: umgestürzter Baum in einem Wohngebiet in Ka… | |
Der Klimawandel fordert zunehmend Tribut. Die Naturkatastrophenbilanz 2022 | |
ist dominiert von Ereignissen, die nach dem Stand der Forschung stärker | |
oder häufiger werden. Manche auch beides zugleich. Zudem ist erschreckend, | |
was sich immer wieder zeigt: Naturkatastrophen treffen Menschen in ärmeren | |
Ländern besonders stark. | |
Diese Sätze stammen nicht von den [1][Klimaaktivist:innen, die das Dorf | |
Lützerath gegen die Braunkohlebagger verteidigen]. Sie stammen von dem | |
[2][Vorstand der Munich Re]. Der Konzern, der als weltweit größter | |
Rückversicherer gilt, [3][hat am Dienstag seine Bilanz des Jahres 2022 | |
vorgelegt]. Sie fällt katastrophal aus: stärkere Hurrikane in der Karibik, | |
tödliche Monsunregen in Pakistan, Hitzewellen in Europa. Der Klimawandel | |
ist Realität und er schlägt ökonomisch zu Buche. Im fünften Jahr in Folge | |
mussten die Versicherer für Schäden im Wert von mehr als 100 Milliarden | |
US-Dollar geradestehen. Dabei sind Naturkatastrophen in vielen | |
Schwellenländern nicht mal versichert. | |
Wenn sonst schon nichts hilft: Die harten Wirtschaftsdaten der Versicherer | |
sollten zur Eile drängen. | |
Was aber macht die Bundesregierung? Sie lädt am selben Tag zum | |
Mobilitätsgipfel ins Kanzleramt, um vor allem über die Rettung der | |
Autoindustrie zu reden, die dazu bewegt werden soll, beim E-Auto mal etwas | |
aufs Gas zu drücken. Als ob nicht klar wäre, dass auch Elektromotoren jede | |
Menge Energie brauchen und damit beim gegenwärtigen Strommix auch CO2 | |
produzieren. Die Lösung lautet nicht andere, sondern weniger Autos. | |
Und was machen die Grünen? Sie [4][loben sich für den von ihnen | |
mitausgehandelten Kompromiss], nachdem RWE „nur“ noch bis 2030 kräftig | |
Braunkohle baggern und verstromen darf. Dabei tickt [5][die CO2-Uhr]. Kommt | |
es nicht zur radikalen Energiewende, ist das weltweite CO2-Budget für das | |
Erreichen des [6][beim Parisabkommen vereinbarten 1,5-Grad-Limits] in | |
sechseinhalb Jahren aufgebraucht. Also im Sommer 2029. Ein Kohleausstieg | |
ein Jahr später nutzt dann auch nichts mehr. | |
Immerhin haben Sprachwissenschaftler:innen den Begriff | |
„[7][Klimaterroristen“ gerade zum Unwort des Jahres erklärt] – weil er | |
berechtigten Widerstand als staatsfeindlich abstempelt. Doch leider | |
bestimmen Linguisten nicht die Politik. | |
Und daher werden in den kommenden Tagen [8][Tausende Polizist:innen] an | |
die Abbruchkante des Braunkohletagebaus bei Lützerath geschickt, damit die | |
Bundesregierung weiterhin ihre Klimapolitik mit dem E-Auto gegen die Wand | |
fahren kann. | |
Eigentlich sollten die Versicherer mal Bambule machen im Regierungsviertel. | |
Denn es drängt sich die Frage auf, wo die tatsächlichen Klimaterroristen | |
sitzen. In Lützerath jedenfalls nicht. | |
10 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Luetzerath/!t5896252 | |
[2] https://www.munichre.com/de/unternehmen/media-relations/medieninformationen… | |
[3] /Auswirkungen-des-Klimawandels/!5905051 | |
[4] /Protest-gegen-Kohleabbau-in-Luetzerath/!5908208 | |
[5] /Neue-CO2-Uhr-auf-tazde/!vn5810221 | |
[6] /Nach-dem-Klima-Abkommen-von-Paris/!5258951 | |
[7] /Unwort-des-Jahres-2022/!5908215 | |
[8] /Protest-gegen-Kohleabbau-in-NRW/!5904854 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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