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# taz.de -- +++ Live-Ticker Räumung Lützerath +++: Weiter mit Thunberg und Ne…
> Auch nachdem die Räumung von Lützerath begonnen hat, geht der Protest
> gegen den Kohleabbau weiter. Bald wieder mit prominenter Unterstützung.
Bild: Lützerath bleibt: umstritten
## 17:00 Uhr: Polizei mit Räumbeginn zufrieden
Bis zum Nachmittag zeigte sich ein Sprecher der Polizei „sehr zufrieden“
mit dem Verlauf der Räumung von Lützerath: „Für die Polizei läuft bislang
alles nach Plan.“ Im Vorfeld war mit massivem Widerstand gerechnet worden.
Beobachter sprachen dagegen von einer zum Teil entspannten Atmosphäre.
Einige Klimaschützer folgten der Aufforderung der Polizei und gingen
freiwillig. Sie wurden vom Gelände eskortiert.
Viele wollen aber weiter Widerstand leisten. „Die Menschen sind fest
entschlossen, dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu
schützen“, sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative „Lützerath
lebt“. Eine weitere Sprecherin warf der Polizei einen überharten Einsatz
vor. Helfer seien nicht durchgelassen worden, sagte eine Sprecherin von
„Lützerath lebt“. „Jetzt gerade eben wurde erst wieder eine Aktivistin
unter Schmerzgriffen rausgebracht“, sagte sie am Nachmittag. Sie habe auch
von Verletzten gehört. (dpa)
## 16:45 Uhr: Polizeigewerkschaft lobt Einsatzkonzept
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kritisierte Übergriffe auf Polizisten
scharf. „Ich bin eigentlich nur fassungslos und verstehe es nicht, wie
Menschen sowas machen können“, sagte Reul über die Würfe in Richtung seiner
Beamten. Jetzt seien alle friedlichen Demonstranten in der Pflicht, sich
von Aktionen gewaltbereiter Aktivisten zu distanzieren. „Man kann woanders
demonstrieren, man muss denen jetzt nicht noch behilflich sein dadurch,
dass man da steht und die Polizei bei der Arbeit stört“, sagte er.
Zu verletzten Polizisten lagen bis zum Nachmittag nach Auskunft eines
Sprechers keine Informationen vor. Auch zu möglichen Festnahmen könne er
noch nichts sagen. „Wir haben hier ganz überwiegend friedlichen Protest
erlebt, in Sitzblockaden, auf Tripods – und das sind Protestformen, mit
denen wir super parat kommen“, betonte er. Wenn die Aktivisten sich
wegtragen ließen, sei das noch passiver Protest und damit ihm Rahmen
dessen, was angemessen sei.
Nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) ist das
Einsatzkonzept der Polizei bei der Räumung des Dorfes Lützerath bislang
aufgegangen. „Die gezielte Kommunikation hat zur Deeskalation der Lage
beigetragen“, sagte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt am Mittwochmittag.
„Erfahrungen aus vergangenen Einsätzen, wie der im Hambacher Forst 2018,
zeigen, dass die Polizei mit erheblichem Widerstand bis hin zu
aufgestellten Fallen rechnen muss.“ (dpa)
## 15:35 Uhr: Christliche Klimapolitik auch ohne Eibenkapelle
Die christliche Bewegung „Kirchen im Dorf lassen“ (KiDl) setzt auch nach
der am Mittwoch begonnenen Räumung von Lützerath und der dortigen
„Eibenkapelle“ ihr Engagement für eine christliche Klimapolitik fort.
Derzeit habe die Gruppe, die bislang täglich an der Kapelle gebetet habe,
eine neue, vorübergehende Heimat im benachbarten Holzweiler gefunden, sagte
KiDl-Pressesprecher Anselm Meyer-Antz dem Evangelischen Pressedienst (epd)
am Mittwoch. Von der neu errichteten Mahnwache in Holzweiler wollte die
Initiative am Nachmittag einen Kreuzweg in Richtung Lützerath starten.
„Lützerath haben wir nicht aufgegeben.“
Die Initiative plant unter anderem eine Beteiligung an einer
Großdemonstration am Samstag. Meyer-Antz äußerte sich erschüttert über die
Ereignisse des ersten Räumungstages und beklagte ein aggressives und
teilweise gewaltsames Vorgehen der Einsatzkräfte gegen Protestierende. Er
kritisierte zugleich, dass die Einsatzkräfte eine „scheinheilige“
Klimapolitik vor Ort durchsetzen müssten. Die ökumenische Initiative
entstand aus dem lokalen Widerstand gegen den Tagebau in den bedrohten
Dörfern. Überregional wurde sie mit einer Unterschriftenaktion bekannt, als
sie die Bischöfe von Köln und Aachen aufforderte, die von den Baggern
bedrohten Kirchen nicht zu entwidmen und sie nicht an RWE zu verkaufen.
(epd)
## 15:25 Uhr: Luisa Neubauer kommt nach Lützerath
Am Donnerstag wollen unter anderen die Schauspielerin Luisa-Céline Gaffron,
die Moderatorin Louisa Dellert, die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer und
Pauline Brünger sowie der Greenpeace-Bundesvorsitzende Georg Jansen nach
Lützerath kommen, wie Fridays for Future ankündigte. „Ihr räumt, wir
kommen“, erklärte Neubauer. Wenn die Regierung die im Pariser Klimaabkommen
festgelegte 1,5-Grad-Grenze nicht einhalte, müsse die Zivilgesellschaft
friedlich protestieren. (epd)
## 15:20 Uhr: Bundesregierung verteidigt Räumung
Die Bundesregierung hat gewaltsame Ausschreitungen bei der Räumung des von
Klimaaktivisten besetzten Dorfs Lützerath verurteilt. Es gebe eine
„eindeutige Rechtslage“ und die gelte es zu akzeptieren, sagte
Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. Die
Bundesregierung erwarte, „dass das Recht eingehalten wird“. Die Polizei sei
dafür da, dies auch durchzusetzen.
Hebestreit sagte mit Blick auf Widerstand und Ausschreitungen bei der
Räumung eines Protestcamps: „Diese Gewalt verurteilt die Bundesregierung
ausdrücklich. Dafür haben wir kein Verständnis.“ Protest dürfe sich nur
friedlich „und im Rahmen unserer Gesetze“ bewegen. Er fügte hinzu: „Wir
leben in einem demokratischen Rechtsstaat mit Gewaltenteilung. Die kann man
nicht einfach ignorieren.“ (afp)
## 15:15 Uhr: Bischof warnt vor Gewaltspirale
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat im Konflikt um die Räumung des
Braunkohledorfs Lützerath an alle Seiten appelliert, keine Spirale der
Gewalt in Gang zu setzen. „Friedliche Proteste sind zentraler Bestandteil
einer lebendigen Demokratie“, unterstrich er am Mittwoch laut Mitteilung
des Generalvikariats. „Zu einem glaubwürdigen Rechtsstaat gehört aber auch,
dass Regeln und Vereinbarungen eingehalten werden.“
Das Bistum Aachen respektiere die Entscheidungen mit allen Konsequenzen,
die sich daraus für das Revier ergäben. „Der Ausstieg aus der
Braunkohlewirtschaft ist gesamtgesellschaftlich definiert und beschlossen“,
betonte der Bischof. „Lützerath ist der letzte Ort, der abgebaggert wird.
Gerade für diesen schmerzlich errungenen Kompromiss im Ausstieg aus der
Braunkohleförderung steht das Rheinische Braunkohlerevier.“ (dpa)
## 15:10 Uhr: CDU bezeichnet Aktivisten als Kriminelle
Im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Räumung des Braunkohledorfs
Lützerath sieht CDU-Generalsekretär Mario Czaja ein Gewaltproblem unter
jungen Männern. „Wir haben eben ein Problem mit jungen, gewaltbereiten
Männern und dazu gehören die auch“, sagte Czaja am Mittwoch dem
Fernsehsender „Welt TV“ mit Blick auf die Demonstranten, die Widerstand
gegen die derzeit laufende Räumung des Dorfes im Rheinischen Revier
leisten.
Er möge auch die Bezeichnung „Aktivist“ in diesem Kontext nicht. „Es sind
kriminelle Taten, die dort geplant sind, und es ist auch momentan
kriminell, sich dort aufzuhalten.“ Es gebe ein Betretungsverbot auf dem
Gelände, sagte Czaja. „Es sind junge Männer, die gewaltbereit sind, die die
staatlichen Institutionen ablehnen. Es ist eben nicht immer nur eine Frage
des Migrationshintergrunds, sondern wir haben eine größere Gruppe von
jungen, gewaltbereiten Männern“, sagte der CDU-Generalsekretär. Es müsse
„Aussteigerprogramme“ für „diese scheinbaren Aktivisten“ geben, sagte
Czaja. Die Staatsgewalt müsse mit „klarer Kante“ reagieren. (dpa)
## 14:55 Uhr: Polizei wirft Hütten um
Mit dem Umwerfen von selbstgebauten kleinen Holzhäusern auf Stelzen hat die
Polizei am frühen Mittwochnachmittag die Räumung von Lützerath fortgesetzt.
Nach Angaben eines dpa-Reporters wurden die Beamten dabei in dem Hütten-
und Baumhauscamp von Schmährufen der Aktivisten begleitet. Die Polizei
entfernte dabei zum Beispiel auch Feuerlöscher, die von den Aktivisten in
den Hütten aufbewahrt wurden.
Nach Angaben der Aachener Polizei zählen die Holzbauten nicht zu den
Bestandsgebäuden in Lützerath. Die werden später vom Tagebaubetreiber RWE
abgerissen. Die Hütten müssten laut Sprecher jetzt weichen, um das Gelände
zu räumen.
Der Aktionsticker Lützerath postete [1][auf Twitter Fotos vom Vorgehen der
Polizei gegen die Holzhütten]. (dpa/taz)
## 14.45 Uhr: Greta Thunberg kommt nach Lützerath
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg will sich an den Protesten
gegen die Räumung des Dorfs Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier
beteiligen. Thunberg werde am Samstag zu einer Demonstration in die Region
kommen, teilten die Organisatoren der Proteste am Mittwoch mit. Thunberg
gehört zu den international bekanntesten Klimaaktivist:innen.
Mehrere Umweltgruppen organisieren bereits seit Längerem [2][eine große
Demonstration am Samstag]. Dazu haben neben mehreren Lützerath-Initiativen
unter anderem auch der BUND, Greenpeace und Fridays for Future aufgerufen.
(afp/taz)
## 14:35 Uhr: taz-Reporter aus der Hütte geräumt
taz-Reporter Aron Boks, der sich seit Tagen in Lütezrath aufgehalten hatte,
um das Tagebuch „Countdown Lützerath“ zu schreiben, ist soeben von der
Polizei aus dem Dorf geräumt worden. Zuletzt hatte er eine Gruppe von
Aktivist:innen begleitet, die in einer der Holzhütten im Dorf saßen.
Die Räumung sei sehr klischeeartig gelaufen, berichtet Aron Boks am
Telefon. „Einer der Polizisten hat mir angeboten, mir den Finger zu
brechen.“ Zudem sei ihm erklärt worden, er solle sich beim Raustragen nicht
so hängen lassen, sonst werde das als „aktiver Widerstand“ gewertet. (taz)
## 14:25 Uhr: Polizei sagt: „Alles läuft nach Plan“
Die Polizei hat sich „sehr zufrieden“ über den bisherigen Verlauf der
Räumung des Dorfes Lützerath geäußert. „Für die Polizei läuft bislang a…
nach Plan“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch in dem zu Erkelenz
gehörenden Ortsteil. „Nach einem sicherlich durchmischten Beginn heute
Morgen, wo wir ja auch teilweise Steinewürfe und Molotowcocktail-Bewürfe
gesehen haben, würde ich sagen: Die Lage hat sich deutlich beruhigt. Wir
begrüßen vor allen Dingen auch ausdrücklich, dass sich doch eine Vielzahl
von Aktivisten dazu entschlossen haben, den Bereich hier friedlich und ohne
Gegenwehr zu verlassen.“
Zu verletzten Polizisten lägen ihm bisher keine Informationen vor, sagte
der Sprecher. Auch zu möglichen Festnahmen könne er noch nichts sagen. „Wir
haben hier ganz überwiegend friedlichen Protest erlebt, in Sitzblockaden,
auf Tripods – und das sind Protestformen, mit denen wir super parat
kommen“, betonte er. Wenn die Aktivisten sich wegtragen ließen, sei das
noch passiver Protest und damit im Rahmen dessen, was angemessen sei. Es
habe allerdings auch Steine- und Molotowcocktail-Würfe in Richtung der
Polizei gegeben, und das seien natürlich Gewaltstraftaten, die verfolgt
werden müssten. Gezündet habe mindestens ein Molotowcocktail. (dpa)
## 14:10 Uhr: Polizei beginnt mit Abrissarbeiten
Die Polizei hat am Mittwochmittag damit begonnen, Aktivisten in Lützerath
von Bäumen und Podesten zu holen. Wie ein dpa-Reporter berichtete, setzten
die Beamten dabei an verschiedenen Stellen Hebebühnen ein. Am Ortseingang
von Lützerath begannen Bagger mit Abrissarbeiten. Auch eines der
Ortsschilder von Lützerath wurde am frühen Nachmittag entfernt. (dpa)
## 14:00 Uhr: Wissenschaftler:innen fordern Räumungsstopp
Meherere hundert Wissenschaftler:innen haben am Mittwoch einen Stopp
der Räumung in Lützerath gefordert. „Als Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler sehen wir es als unsere Pflicht an, auf die Konsequenzen
einer Räumung von Lützerath hinzuweisen“, heißt es [3][in einem offenem
Brief] an NRW-Minsterpräsident Hendrik Wüst (CDU), Umweltministerin Mona
Neubaur (Grüne) und Innenminister Herbert Reul (CDU).
Es gebe substanzielle wissenschaftliche Zweifel an der akuten Notwendigkeit
einer Räumung, heißt es in dem Schreiben. Mehrere wissenschaftliche
Gutachten seien zu dem Schluss gekommen, dass ein Abbau der Braunkohle
unter Lützerath für eine technische Versorgungssicherheit und
Netzstabilität nicht nötig, sondern politisch bestimmt ist.
Zudem stelle sich die Frage nach den gesellschaftlichen Kosten einer
erzwungenen Räumung: „Welche Wirkung hat die Räumung im Hinblick auf die
Glaubhaftigkeit der deutschen Klimapolitik?“
Zu den Unterzeichner:innen gehören neben vielen anderen [4][Stefan
Rahmstorf], Leiter der Forschungsabteilung des Potsdamer Instituts für
Klimafolgenforschung, und Volker Quaschning, Professor für Regenerative
Energiesysteme an der HTW Berlin. (taz)
## 13:50 Uhr: Tagebucheintrag zur Räumung
„Die Polizei steht in Lützerath. Doch außer ihr kann niemand mehr rein,
keine Aktivist:innen, keine Presse. Ab jetzt ist nichts mehr, wie es war“,
[5][schreibt taz-Reporterin Annika Reiß im aktuellen Eintrag] des Tagebuchs
[6][„Countdown Lützerath“]. (taz)
## 13:40 Uhr: Habeck verteidigt die Räumung
Vize-Kanzler Robert Habeck hat die Räumung des besetzten Braunkohle-Dorfes
Lützerath in Nordrhein-Westfalen verteidigt und zu Gewaltverzicht
aufgerufen. „Die leergezogene Siedlung Lützerath, wo keiner mehr wohnt, ist
aus meiner Sicht das falsche Symbol“, sagte der Grünen-Politiker am
Mittwoch in Berlin mit Blick auf die Klimaschützer, die sich für den Erhalt
des Dorfes einsetzen. Andere Ortschaften in der Gegend würden nicht
abgebaggert, die Menschen dort könnten bleiben.
Der Kompromiss, der der Räumung zugrunde liege, schaffe im Westen zudem
mehr Rechtssicherheit für den Kohleausstieg bis 2030. „Meine politische
Arbeit ist auch darauf gerichtet, Ähnliches an anderer Stelle in
Deutschland noch hinzubekommen“, sagte der Bundeswirtschaftsminister
weiter. „Es ist eine Vereinbarung, die dem Klimaschutz dient.“
Bislang habe es zum Glück nur Rangeleien zwischen Polizei und Demonstranten
gegeben, ergänzte Habeck. „Lasst es dabei – von beiden Seiten.“ Es dürfe
keine Gewalt geben. „Diese Grenze darf nicht überschritten werden.“ Es gebe
gute Gründe für Demonstrationen, um mehr Klimaschutz durchzusetzen. Hier
voranzukommen, sei die große Aufgabe der Zeit. „Das tun wir auch.“ (rtr)
## 13:35 Uhr: Polizei beginnt mit Räumung von Hallen
Die Polizei hat am Mittwochmittag damit begonnen, eine ehemalige
landwirtschaftliche Halle im Braunkohleort Lützerath zu räumen. „Einige
Personen haben den Bereich freiwillig verlassen“, sagte ein
Polizeisprecher. In der Halle habe sich eine Gemeinschaftsküche der
Aktivisten befunden. Weitere Angaben machte der Sprecher zunächst nicht.
Wie ein dpa-Reporter berichtete, gingen die Polizisten auch in weitere
Hallen. (dpa)
## 13:15 Uhr: Verdi beklagt Einschränkung der Pressefreiheit
Jörg Reichel, Geschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und
Journalisten-Union (dju) in Verdi Berlin-Brandenburg, hat in einer ersten
Zwischenbilanz zum Polizeieinsatz in Lützerath die Einschänkungen der
Pressefreiheit beklagt. „Die Polizei wie auch RWE Security haben den Zugang
zu Lützerath über die L12 gegenüber zahlreichen Journalist:innen
verweigert“, [7][schreibt Reichel auf Twitter]. Die Polizei habe zudem „die
Löschung von Bildern“ von einer Fotografin gefordert und eine
Journalistin eingekesselt, [8][so Reichel weiter]. (taz)
## 13:10 Uhr: Grüne Jugend freut sich über stabilen Widerstand
Nach der Polizei hat auch der Bundessprecher der Grünen Jugend, Timon
Dzienus, die Lage in Lützerath als stabil bezeichnet. Allerdings anders
konnotiert. „An allen Ecken, Häusern und in Bäumen stehen etliche
Blockaden“, [9][schrieb Dzienus auf Twitter].
Während führende Politiker:innen seiner Mutterpartei den
Polizeieinsatz und die Räumung Lützerath verteidigten, hatte Dzienus schon
am Morgen verkündet: „Wir verteidigen #Lützerath.“ Und dazu ein Selfie
[10][mit erhobener Faust getwittert]. Später kritisierte er, dass der
Polizeieinsatz vor Ort nichts mit der versprochenen Deeskalation zu tun
habe.
„Die Räumung des Dorfes und die darauffolgende Verbrennung der darunter
liegenden Kohle ist in der bestehenden und sich noch weiter verschärfenden
Klimakrise falsch“, unterstrich auch der Landessprecher der Grünen Jugend
NRW, Rênas Sahin, in einer Mitteilung. Die Grüne Jugend verstehe sich als
Teil der Klimabewegung. „Wir werden in den nächsten Wochen weiter laut auf
der Straße für Lützerath einstehen und bei den Aktionen rund um das Dorf
für wirksame Klimapolitik kämpfen“, kündigte er an. (taz, dpa)
## 12:55 Uhr: Prominente fordern Räumungsstopp
In einem offenen Brief haben mehr als 200 Prominente einen sofortigen Stopp
der Räumungsarbeiten im von Klimaaktivisten besetzten Dorf Lützerath im
Rheinischen Braunkohlerevier gefordert. Das Abbaggern der Kohle in
Lützerath sei „nicht nur eine Frage der Existenz eines Dorfs, sondern eine
Causa, die von globaler und klimapolitisch richtungsweisender Bedeutung
ist“, berichtete das Magazin Der Spiegel am Mittwoch unter Berufung auf den
Brief.
Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören demnach die
Schauspielerinnen Katja Riemann, Thelma Buabeng, Pheline Roggan, die
Schauspieler Peter Lohmeyer und Robert Stadlober sowie die Bands
Sportfreunde Stiller, Deichkind und Revolverheld, der Pianist Igor Levit
und die Influencerin Louisa Dellert.
Initiiert worden sei die Aktion von der Schauspielerin Luisa-Céline Gaffron
und dem Schauspieler Jonathan Berlin. Letzterer sagte dem Spiegel, er
wünsche sich, „dass durch unsere Aktion eine produktive Debatte entsteht,
dass die nächsten Tage friedlich verlaufen werden und die Lage nicht
eskaliert“. (afp)
## 12:45 Uhr: Bauzäune rund um Lützerath
Derweil werden rund um Lützerath doppelreihige Bauzäune aufgestellt. Die
Arbeiten würden vermutlich den ganzen Tag dauern, sagte ein Sprecher des
Energiekonzerns RWE am Mittwoch. Das Unternehmen, das die unter dem Ort
liegende Braunkohle für die Stromerzeugung abbauen will, hatte den Schritt
angekündigt.
Der Zaun werde etwa 1,5 Kilometer lang sein. „Er markiert das
betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen
Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung
zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt“, schrieb
der Konzern.
Die Polizei hatte betont, der Zaun diene nicht dazu, Demonstranten auf dem
Gelände von Lützerath einzuschließen. (dpa)
## 12.35 Uhr: Bundesweite Proteste von Fridays for Future
Die Klimaaktivisten von Fridays for Future haben bundesweit Proteste gegen
die Räumung in Lützerath angekündigt. Auf Twitter riefen sie zu
Demonstration in [11][Freiburg], [12][Hamburg], [13][Potsdam], [14][Kerpen]
und vielen anderen Orten auf, die teils spontan noch am heutigen Mittwoch,
teils in den kommenden Tagen stattfinden sollen.
Zudem hat die Klimabewegung angekündigt, dass am Donnerstag Prominente,
Geschäftsführer:innen, Wissenschaftler:innen Lützerath besuchen
werden, um ein Zeichen zu setzen. „Damit wollen sie den Aktivist:innen
vor Ort in ihrem Kampf um Lützerath und die 1,5°C-Grenze solidarisch
beistehen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Noch steht das Dorf, und vor allem ist die Kohle unter Lützerath noch
unter dem Boden“, sagte FFF-Sprecherin Louisa Neubauer laut der Mitteilung.
„Solange sie da liegt, können jederzeit neue Verhandlungen aufgenommen
werden“. Bis dahin aber brauche man großen zivilgesellschaftlichen Support.
(taz)
## 12:25 Uhr: Lage vor Ort hat sich etwas beruhigt
Im Camp bei Keyenberg berichten aus Lützerath zurückkommende
Aktivist:innen, dass die Polizei im Dorf am Morgen sehr rabiat vorgegangen
sei, erzählt taz-Reporterin Annika Reiß am Telefon. Menschen seien
geschlagen und zeitweise eingekesselt worden. Aktuell habe sich die Lage
allerdings auf beiden Seiten etwas beruhigt.
Über ein hartes Vorgehen der Polizei gegen Aktivist:innen, die von
Keyenberg nach Lützerath gealngen wollten, [15][berichtet auf Twitter auch
der Aktionsticker Lützerath]. (taz)
## 12:00 Uhr: Protest vor Grünen-Zentrale in Berlin
Aus Protest gegen die Räumung von Lützerath in Nordrhein-Westfalen haben
Klimaschutz-Demonstranten gelbe Kreuze an der Grünen-Zentrale in Berlin
angebracht. Sie klebten am Mittwochmorgen die großen Kreuze an die Wand,
die Fenster und Türen des Hauses in Berlin-Mitte und warfen den Grünen vor,
als Regierungspartei Verantwortung für die Räumung zu tragen und so das
Klima zu schädigen. Die linksradikale Gruppe Interventionistische Linke
Berlin [16][twitterte Fotos der Aktion]. (dpa)
## 11.35 Uhr: Zu viel Krach für Journalisten
Gerade läuft eine extrem laute Sirene durch das ganze Dorf. Eine
Journalistin kommt bei den Aktivist:innen vorbei und fragt: „Könnt ihr
das mal ausmachen? Ich will ein Interview führen.“
Wenig später ist die Sirene wieder aus, berichtet taz-Reporter Aron Boks.
(taz)
## 11:30 Uhr: Polizei jetzt wieder mit Shuttle-Service für
Journalist:innen
Die Polizei hat vor Ort einen „Shuttle-Service für Medienvertretende“,
[17][heißt es auf Twitter]. Der Service erfolge allerdings „ausschließlich
für Personen von der Akkreditierungsstelle bis zur Medienanlaufstelle“,
weil an der Medienanlaufstelle die Parkflächen bereits voll sind.
Die Verkehrswende hat Lützerath offenbar noch nicht erreicht. (taz)
## 11:25 Uhr: Eine letzte Zigarette
taz-Reporter Aron Boks gehen vor Ort die Zigaretten aus. Er habe nur noch
eine einzige, meldet er aus Lützerath. (taz)
## 11:10 Uhr: Polizei fordert: Kinder raus aus Lützerath!
Unter den Besetzern des Braunkohleorts Lützerath sind nach Angaben der
Polizei auch Familien mit kleinen Kindern. Die Einsatzkräfte kritisierten
das und forderten die Eltern zum Handeln auf. „Aufgrund weitreichender
Gefahren im Einsatzraum appelliert die #Polizei #Aachen an die
Erziehungsberechtigten, den Bereich umgehend mit ihren Kindern zu
verlassen“, [18][schrieben die Beamten am Mittwoch bei Twitter]. Die
Polizei helfe dabei, Familien sicher vom Gelände zu begleiten. In einem
Nachsatz betonten die Einsatzkräfte ohne weitere Erklärung: „Das zuständige
Jugendamt ist vor Ort und kümmert sich.“ (dpa)
## 11:05 Uhr: Live aus der Holzhütte
Vor einer der Holzhütten unterhalten sich zwei Polizist:innen. „Der eine
wollte bleiben“, hört man einen Polizisten sagen. „Die wollen hier alle
bleiben, denkst du, die kommen, um hier mal friedlich rauszugehen?“,
antwortet ein anderer, berichtet taz-Reporter Aron Boks aus einer der
Holzhütten. Drinnen sitzt eine Gruppe Aktivist:innen und singt Lieder:
„Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen die Braunkohle hier im Land. Auf die
Barrikaden, auf die Barrikaden!“ (taz)
## 11:00 Uhr: Polizei hält Lage für stabil
Nach dem Start der Räumung des besetzten Braunkohleortes Lützerath im
Rheinischen Revier hat sich die Lage nach Angaben eines Polizeisprechers am
Mittwochvormittag stabilisiert. Die Einsatzkräfte hätten den gesamten
Bereich abgesperrt, niemand komme mehr unbefugt hinein, hieß es. Nun sei
die Polizei auf dem gesamten Gelände aktiv, entferne etwa Barrikaden und
bringe Aktivisten nach draußen. Personen könnten sich, wenn überhaupt, nur
noch eingeschränkt in dem Areal bewegen. (dpa)
## 10:40 Uhr: Polizei räumt Eibenkapelle
Die Eibenkapelle in Lützerath ist nach Angaben von Aktivist:innen unter
Einsatz von sogenannten Schmerzgriffen von der Polizei geräumt worden. Das
Vorgehen werde von der Initiative als schwerer Angriff auf die
Religionsfreiheit eingeordnet, heißt es in einer Pressmitteilung.
[19][Die Eibenkapelle] war ein von christlichen Klimaaktivist:innen
in Lützerath errichteter Ort mit Holzkreuzen für Gebete und Andachten.
(taz)
## 10:35 Uhr: Aktivist:innen wollen nicht gehen
Trotz der Aufforderung der Polizei, den Braunkohleort Lützerath zu
verlassen, wollen Aktivisten das Dorf weiter besetzt halten. „Die Menschen
sind fest entschlossen, dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude
zu schützen“, sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative „Lützerath
lebt“. Zu möglichen Verletzten habe sie noch keine Erkenntnisse.
Unter anderem seien Aktivisten auf Baumhäusern, in Gebäuden und Hütten,
sagte Sauer. Die Räumung werde „auf jeden Fall noch lange dauern“. (dpa)
## 10:30 Uhr: Videos zeigen Molotowcocktail und brennende Barrikade
Zwei Videos, die auf Twitter verbreitet wurden, zeigen den Wurf eines
Molotowcocktails sowie [20][eine brennende Barrikade]. Der Brandsatz wurde
demnach [21][auf ein leeres Stück einer asphaltierten Straße geworfen].
Polizistin:innen eilten ihm entgegen. Das Feuer brannte anschließend
auf dem Asphalt aus. (taz)
## 10:03 Uhr: Polizei macht Blockade für beschränkten Pressezugang
verantwortlich
Die Polzei macht eine Straßenblockade von Aktivist:innen darfür
verantwortlich, dass Journalisten sich nicht frei bewegen können. „Aufgrund
einer Sitzblockade auf der L277 im Bereich #Lützerath ist der #Polizei
Shuttle für Pressevertretende momentan eingeschränkt“, [22][twitterte die
Polizei Aachen]. Eine Lösung werde momentan erarbeitet.
Die L277 führt unmittelbar an Lützerath vorbei. (taz)
## 10:25 Uhr: Gericht lehnt weiteren Eilantrag von Aktivisten ab
Das Verwaltungsgericht Aachen hat am Mittwoch zwei weitere Eilanträge gegen
das Aufenthaltsverbot in dem Braunkohleort Lützerath abgelehnt. Das Gericht
stufte die entsprechende Allgemeinverfügung des Kreises Heinsberg wie
bereits in der Vorwoche als „voraussichtlich rechtmäßig“ ein, wie das
Gericht am Mittwoch mitteilte. Rechtsgrundlage sei das Polizei- und
Ordnungsrecht.
Die erste Entscheidung aus Aachen wurde bereits am Montag vom
Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Münster
bestätigt. Das Betreten von Lützerath könne nicht unter Berufung auf
zivilen Ungehorsam infolge eines Klimanotstands gerechtfertigt werden.
Gegen die aktuellen Beschlüsse ist erneut Beschwerde beim
Oberverwaltungsgericht möglich.
Nach Angaben des Verwaltungsgerichts haben die Klimaaktivisten weitere
Eilanträge eingereicht. Hier geht es um Versammlungsrecht und die
Durchführung einer Mahnwache. (dpa)
## 10:20 Uhr: Polizei fordert zum Verlassen der Hütten auf
Die Polizei hat Aktivist:innen aufgefordert, die Holzhütten im Dorf
Lütezrath zu verlassen, berichtet taz-Reporter Aron Boks. In den Hütten
halten sich viele Menschen auf, aktuell würden sie sich ruhig verhalten und
bleiben. (taz)
## 10:15 Uhr: Mit Musik gegen die Räumung
Der Kontrast könnte größer kaum sein: Als Polizisten mit Schutzschild, Helm
und in voller Montur am Mittwoch in den besetzten Braunkohleort Lützerath
kamen, waren auch Klavierklänge, Gebete und geistliche Gesänge zu hören.
Einige Aktivisten protestierten bewusst mit leisen Tönen gegen den
Polizeieinsatz. Ein Aktivist saß mitten im Regen an einem alten Klavier und
spielte. Andere hatten sich um ein Kreuz versammelt, beteten und sangen
„Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Weit oben auf einem Baumhaus saß
ein Aktivist und spielte Gitarre.
Ein Video, das [23][die Initiative „Lützerath bleibt“ getwittert hat],
zeigt, wie aus umstellten Holzhütten und Baumhäusern Musik erklingt.
(dpa/taz)
## 10:00 Uhr: Polizei droht mit „Anwendung unmittelbaren Zwangs“
Die Polizei hat Aktivisten ultimativ aufgefordert, die Besetzung des
Braunkohleorts Lützerath aufzugeben. Es gebe nun noch eine letzte
Möglichkeit, den Ort freiwillig zu verlassen. Andernfalls „müssen Sie mit
der Anwendung unmittelbaren Zwangs rechnen“, hieß es in einer Durchsage der
Polizei am Mittwochmorgen. Erste Aktivisten folgten der Aufforderung und
gingen freiwillig. Sie wurden von Polizisten vom Gelände eskortiert. Viele
wollen aber weiter Widerstand leisten.
Auch taz-Reporter Aron Boks berichtet über die Aufforderung. (dpa/taz)
## 09:40 Uhr: taz-Reporter meldet sich aus einer ruhigeren Ecke
taz-Reporter Aron Boks kann die Meldung der Polizei, laut der
Aktivist:innen Molotowcocktails geworfen haben, nicht direkt
bestätigen. „Gesehen habe ich das nicht“, so Boks am Telefon, aber es habe
entsprechend geknallt. Sicher sei, dass Steine in Richtung der Polizei
geworfen worden seien. Das habe er selbst gesehen und sich daraufhin in
eine ruhigere Ecke des Dorfes begeben.
Der Journalist Leon Enrique Montero, der ebenfalls vor Ort ist, hat auf
Twitter bestätigt, dass [24][mindestens ein Molotow-Cocktail] geflogen sei.
Auch [25][Feuerwerk sei gegen Polizisten] eingesetzt worden.
In einem Haus hätten sich Aktivist:innen verbarrikadiert. Die Polizei
versuche, einzudringen, wie weit sie dabei erfolgreich ist, sei unklar.
Aktuell sei die Polizei überall in Lützerath. Das sei sehr schnell
gegangen, weil sie von allen Seiten in das Dorf vorgerückt seien. Damit
habe im Dorf niemand gerechnet. (taz)
## 09:35 Uhr: Lützerath komplett umstellt
Ein Luftbild, das der [26][Aktionsticker Lützerath auf Twitter verbreitet],
zeigt, dass die Polizei das Dorf von allen Seiten umstellt hat. (taz)
## 09:25 Uhr: Polizei beschwert sich über Molotowcocktails
Bei der Räumung des Braunkohleortes Lützerath sind nach Angaben der Polizei
Steine und Pyrotechnik in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden. Auch
Molotowcocktails seien eingesetzt worden. „Unterlassen Sie sofort das
Werfen von Molotowcocktails. Verhalten Sie sich friedlich und gewaltfrei!“,
[27][schrieb die Polizei bei Twitter]. Zudem seien Gegenstände aus einem
Haus in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden, wie ein dpa-Reporter
berichtete. (dpa)
## 09:20 Uhr: Aktivist:innen versuchen Lützerath zu erreichen
Im Camp Keyenberg machen sich Aktivist:innen auf den Weg, um die
Räumung in Lützerath zu behindern, berichtet taz-Reporterin Annika Reiß. Es
sei aber unklar, ob sie überhaupt noch das rund zwei Kilometer entfernte
Dorf erreichen würden, weil die Polizei längst überall sei.
Selbst Journalisten sei auf einer Landstraße der Zugang zum Dorf verwehrt
worden, habe es in einer Meldung der Gewerkschaft Verdi geheißen. (taz)
## 09:00 Uhr: Die Polizei ist im Dorf
„Es ist richtig krass“, berichtet taz-Reporter Aron Broks am Telefon aus
Lützerath. Die Polizei sei bereits im Dorf Lützerath. Er habe das Haus, in
dem er seit Tagen übernachtet habe, [28][um das Tagebuch Countdown
Lützerath zu schreiben], verlassen müssen, weil die Lage dort eskaliert
sei. Es seien Steine geflogen. Er könne nun bereits die Polizisten durch
die Fenster des Hauses sehen. (taz)
## 08:45 Uhr: Aktivist:innen streamen live aus dem Baum
Die Aktivist:innen streamen immer wieder Livevideos vom Polizeieinsatz
in und um Lützerath. [29][In einem auf Twitter verbreiteteten Video], das
offensichtlich aus einem Baumwipfel gefilmt wurde, ist zu sehen, wie
Polizist:innen an einem auf einer Straße errichteten Zaun und zwischen
Bäumen stehen. Aus dem Off erklingt Geigenmusik. Eine Sprecherin erklärt,
das Video sei mitten aus dem Dorf, in dem „die Cops“ zuvor Leute aus dem
Weg geprügelt hätten. (taz)
## 08:15 Uhr: Aktivist:innen bitten um Unterstützung
Ein Sprecher der Initiative „Lützerath bleibt!“ hat Unterstützer:innen
dazu aufgerufen, die Sachen zu packen und „die Räumung von drei Seiten zu
verhindern“. [30][In einem auf Twitter verbreiteten Video sagte er], im
Dorf habe es am Morgen Großalarm gegeben. „Die Cops haben begonnen, Zäune
aufzubauen. Wir bilden Menschenketten, wir blockieren, wir lassen sie nicht
rein.“ (taz)
## 08:10 Uhr: Polizei umstellt das Dorf Lützerath
Die Räumung des [31][besetzten Braunkohleorts Lützerath] steht offenbar
unmittelbar bevor. Um kurz nach 8 Uhr hat die Polizei das Dorf umstellt.
„Die #Polizei #Aachen hat in den frühen Morgenstunden damit begonnen, die
Ortslage #Lützerath zu umstellen“, [32][schrieb die Polizei Aachen am
Morgen auf Twitter].
Am Mittwochmorgen schallten Sirenen und Alarmglocken durch die Straßen.
„Wir glauben, dass es gleich losgeht, weil hier viele Polizeiwagen
langgefahren sind“, sagte eine Sprecherin der Aktivist:innen. „Durch den
Tagebau fährt eine nicht endende Kette von Polizeiwagen“, hieß es im
Telegram-Kanal „Lützerath Lebt! Infokanal“.
Einige Aktivist:innen kletterten auf hohe Monopods und Tripods – das
sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Sie wurden in den
vergangenen Tagen errichtet, um es der Polizei möglichst schwer zu machen,
an die Aktivisten heranzukommen.
Der Energiekonzern RWE hatte angekündigt, an diesem Mittwoch mit dem
„Rückbau“ des rheinischen Braunkohleortes Lützerath zu beginnen. „Als e…
der ersten Maßnahmen wird aus Sicherheitsgründen ein gut anderthalb
Kilometer langer Bauzaun aufgestellt“, teilte der Konzern am Morgen mit.
„Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten
Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der
ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher
entfernt.“
Ob damit auch der Polizeieinsatz zur Räumung des Geländes beginnt, ließ der
Konzern offen und verwies auf die Polizei. Die wiederum bestätigte
lediglich, dass mit einer Räumung „ab Mittwoch jederzeit gerechnet werden“
müsse. Ein Polizeisprecher kündigte weitere Absperrmaßnahmen des Ortes an.
Lützerath könne im Laufe des Einsatzes von der Polizei umstellt werden.
(dpa/epd)
## 07:45 Uhr: Wind, Regen, Matsch
Am frühen Mittwochmorgen wurden bereits starke Einsatzkräfte rund um
Lützerath zusammengezogen, wie dpa-Reporter berichteten. Es regnete stark
und anhaltend, ein kräftiger Wind wehte, die Böden waren aufgeweicht.
„Alle erforderlichen Genehmigungen und gerichtlichen Entscheidungen liegen
vor, und alle ursprünglichen Einwohner haben den Ort längst verlassen“,
betonte RWE. „Das Unternehmen bedauert, dass der anstehende Rückbau nur
unter großem Polizeischutz stattfinden kann und dass Gegner des Tagebaus zu
widerrechtlichen Störaktionen und auch Straftaten aufrufen.“
Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der
Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen,
argumentierte der Energiekonzern. Die Aktivisten bestreiten das und
verweisen dabei unter anderem auf eine Studie von Wissenschaftlern mehrerer
Universitäten, die sich als „CoalExit Research Group“ zusammengeschlossen
haben. Demnach reicht die Kohle im aktuellen Abbaubereich allemal aus –
auch unter den Bedingungen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten
Energiekrise.
## 07:30 Uhr: Grüner Umweltminister verteidigt Abbaggerung
Der nordrhein-westfälische Umweltminister Oliver Krischer (Grüne)
verteidigt den [33][politischen Kompromiss zur Abbaggerung Lützeraths]. Im
Gegenzug werde der Tagebau halbiert und fünf Dörfer blieben erhalten,
[34][sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk]. Das sei
ein „wesentlicher Schritt in Richtung Klimaschutz“.
Die bevorstehende Räumung des Protestdorfs ist nach Einschätzung des
Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach einer der herausforderndsten
Einsätze der letzten Jahre. Die Polizei erhält dafür Unterstützung aus dem
ganzen Bundesgebiet. Aktivisten haben etwa 25 Baumhäuser errichtet, einige
davon in großer Höhe.
„Trotz des Regens sind die Leute weiter entschlossen“, sagte Aktivistin
Lakshmi am Mittwochmorgen in Lützerath. „Wir werden weiter
Blockadetechniken anwenden, um uns der Polizeimacht entgegenzustellen.“
(dpa/epd)
11 Jan 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/LuetziTicker22/status/1613173550298324992
[2] https://www.alle-doerfer-bleiben.de/demo/
[3] https://de.scientists4future.org/offener-brief-ein-moratorium-fuer-die-raeu…
[4] https://www.pik-potsdam.de/members/stefan
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[11] https://twitter.com/FridayForFuture/status/1613066534246666240
[12] https://twitter.com/FridayForFuture/status/1613066537518202880
[13] https://twitter.com/FridayForFuture/status/1613066535844601857
[14] https://twitter.com/FridayForFuture/status/1613066534246666240
[15] https://twitter.com/LuetziTicker22/status/1613140844445310978
[16] https://twitter.com/IL_Berlin/status/1613116511182258177
[17] https://twitter.com/Polizei_NRW_AC/status/1613116626848841728
[18] https://twitter.com/Polizei_NRW_AC/status/1613110191930707970
[19] https://twitter.com/Kirche_an_Kante/status/1613096461717078019
[20] https://twitter.com/jannibal_/status/1613087353915981825
[21] https://twitter.com/jannibal_/status/1613086170514161664
[22] https://twitter.com/Polizei_NRW_AC/status/1613105797596078080
[23] https://twitter.com/LuetziBleibt/status/1613101046989033472
[24] https://twitter.com/le0nenrique/status/1613089693448413184
[25] https://twitter.com/le0nenrique/status/1613101784754540544
[26] https://twitter.com/LuetziTicker22/status/1613092629578764288
[27] https://twitter.com/Polizei_NRW_AC/status/1613086631560454145
[28] /Countdown-Luetzerath/!t5905882
[29] https://twitter.com/LuetziBleibt/status/1613082465069068289
[30] https://twitter.com/LuetziBleibt/status/1613069634730872832
[31] /Tagebuch-aus-Luetzerath-10/!5905055
[32] https://twitter.com/Polizei_NRW_AC/status/1613070677568901121
[33] /Protest-gegen-Kohleabbau-in-Luetzerath/!5908208
[34] https://www.deutschlandfunk.de/luetzerath-vor-raeumung-int-oliver-krischle…
## AUTOREN
Aron Boks
Annika Reiß
Gereon Asmuth
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