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# taz.de -- Mutmaßlicher BND-Spion: Gift für die Beziehungen zu Kyjiw
> Ein mutmaßlicher Agent wird im BND enttarnt. Der Fall ist ein fatales
> Signal außen- wie innenpolitisch. Wie verlässlich sind die
> Sicherheitsbehörden?
Bild: Will sich bis auf Weiteres nicht öffentlich zu dem Skandal äußern: BND…
Vertrauen ist das zerbrechlichste Gut in Kriegszeiten. Ein Gut, das sorgsam
behandelt und immer wieder unter Beweis gestellt werden muss. Und so ist
die Nachricht von dem Spion im Auftrag Moskaus in den Reihen des
Bundesnachrichtendienstes pures Gift für die vertrauensvolle Beziehung zur
Ukraine. Der [1][mutmaßliche Agent] wurde festgenommen, BND-Büros wurden
durchsucht. Gibt es da noch mehr?
Hat die Bundesregierung ihre Behörden nicht im Griff? Einen Agenten in den
gegnerischen Geheimdienst einzuschleusen ist so etwas wie die
Königsdisziplin der Spionage – wer sich dagegen nicht zu schützen weiß, an
dessen Verlässlichkeit entstehen Zweifel. Zweifel, von denen die
ukrainische Sicht auf Deutschland ohnehin geprägt ist: Zwar pumpt die
Bundesregierung Hunderte Millionen in unmittelbare Hilfen für die
Bevölkerung in der Ukraine, [2][in den Wiederaufbau].
Doch der [3][Schlingerkurs bei den Waffenlieferungen], die über Jahre
geprägten engen wirtschaftlichen Verbindungen zu und Abhängigkeiten von
Russland säten Zweifel, die sich auch nach mehr als 300 Tagen Krieg nicht
völlig ausräumen lassen. Der Zeitpunkt der Enttarnung ist denkbar ungünstig
– ausgerechnet dann, wenn dem ukrainischen Präsidenten Wolodomir Selenski
die internationale Bühne gehört. Hat er doch unter größten
Sicherheitsrisiken sein Land verlassen und in den USA um weitere
Unterstützung geworben.
[4][Seine Reise] war notwendig auch deshalb, da der Krieg in der Ukraine
noch lange dauern wird, der russische Aggressor Wladimir Putin militärisch
keine Geländegewinne macht, sondern in seinem Hass die zivile Infrastruktur
des Landes bombardiert, im Winter die Menschen mit Stromausfällen, Hunger,
gekappten Wasserversorgungen drangsaliert. Während in Washington die
Anti-Putin-Allianz bestärkt wird, kann man sich in Berlin nicht sicher
sein, dass keine heiklen Sicherheitsinformationen an den Aggressor
geliefert werden.
Auch innenpolitisch ist der Fall mutmaßlicher Spionage heikel. Spätestens
mit Kriegsbeginn am 24. Februar ist klar geworden, wie verletzlich die
Bundesrepublik ist. Digitale Angriffe auf Verwaltungen und Unternehmen
haben zugenommen. Die sogenannte Kritische Infrastruktur Deutschlands gerät
gezielt in den Fokus. Vom hybriden Krieg ist die Rede, davon, dass nicht
nur auf dem Schlachtfeld gekämpft wird, sondern unsere Versorgungseinheiten
angegriffen werden. Ein Beispiel war der [5][Sabotageakt auf die
Nordstream-Pipelines].
Wie groß die Gefahr russischer Infiltration ist, stellt auch der Chef des
Auslandsgeheimdienstes Bruno Kahl klar: Mit Russland habe man es mit einem
Akteur zu tun, „mit dessen Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft wir zu
rechnen haben.“ Es wird hektisch werden über die Feiertage bei den
Geheimdiensten. Nun wird durchgekämmt im Personal. „[6][Das zeigt, wie
wachsam wir sein müssen]“, twitterte Bundesjustizminister Marco Buschmann.
Hoffentlich kommt diese Erkenntnis nicht wirklich erst jetzt.
23 Dec 2022
## LINKS
[1] /Festnahme-durch-Bundesanwaltschaft/!5904501
[2] /Wiederaufbau-der-Ukraine/!5887128
[3] /Ruestungshilfe-fuer-die-Ukraine/!5843443
[4] /Selenski-in-den-USA/!5904350
[5] /Lecks-an-Nord-Stream-Pipelines/!5884571
[6] https://twitter.com/MarcoBuschmann/status/1605994908384256000?cxt=HHwWgICjl…
## AUTOREN
Tanja Tricarico
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Nancy Faeser
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