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# taz.de -- Doppelagenten beim BND: Wozu Russland fähig ist
> Der BND stand schon vor dem Skandal um einen Mitarbeiter, der
> Informationen an Russland weitergab, schlecht da. Es gilt, Gefahren
> besser zu erkennen.
Bild: Von außen gut gesichert. Und von innen? BND-Zentrale in Berlin
Es ist ein Desaster für den Bundesnachrichtendienst. Ein Mann aus den
eigenen Reihen reicht Geheiminformationen an Russland weiter, mitten in
dessen Angriffskrieg auf die Ukraine. Der Mann ist nicht irgendwer,
[1][sondern ein Referatsleiter in der zentralen Abteilung für Technische
Aufklärung], der Zugriff auf eine Vielzahl interner Dokumente hat. Und das
Ganze wird dem BND erst durch einen Partnerdienst bekannt – der auf
russischen Rechnern BND-Daten entdeckte.
Der Schaden für den deutschen Dienst ist immens. Er dürfte vor allem bei
seinen Partnern wie der NSA oder dem GCHQ einen herben
[2][Vertrauensverlust] bedeuten, die werden ihre Info-Weitergaben an die
Deutschen nun sehr genau prüfen. Zudem ist nicht ausgemacht, dass es bei
dem einen Fall bleibt: Zumindest eine weitere BND-Mitarbeiterin wurde
durchsucht – sie gilt aber vorerst als entlastet.
Schon vorher stand der BND nicht glänzend da. Bereits vor Jahren, in der
NSA-Affäre, offenbarte der Dienst eine Datensammelwut, die auch Verbündete
traf und üppigst mit dem US-Dienst geteilt wurde. Dann sah er in
Afghanistan die schnelle Machtübernahme der Taliban nicht kommen. Vor einem
Angriff auf die Ukraine warnte er zwar, beim Ausbruch weilte Präsident
Bruno Kahl aber ausgerechnet in Kiew. Verwiesen wurde auf einen von den
Ukrainern erbetenen Termin. Aber das Bild war einmal mehr unglücklich.
Und nun der Verratsverdacht. Das Anwerben von Informanten auch in
gegnerischen Geheimdiensten gehört zwar zum Spionagealltag. Dass dies
Russland aber gerade jetzt gelingt, kommt zur Unzeit. Denn lange galt nicht
nur das deutsche Kanzleramt, sondern auch der ihm unterstellte BND als
russlandfreundlich. Nach der Jahrtausendwende löste dieser seine
Gegenspionage gänzlich auf, fokussierte auf den Antiterrorkampf. Erst vor
wenigen Jahren wurde sie wieder hochgefahren. Da hatte Russland bereits
bewiesen, dass es vor nichts zurückschreckt: Angriffe auf Georgien und die
Krim, Giftattacken, es folgten Hackerangriffe, Desinformation, ein [3][Mord
im Berliner Tiergarten].
Der BND hatte zuletzt vor der russischen Gewalttätigkeit gewarnt, auch
davor, dass sich Putin nicht nur im Kampf gegen die Ukraine, sondern die
ganze demokratische Welt sehe – die deutsche Politik ließ es lange eher
verhallen.
Als zuletzt, vor acht Jahren, ein BND-Doppelagent festgenommen wurde, der
Papiere an die CIA weitergab, verkündete der Dienst, er werde die
Kontrollen deutlich verschärfen. Nun muss noch einmal nachgeschärft werden.
Denn zumindest eines scheint jetzt allen klar: Wozu Russland auch [4][bei
der Spionage gewillt und in der Lage ist].
30 Dec 2022
## LINKS
[1] /Festgenommener-BND-Mitarbeiter/!5901385
[2] /Mutmasslicher-BND-Spion/!5904516
[3] /Urteil-im-Prozess-um-Tiergartenmord/!5819261
[4] /Festnahme-durch-Bundesanwaltschaft/!5904501
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Energiekrise
BND-Spitzelaffäre
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Spionage
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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