# taz.de -- Festgenommener BND-Mitarbeiter: In heikler Position | |
> Der verhaftete BND-Mitarbeiter, der für Russland spioniert haben soll, | |
> war offenbar Referatsleiter und hatte Zugang zu einer Vielzahl an | |
> Dokumenten. | |
Bild: Wenn spätabends noch Licht brennt: Zentrale des BND in Berlin | |
BERLIN taz | Der BND hüllt sich weiter in Schweigen. [1][Kurz vor | |
Weihnachten war einer seiner Mitarbeiter verhaftet worden]. Der brisante | |
Vorwurf: Carsten L. soll BND-interne Informationen ausgerechnet an Russland | |
weitergegeben haben, mitten im Angriffskrieg auf die Ukraine. Zu Details | |
schweigen der Nachrichtendienst und die ermittelnde Bundesanwaltschaft | |
bisher. | |
Die Personalie aber ist heikel: Laut Informationen aus Sicherheitskreisen | |
handelt es sich um einen Referatsleiter der technischen Auslandsaufklärung. | |
Die BND-Abteilung nutzt Nachrichtentechnik, um Informationen über Absichten | |
und Fähigkeiten anderer Staaten und internationale Akteure zu gewinnen und | |
auszuwerten. Carsten L. soll dort als Referatsleiter Zugriff auf alle | |
relevanten Informationen gehabt haben, auch die von internationalen | |
Partnerdiensten, wie Welt und Focus zuerst berichteten. Dass L. auch | |
Lageeinschätzungen des BND zur Ukraine an Russland weitergab, soll dagegen | |
nicht stimmen. | |
Offen bleibt das Motiv von Carsten L., etwa aus finanziellen oder | |
ideologischen Anreizen. Die Bundesanwaltschaft äußert sich bisher nicht | |
dazu, ob er nach der Festnahme ausgesagt hat. Für den Verdacht, dass L. | |
erpresst worden sein könnte, gibt es offenbar vorerst keine Hinweise. | |
## Ein zweiter Durchsuchter ist wohl entlastet | |
Geprüft wird, ob weitere BND-Mitarbeiter Informationen weitergaben. Am Tag | |
der Festnahme war eine weitere Person durchsucht worden. Nach | |
taz-Informationen handelte es sich dabei ebenso um einen BND-Mitarbeiter. | |
Dieser soll aber inzwischen entlastet sein. | |
Der BND war laut eigener Auskunft selbst auf den möglichen Verräter | |
gestoßen und hatte die Bundesanwaltschaft eingeschaltet. Diese wirft ihm | |
nun Landesverrat vor. In besonders schweren Fällen zieht das eine | |
Haftstrafe von mindestens fünf Jahren nach sich. Das Kanzleramt war seit | |
Längerem über den Vorgang informiert, wie eine Sprecherin der taz | |
bestätigte. | |
Der BND und die Bundesanwaltschaft wollten sich am Dienstag nicht zu dem | |
Fall äußern. BND-Präsident Bruno Kahl hatte zuvor erklärt, Diskretion seien | |
in diesem Fall besonders wichtig. Mit Russland habe man es mit einem Akteur | |
zu tun, der „[2][Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft]“ an den Tag lege. | |
Jedes Detail, das an die Öffentlichkeit gelange, bedeutet einen Vorteil | |
Russlands in seiner Absicht, Deutschland zu schaden. | |
## Justizminister fordert auf, wachsam zu sein | |
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte auf Twitter erklärt, der | |
Fall zeige, [3][„wie wachsam wir sein müssen“]. Wenn sich der Verdacht | |
bestätigte, sei aber „ein wichtiger Schlag gegen russische Spionage | |
gelungen“. | |
Auch der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner sagte der taz, noch sei es zu früh | |
für Schlussfolgerungen. Zunächst brauche es eine „gründliche Aufklärung�… | |
Aber: „Dass es sich um einen gravierenden Vorgang handelt, steht außer | |
Frage.“ | |
27 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Festnahme-durch-Bundesanwaltschaft/!5904501 | |
[2] /Festnahme-durch-Bundesanwaltschaft/!5904501 | |
[3] https://twitter.com/MarcoBuschmann/status/1605994908384256000?ref_src=twsrc… | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## TAGS | |
BND | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Spionage | |
Bundesanwaltschaft | |
GNS | |
BND | |
Spionage | |
BND-Spitzelaffäre | |
Spionage | |
Energiekrise | |
Greta Thunberg | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
BND | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mutmaßlicher Doppelagent für Russland: Anklage gegen BND-Mann | |
Ein BND-Mitarbeiter und ein Komplize sollen interne Informationen an Moskau | |
weitergegeben haben. Nun drohen ihnen viele Jahre Haft. | |
Nach Russland-Spionageaffäre: BND will Konsequenzen ziehen | |
Ein Mitarbeiter des deutschen Auslandsnachrichtendienstes soll geheime | |
Erkenntnisse an Russland verraten haben. Der BND will nun die | |
Eigensicherung prüfen. | |
Doppelagent beim BND: Möglicher Spionage-Komplize in Haft | |
Im Fall des mutmaßlichen BND-Doppelagenten Carsten L. wurde ein möglicher | |
Helfer verhaftet. Er soll die Interna nach Russland gebracht haben. | |
Buch „Die Unsichtbaren“: D-Day-Girls und Vorzimmerdamen | |
Vom Kaiserreich bis heute: Ann-Katrin Müller und Maik Baumgärtner | |
beleuchten die lang unterschätzte Rolle von Frauen im Spionagewesen. | |
Doppelagenten beim BND: Wozu Russland fähig ist | |
Der BND stand schon vor dem Skandal um einen Mitarbeiter, der Informationen | |
an Russland weitergab, schlecht da. Es gilt, Gefahren besser zu erkennen. | |
Thunberg, Musk und der Gaspreis: Heuchelei und Leckerli | |
Thunberg lästert über kleine Pimmel, Musk fordert Qualität, und meine | |
Hündin ist zwar klüger, aber auch nicht unbestechlicher als mancher Mensch. | |
Mutmaßlicher BND-Spion: Gift für die Beziehungen zu Kyjiw | |
Ein mutmaßlicher Agent wird im BND enttarnt. Der Fall ist ein fatales | |
Signal außen- wie innenpolitisch. Wie verlässlich sind die | |
Sicherheitsbehörden? | |
Festnahme durch Bundesanwaltschaft: Moskaus Mann beim BND | |
Ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes wurde bereits am Mittwoch | |
wegen Spionage verhaftet. Der Vorwurf lautet auf Landesverrat. | |
Warnungen der Geheimdienste: Der Krieg ist längst nicht am Ende | |
Die deutschen Geheimdienstchef:innen warnen, dass Russland im Krieg | |
Atomwaffen einsetzen könnte. In Deutschland nehmen Cyberangriffe zu. |