Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kinotipp der Woche: 10 Sekunden
> Das Female Freedom Film Festival läuft zeitgleich in Berlin, Tblisi und
> Tscherniwzi und zeigt Filme aus der Ukraine, Georgien, Belarus und
> Armenien.
Bild: Szene aus „Nothing To Be Afraid Of“ (Regie: Silva Khnkanosian, FR 201…
Keuchend schleppen sich fünf Frauen und ein Mann schwer beladen eine Anhöhe
hinauf. Am Anfang des Wegs hat ein Schild vor Minen gewarnt. Auf halber
Höhe hält die Gruppe, verteilt die Ausrüstung und setzt die Plastikvisiere
auf. Rote Metallstäbe markieren die Grenzen des Gebiets, das schon auf
Minen abgesucht ist.
Vorsichtig entfernen die Frauen Laub und Äste von der Oberfläche, dann
suchen sie den Boden Stück für Stück mit Detektoren ab. Die Arbeit am Hang
ist anstrengend. Eine der Frauen zieht ein Tuch aus der Brusttasche ihrer
Schutzweste und wischt den Beschlag von der Innenseite des Visiers.
Schlagen die Detektoren an, wird die Stelle markiert. Behutsam wird die
Umgebung der Mine freigelegt. Abends sitzen die Frauen in einer Hütte etwas
weiter unten im Tal essen und erzählen Witze.
Der Dokumentarfilm!Nothing to Be Afraid Of!“ der armenischen Regisseurin
Silva Khnkanosian zeigt die Mühsal des Minenräumens in Bergkarabach. Am
Donnerstag läuft der Film im Rahmen des [1][Female Freedom Film Festival]
im Kino in der Brotfabrik.
Das Festival findet zeitgleich in Berlin, der georgischen Hauptstadt Tblisi
und Tscherniwzi in der Westukraine statt. Es zeigt gut 20 Filme von
Filmemacherinnen aus der Ukraine, Georgien, Belarus und Armenien. Statt
Tickets zu verkaufen, wird im Rahmen des Festivals Geld für ukrainische
Organisationen gesammelt.
Zwei Filme der ukrainischen Regisseurin Yuliia Hontaruk ergeben ein
Diptychon des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt. Am 24. Januar
2015 greifen russische Truppen und von Russland unterstützten Separatisten
die Hafenstadt Mariupol mit Raketen und Artillerie an. Getroffen wird unter
anderem ein Wohnhaus. Hontaruks gut einstündiger Dokumentarfilm „Ten
Seconds“ zeigt Aufnahmen kurz nach dem Angriff, führt Gespräche mit
ausgebombten Anwohner_innen.
Der Kurzfilm „Fortress Mariupol. Orest“ ist Teil einer Reihe von kurzen
Dokumentarfilmen über die Verteidigung des Azovstal-Stahlwerkes in Mariupol
gegen die russischen Angriffe. Der Film wechselt zwischen Aufnahmen der
Stadt und Videoanrufen, in denen Dmytro Kozatskyi, der Presseoffizier des
Azov Regiments, aus dem Alltag der Verteidigungskämpfe berichtet.
Ein ganz anderes Bild der Ukraine und des Kriegs zeichnet „Plai. A Mountain
Path“, das Langfilmdebüt der ukrainischen Dokumentarfilmregisseurin Eva
Dzhyshyashvili. Der Film beginnt mit Landarbeit, der Pflege eines Wegs
hinauf in die Berge, dem alltäglichen Melken der Kühe.
Erst nach und nach kommen der Krieg und die Erlebnisse des Großvaters zum
Vorschein. Im Kontrast zum bäuerlichen Leben, das den Film über weite
Strecken prägt, wirkt der Krieg noch unwirklicher als ohnehin schon.
In den Filmen seiner ersten Ausgabe bettet das Female Freedom Film Festival
den Krieg Russlands gegen die Ukraine ein in eine Reihe von Konflikten im
post-sowjetischen Raum. Für ein Berliner Publikum ist das Festival dadurch
eine gute Gelegenheit, den aktuellen Konflikt in einem breiteren Kontext zu
sehen. Fabian Tietke
29 Nov 2022
## LINKS
[1] https://www.fff-festival.com/de/
## AUTOREN
Fabian Tietke
## TAGS
taz Plan
Kino Berlin
Filmfestival
Ukraine
Armenien
taz Plan
lesbisch
Schwerpunkt Rassismus
Filmrezension
Animationsfilm
taz Plan
Dokumentarfilm
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kinotipp der Woche: Heiter mit Blasmusik
Matevž Luzars „Orkester“ begleitet eine slowenische Blasmusiktruppe nach
Österreich und zeigt die Tournee als Ausnahmesituation schlechthin.
Spielfilm über queere Rapperin: Teenies lieben toxisch
In „Heartbeast“, dem Spielfilmdebüt von Aino Suni, verliert eine queere
Rapperin ihr Herz an ihre Stiefschwester. An der Figurenzeichnung hapert
es.
Spielfilm „Die stillen Trabanten“: Der Versuch, Nähe zuzulassen
Der Spielfilm „Die stillen Trabanten“ von Thomas Stuber nach einem Buch von
Clemens Meyer ist sehr gut besetzt. Er erzählt leise von Verletzlichkeit.
Kinoempfehlungen für Berlin: Die Fakten eines Lebens
In „Eine Frau“ geht Jeanine Meerapfel ihren Erinnerungen auf den Grund.
Lars Henrik Ostenfeld mit „Into the Ice“ der Gletscherschmelze in Grönland.
Japanischer Animationsfilm „Inu-oh“: Das Geheimnis der Kürbismaske
„Inu-oh“ zeigt die Anfänge des japanischen Nō-Theaters als Rockmusical. Er
überzeugt mit gedämpften Farben und dynamischen Bildern.
Kinotipp der Woche: Doppelte Bestrafung
Die Reihe „Einmal die Papiere bitte! Staatsbürgerschaften und das Kino“ im
DHM zeigt Filme aus Frankreich, Polen und Deutschland.
Duisburger Filmwoche: Weniger Ufos in der Stadt
Die Duisburger Filmwoche wagt mit ihrem neuen Leiter mehr politische
Akzente. Stark ist auch das parallele Festival doxs! für Kinder und
Jugendliche.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.