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# taz.de -- Regionalliga Nord: Ein Regenbogen in der Kurve
> Fans des Bremer SV wollen beim Heimspiel gegen Atlas Delmenhorst ein
> Zeichen gegen Queerfeindlichkeit setzen. Die Atlas-Fans gelten als
> rechts.
Bild: Mit Banner gegen Queerfeindlichkeit: Hier bei Werder Bremen
HAMBURG taz | Es soll eine Regenbogenparty werden: Die Fanszene des Bremer
Sportvereins (BSV) will ein Spiel in der Regionalliga Nord gegen den SV
Atlas Delmenhorst (SVA) am Sonntag nutzen, um sich gegen Queerfeindlichkeit
zu positionieren. Teilen der gegnerischen Delmenhorster Fanszene wird
vorgeworfen, queerfeindlich zu sein. Warnungen davor gehen derzeit in
queeren Gruppen auf Telegram herum.
Den Ruf, rechts zu sein, haben einige Fans des SVA, darunter vor allem die
Gruppe „Block H“ schon seit den 90er Jahren. [1][Der Blog
fussballbericht.de schrieb 2019 über SVA-Fans, dass diese in Kleidung der
in der rechten Szene beliebten Marken „Brachial“ und „Yakuza“ auftraten…
Zudem soll in der Halbzeitpause der Song „Terpentin“ der in rechten Kreisen
populären Band Böhse Onkelz gespielt worden sein.
Zu dem Thema gab es 2017 sogar eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Kampf
um die Kurve“ in Delmenhorst. Jan Krieger, ein Mitarbeiter der mobilen
Beratung gegen Rechtsextremismus, [2][berichtete dort laut Delmenhorster
Kreisblatt davon], dass bei Spielen des SVA Rechtsextreme aus Bremen
aufgetaucht seien.
Auch der Bremer SV hat eine [3][für einen so kleinen Verein] sehr aktive
Fanszene – allerdings am anderen Ende des politischen Spektrums. Mit
Fahnen, Luftballons und einer Regenbogen-Choreografie wollen sie am
kommenden Sonntag ein Zeichen „gegen Misogynie, Trans-, Inter- und
Homophobie“ setzen. Außerdem wollen sie in der Halbzeitpause jeweils 600
Euro gesammelte Spenden an das Bremer „Rat und Tat – Zentrum für queeres
Leben“ und das [4][Jugendturnier „Girls Cup 2023“] des Sportvereins ATS
Buntentor übergeben.
## Polizei spricht von Risikospiel
„Wir freuen uns wahnsinnig, dass die Fans des BSV dieses Zeichen setzen,
und nicht nur Geld spenden, sondern auch eine Choreografie geplant haben“,
sagt Christian Linker, der Geschäftsführer des Rat-und-Tat-Zentrums. Er
betont dies auch vor dem Hintergrund, dass es in Bremen zuletzt viel
queerfeindliche Gewalt gegeben hat. So hatten unter anderem mehrere Kinder
im September [5][eine trans* Frau in der Straßenbahn angegriffen].
Das Spiel gegen den Delmenhorster Verein haben die Fans für ihre Aktion
nicht zufällig gewählt: „Teile der Fanszene von Atlas und auch der Verein
selbst geben seit Jahren ein trauriges Bild ab“, schreiben die BSV-Fans in
ihrem Telegram-Kanal „Die blaue Lagune“.
Der Norddeutsche Fußballverband geht davon aus, dass es bei dem Spiel
gefährlich werden könnte: „Die bisherige Erkenntnislage gibt uns Anlass
dazu, [6][das Spiel als Risikospiel einzuordnen]“, sagt der Koordinator für
die Regionalliga Nord, Jürgen Gohr. Die Bremer Polizei gibt an, das Spiel
„lageangepasst“ begleiten zu wollen und möchte aus taktischen Gründen kei…
weiteren Angaben machen.
Stefan Keller, Vorstand von Atlas Delmenhorst, schätzt die SVA-Fans nicht
als gefährlich ein. Den Verein bezeichnet er als „unpolitisch und
überparteilich“. Die erste Mannschaft bestehe aus Spielern, die aus allen
Teilen der Welt kämen. Auch die Regenbogen-Aktion der BSV-Fans findet er
„grundsätzlich richtig“. Der SVA sei „gegen jede Form von Diskriminierun…
Die Gruppe „Block H“ bezeichnet Keller in ihrer Unterstützung als „sehr
fußballeigen“. Aber das sei sicherlich auch „ein Stückchen Fußball“. G…
es etwa abwertende Gesänge, dann würde man dazu mit den Fans in den Dialog
gehen. Sollte sich auch nach Gesprächen nichts ändern, „würden wir dagegen
vorgehen, auch bis hin zum Stadionverbot“, sagt Keller. Nötig sei das in
der Vergangenheit aber nicht gewesen: „Wir haben in den letzten Jahren
keine Kenntnis davon, dass es queerfeindliche oder rechte Fans gab.“
12 Nov 2022
## LINKS
[1] https://fussballbericht.de/tag/atlas-delmenhorst/
[2] https://www.dk-online.de/sport/lokalsport-sport/artikel/der-sva-hat-ein-pro…
[3] /SV-Bremen-verliert-gegen-Schalke-04/!5867718
[4] /Fussballtrainerin-ueber-ihre-Berufswahl/!5890107
[5] /Polizei-meldet-Ermittlungserfolg/!5878058
[6] /Wer-zahlt-fuer-Risikospiele/!5644537
## AUTOREN
Franziska Betz
## TAGS
Homosexualität im Profisport
Rechte Szene
Bremen
Homophobie
Queer
GNS
Fußballfans
Delmenhorst
Fußball
Schwerpunkt Rassismus
Trans-Community
Menschenrechte
Antisemitismus
Bremen
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