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# taz.de -- Verfeindete Fans im DFB-Pokal: Fünf Tore und viele Schmähungen
> Der FC St. Pauli erreicht im DFB-Pokal mühelos die zweite Runde. Im
> Vorfeld sorgte ein Kampfsporttraining von Gegner Atlas Delmenhorst für
> Ärger.
Bild: Froh über das eher mühelose 5:0 gegen Atlas Delmenhorst: die Spieler de…
Bremen taz | Viel zu feiern hatten [1][die Fans von Atlas Delmenhorst] in
den vergangenen Monaten nicht: Der Klub stieg nach drei Jahren wieder aus
der Regionalliga-Nord in die Oberliga Niedersachsen ab. Immerhin
qualifizierte er sich durch die Finalteilnahme im Niedersachsenpokal für
die erste Hauptrunde [2][des DFB-Pokals].
Die Erfolgsaussichten gegen den drei Klassen höheren FC St. Pauli waren von
vornherein überschaubar – und so verschafften sich die Delmenhorster ihr
Erfolgserlebnis schon vor dem Spiel. Sie wichen nicht wie vor vier Jahren
beim Pokalspiel gegen Werder Bremen ins Bremer Weserstadion aus, sondern
installierten mit viel Aufwand Vorrichtungen für Zuschauer, VIPs und
TV-Kameras. So konnte die Partie gegen die Hamburger trotz strenger
Auflagen in der Heimspielstätte im Delmenhorster Stadtteil Düsternort
stattfinden.
Die in Abneigung miteinander verbundenen Fanblöcke beider Teams waren so
weit auseinandergelegt worden, dass sie die verbalen Schmähungen der
jeweils anderen Seite kaum vernehmen konnten. Die 750 St.-Pauli-Anhänger
teilten zusätzlich auf einem über die Länge ihres Blockes reichenden
Transparent mit, was sie vom Gastgeber hielten. „Euer einziger Kult sind
eure Nazis – Atlas abschaffen.“
## Kampfsport bei rechtem Trainer
Hintergrund für diese Attacke waren unter anderem Berichte über ein
Kampfsporttraining, das die Atlas-Mannschaft Ende Juli bei einem Trainer
absolviert hatte, der Kontakte in die rechtsextreme Szene haben soll. Ein
Foto des Trainings war in den sozialen Netzwerken aufgetaucht und vom
„MillernTon“, einem mit der St.-Pauli-Fanszene verbundenen Blog und
Podcast, veröffentlicht worden.
Nach Angaben der Nordwest-Zeitung bestätigte die [3][Mobile Beratung gegen
Rechtsextremismus und für Demokratie in Niedersachsen], dass sowohl der
Trainer als auch die Kampfsportschule Verbindungen zur extremen Rechten
hätten. Mehrere Neonazis hätten in der besagten Kampfsportschule trainiert.
Am Tag des Trainings wurde zu keiner Zeit eine „Ansprache einer politischen
Ausrichtung erkennbar“, heißt es in einer Stellungnahme des SV Atlas
Delmenhorst. „Selbstverständlich nehmen wir diese Wortmeldungen ernst und
werden zukünftig noch kritischer derartige Maßnahmen überprüfen.“
Trotz des Vorwurfs und der begrenzten Zuschauerzahl von 4.999 stimmte die
Atmosphäre von Beginn an. Diese beflügelte die Heimelf, die sich nach der
Abstiegssaison mit jeweils 16 Ab- und Zugängen komplett neu aufgestellt
hatte, zu einer lauf- und kampfstarken Defensivleistung. Dennoch hatten sie
es hauptsächlich ihrem vom benachbarten Bremer SV gekommenen Torwart Damian
Schobert zu verdanken, dass es bis zur Halbzeit beim knappen 0:1 durch
einen Freistoßtreffer von St. Paulis Innenverteidiger Eric Smith blieb.
## Slapstick-Einlage zur Entscheidung
„Wenn gleich der Ausgleich fällt, ist hier die Hölle los“, hoffte in der
Pause ein Zuschauer beim Kaffeestand im VIP-Zelt. Fast wäre dies
tatsächlich eingetreten, doch der Atlas-Außenstürmer Shamsu Mansaray
scheiterte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit nach einem Konter aus
kurzer Entfernung an St.-Pauli-Keeper Sascha Burchert, der den Vorzug vor
Stammtorwart Nikola Vasilj bekommen hatte.
Zehn Minuten später war es dann ausgerechnet der gute Atlas-Torwart, dessen
Slapstick-Eigentor zum 0:2 die Dämme brechen ließ. Die Hamburger, die
vorher eine Vielzahl schön herausgespielter Chancen nicht genutzt hatten,
erhöhten bis zum Schlusspfiff ohne viel Mühe auf fünf Tore.
Nicht so gut lief es für Hannover 96, Eintracht Braunschweig und Werder
Bremen: Alle schieden in der ersten Runde aus – Bundesligist Werder gegen
den Drittligisten Viktoria Köln. Der Hamburger SV musste gegen Essen in die
Verlängerung und schaffte gerade so den Einzug in die zweite Runde.
Holstein Kiel und der VfL Wolfsburg gewannen ebenfalls.
13 Aug 2023
## LINKS
[1] /Regionalliga-Nord/!5889390
[2] /RB-Leipzig-siegt-im-DFB-Pokal/!5935937
[3] https://mbt-niedersachsen.de/
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
## TAGS
Fußball
DFB-Pokal
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Delmenhorst
Braunschweig
FC St. Pauli
Homosexualität im Profisport
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