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# taz.de -- Chinas Beteiligung an Hafenterminal: Hamburg sieht in Cosco das Ges…
> Der Anteil der Staatsreederei am Hamburger Hafen soll kleiner ausfallen
> als bislang geplant. Einen Einfluss auf Infrastruktur soll es nicht
> geben.
Bild: An einigen von Ihnen wäre die chinesische Reederei Cosco beteiligt: Krä…
Hamburg taz | Im Streit um den Einstieg der chinesischen Staatsreederei
Cosco beim Hamburger Hafen zeichnet sich jetzt ein Kompromiss ab. Statt mit
35 Prozent soll sich die viertgrößte Reederei der Welt nur noch mit 24,9
Prozent an einem der vier Containerterminals im Hafen beteiligen dürfen.
Damit könnte Cosco formal keinen inhaltlichen Einfluss auf die
Geschäftsführung ausüben.
Bei dem Streit geht es darum, ob China mit Hilfe der Beteiligung seinen
strategischen Einfluss auf Deutschland ausbauen und politischen Druck
ausüben könnte. Der SPD-geführte Hamburger Senat verneint das und auch
[1][Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) befürwortet eine Beteiligung].
Die beteiligten sechs Ressorts in der Bundesregierung – [2][allen voran das
von Robert Habeck (Grüne) geführte Wirtschaftsministerium – sehen nach
Informationen aus Regierungskreisen selbst die 24,9 Prozent kritisch] und
sprechen von einer koalitionsinternen „Notlösung“.
Hans-Jörg Heims, Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA),
erkennt dagegen eine Win-win-Situation in dem Geschäft. Für einen
35-prozentigen Anteil würde Cosco 65 Millionen Euro an die HHLA zahlen und
den Terminal Tollerort zum bevorzugen Umschlagpunkt für seine Container
machen.
## Hafen unter Druck
„Der Reeder bringt mehr Ladung“, sagt Heims. Das erhöhe die Auslastung und
sichere Beschäftigung. Zudem verbessere das die Wettbewerbsposition
Hamburgs im Wettbewerb der nordeuropäischen Häfen. „Der Druck auf den Hafen
ist enorm“, warnt Heims. Hamburg musste in den vergangenen Jahren
Marktanteile an Konkurrenten wie Rotterdam und Antwerpen abgeben. Seit
Jahren stagniert die Zahl der abgefertigten Container.
Eine solche Beteiligung sei ein üblicher und Dutzende Male praktizierter
Schritt in der europäischen und weltweiten Hafenwirtschaft und Schifffahrt,
um Ladungsmengen zu binden, sagt Mathias Schulz, Sprecher von Hafen Hamburg
Marketing. „In zurückliegenden Krisenzeiten hat sich gezeigt, dass
Reedereien zunächst Terminals auslasten, an denen sie selbst oder ihre
Muttergesellschaften beteiligt sind.“
Der Vorteil für Cosco läge Heims zufolge darin, dass die Reederei vom
Terminal bessere Konditionen bekäme. Cosco-Container würden bevorzugt
abgefertigt. Cosco bekäme zudem einen Anteil am Gewinn der GmbH, die den
Terminal betreibt.
Demgegenüber warnte der Analyst Jacob Gunter vom [3][China-Institut Merics]
gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vor „Risiken für die Sicherheit und
die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands.“ Cosco sei nicht nur ein
weiteres multinationales Unternehmen, das Rendite anstrebt, sondern ein
[4][Instrument der chinesischen Regierung, um deren strategische Ziele
voranzutreiben].
Ähnlich sieht das [5][Rolf Langhammer vom Kieler Institut für
Weltwirtschaft. Besondere Risiken] erkennt er bei der digitalen
Infrastruktur, bei der die Blockchain-Technologie eine immer größere Rolle
spiele und bei der China wiederum führend sei.
Voraussetzung für eine Beteiligung müsse sein, „dass der Hamburger Senat
Einblick in die von Cosco genutzte digitale Infrastruktur der Abwicklung
des Handels hat und sie beeinflussen kann.“ Diese Infrastruktur müsse
Wettbewerbern offengehalten werden.
HHLA-Sprecher Heims hält diesen Einwand nicht für stichhaltig. „Die IT ist
bei uns in der Holding verankert“, sagt er. Bei unternehmerischen
Entscheidungen wäre sichergestellt, dass sich die HHLA mit ihrer großen
Anteilsmehrheit durchsetzen könne. Allerdings würde Cosco Einblick in die
Geschäftszahlen des Terminals erhalten.
Der Hamburger Senat erinnerte daran, dass die Betreibergesellschaft nur
Mieterin der Terminalflächen wäre, die vollständig im Eigentum der Stadt
verblieben. „In einem Krisen- oder Konfliktfall ergeben sich daraus für den
chinesischen Investor keine Handlungsoptionen, die nicht ohnehin bestehen –
wie ein Abzug von Ladung oder das Einstellen des Anlaufens des Hamburger
Hafens“, teilte der Senat mit.
Eine Ablehnung der Cosco-Beteiligung sei im Hinblick auf die nationale
Sicherheit und Unabhängigkeit nicht begründbar, aber eine
wettbewerbsverzerrende Benachteiligung Hamburgs.
25 Oct 2022
## LINKS
[1] /Umstrittene-Planung-fuer-Hamburger-Hafen/!5886028
[2] /Zu-viel-Abhaengigkeit-von-China/!5878186
[3] https://merics.org/de
[4] /Der-Hamburger-Hafen-und-China/!5885937
[5] https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/rolf-j-langhammer/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
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Strategie
Abhängigkeit
China
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China
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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