| # taz.de -- Volksbegehren Deutsche Wohnen Enteignen: Die geheime Kommission | |
| > „Mehr Demokratie“ kritisiert die Intransparenz der Enteignungskommission. | |
| > Die trifft sich weiter hinter verschlossenen Türen und anonymisiert | |
| > Protokolle. | |
| Bild: Der Kampf um Enteignung ist auch einer um Demokratie | |
| Berlin taz | Am Montag und Dienstag trifft sich die [1][Expertenkommission | |
| zur Vergesellschaftung] der großen privaten Immobilienbestände zum fünften | |
| Mal. Nach einer konstituierenden Sitzung und einer [2][öffentlichen | |
| Anhörung zum Wohnungsmarkt] ist es die dritte Arbeitssitzung. | |
| Was die zwölf Mitglieder und die Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin bei ihren | |
| nicht öffentlichen Treffen im Juni und Juli besprochen haben und was | |
| diesmal auf der Tagesordnung steht, ist allerdings nicht bekannt. Nach | |
| Aussage des Leiters der Geschäftsstelle der Kommission, André Moschke, wird | |
| das Protokoll der Juni-Sitzung jetzt erst verabschiedet. Es werde dann noch | |
| anonymisiert und „spätestens nächste Woche“ veröffentlicht. | |
| Der Verein Mehr Demokratie Berlin/Brandenburg kritisiert diese | |
| „Intransparenz“ und nimmt dafür die für die Kommission zuständigen | |
| Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung, Finanzen und Justiz in die | |
| Pflicht. Diese hielten demnach „konkrete Festlegungen des entsprechenden | |
| Senatsbeschlusses und der Geschäftsordnung der Kommission nicht ein“. Der | |
| Senat hatte festgelegt, dass die Kommission „ihre Arbeit im Grundsatz | |
| öffentlich“ gestalten soll. | |
| Die Kommission selbst hatte dagegen für sich entschieden, in der Regel | |
| „nichtöffentlich“ zu tagen, aber „einzelne Sitzungen“ auch öffentlich… | |
| gestalten und „regelmäßig“ Dokumente, darunter auch „Zwischenberichte �… | |
| die bisher geleistete Arbeit“, zu veröffentlichen. | |
| ## Soll eine öffentliche Debatte verhindert werden? | |
| Mehr Demokratie kritisiert, dass über die Arbeit der Kommission seit April | |
| auf der überdies [3][schwer] auffindbaren [4][Website] noch nichts zu sehen | |
| ist. Laut Landesvorstandssprecherin Regine Laroche entstehe der Eindruck, | |
| dass die Senatsverwaltungen „kein ernsthaftes Interesse an der Umsetzung | |
| des eigenen Senatsbeschlusses haben“. Auch solle offenbar „eine | |
| tiefergehende öffentliche Debatte zur Umsetzung des Volksentscheids“ | |
| vermieden werden. Mit dem Votum der Berliner:innen werde umgegangen, | |
| als „handele es sich um irgendeine Randnotiz“. | |
| Der Verein fordert die Senatsverwaltungen auf, „zu beantworten, was zu den | |
| Verzögerungen bei der Veröffentlichung führe, warum es keinen dauerhaften | |
| Livestream gebe und was die Senatsverwaltungen plane, um mehr Transparenz | |
| hierüber herzustellen“. Wie es besser geht, zeige etwa die von den | |
| Regierungsfraktionen auf Bundesebene eingesetzte Kommission zur Reform des | |
| Wahlrechts, deren Sitzungen live übertragen werden und für die sämtliche | |
| Dokumente zeitnah ins Netz gestellt werden. | |
| Die [5][Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen] erinnerte in einer | |
| Mitteilung am Montag dagegen daran, dass eine Entschädigung der | |
| Immobilienkonzerne unter Marktwert erfolgen solle. Vor allem mit Bezug auf | |
| das aktuell in der Krise befindliche [6][Geschäftsmodell der Adler Group], | |
| das auf spekulativen Wertsteigerungen beruht, hieß es: „Börsennotierte | |
| Konzerne übernehmen Immobilien, blähen deren Wert in den Bilanzen künstlich | |
| auf und verschaffen sich so Kredite, die für neue Ankäufe oder | |
| Ausschüttungen an die Aktionär*innen verwendet werden.“ Pressesprecher | |
| Achim Lindemann sagte: „Vonovia, Adler & Co haben jahrzehntelang Mieten | |
| erhöht, um die Rendite ihrer Aktionär*innen zu steigern. Diese | |
| zügellose Profitgier darf nicht mit überhöhten Entschädigungszahlungen | |
| belohnt werden.“ | |
| Bei einer [7][Podiumsdiskussion] am 29. August stellt DW Enteignen zudem | |
| die Klimafrage: „Durch die öffentliche Eigentümerschaft und die | |
| Mitbestimmung von Mieter*innen wäre es möglich, in 240.000 Berliner | |
| Wohneinheiten energetische Sanierung sinnvoll und sozial verträglich | |
| umzusetzen“, heißt es in der Ankündigung. Auch könne „klimaschädlicher | |
| Neubau von ohnehin überteuerten Mietwohnungen“ eingedämmt werden. Zugesagt | |
| haben Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und der | |
| stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Mathias Schulz. | |
| 22 Aug 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Expertengremium-fuer-DW-Enteignen-steht/!5843777 | |
| [2] /Enteignungskommission-hoert-Expertinnen/!5856870 | |
| [3] /Einblick-in-die-Enteignungskommission/!5867228 | |
| [4] https://www.berlin.de/kommission-vergesellschaftung/ | |
| [5] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen/!t5764694 | |
| [6] /Immobilienkonzern-in-Turbulenzen/!5861050 | |
| [7] https://www.dwenteignen.de/2022/08/klimagerechtes-wohnen/ | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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