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# taz.de -- Emmanuel Macron in Westafrika: Besuch zwischen Krise und Kultur
> Frankreichs Präsident Macron sagt Benin Unterstützung gegen den
> Terrorismus zu. Zudem unterstützt er die Rückgabe von Raubkunst.
Bild: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Benins Präsident Patrice Talo…
Cotonou taz | Benins Präsident Patrice Talon (64) findet viele lobende
Worte für seinen Gast aus Frankreich, den Präsidenten Emmanuel Macron (44).
Am Ende seines Kurzbesuchs – Macron war zuvor in Kamerun und beendet seine
Afrika-Reise am heutigen Donnerstag in Guinea-Bissau – treten sie gemeinsam
im Garten des Präsidentenpalastes in der Wirtschaftsmetropole Cotonou vor
die Kameras. Talon sagt: „Es wäre gut, wenn Sie länger bleiben würden. Wir
haben noch viel zu besprechen.“
Talon, der Geschäftsmann, lobt vor allem Frankreichs finanzielles
Engagement im westafrikanischen Benin mit seinen 13 Millionen
Einwohner*innen. Ziel sei es nun, im Bildungsbereich enger zu kooperieren.
Benin will die technische und handwerkliche Ausbildung stärken.
„Von zehn Schulabgängern sollen sieben eine Berufsausbildung erhalten“,
sagt Talon. Das ist jedoch eine Abkehr vom französischen Bildungssystem,
das man einst von der Kolonialmacht übernommen hatte und in dem zwei Dinge
zählen: Abitur und Studium.
Konkrete Zusagen will Talon im Kampf gegen den Terrorismus, der zu einer
der größten Herausforderungen geworden sei, hören. [1][Im Norden von Benin]
sowie im [2][Nachbarland Togo] hat es seit dem vergangenen Jahr mehrere
Anschläge von Extremisten gegeben. Die Sahelkrise breitet sich weiter in
Richtung Süden aus. Schon Tage vor dem Staatsbesuch waren auch in Cotonou
überall Soldat*innen zu sehen, ein bisher ungewohntes Bild.
## Macron stellt Waffenlieferungen in Aussicht
Im Vorfeld hatte es viele Spekulationen darüber gegeben, wie Macron sich
zur Sicherheitskrise positioniert. Er lässt sich zunächst viel Zeit,
verspricht aber Unterstützung bei der Überwachung, Ausrüstung sowie
Ausbildung der Sicherheitskräfte. Auch könnten Drohnen und Waffen geliefert
werden.
Macron signalisiert zudem seine Bereitschaft, an einem Treffen der
Accra-Initiative teilzunehmen. Zu ihr haben sich fünf westafrikanische
Länder zusammengeschlossen, um Terrorismus besser zu bekämpfen. Damit
verbunden werden müssten jedoch politische und soziale Ansätze auf lokaler
Ebene. Sonst seien die Maßnahmen nicht ausreichend.
Macrons Besuch findet fast zeitgleich und damit in Konkurrenz zu einer
[3][Reise des russischen Außenministers Sergej Lawrow durch vier andere
afrikanische Länder] statt, schließlich wird dabei auch um Unterstützung
der jeweiligen Position im Krieg in der Ukraine geworben.
Vor Marcros Besuch hatte Amnesty International allerdings die Missachtung
von Menschenrechten im Kampf gegen den Extremismus kritisiert. Unter
anderem sei es zu willkürlichen Verhaftungen von Peul gekommen. Dieser
Ethnie, die in ganz Westafrika zu Hause ist, wird in verschiedenen Ländern
immer wieder Nähe zu Extremist*innen vorgeworfen.
Große Einigkeit herrscht jedoch beim Lieblingsthema der beiden Präsidenten:
der Rückgabe der 26 Artefakte, die französische Truppen während des zweiten
Dahomey-Krieges Ende des 19. Jahrhunderts geraubt hatten. Macron hatte 2017
während eines Vortrags an der Universität von Ouagadougou in Burkina Faso
die [4][Rückgabe von geraubten Kulturgütern] zugesagt. Jetzt sind sie
erneut in der Ausstellung „Kunst in Benin: gestern und heute“ auf dem
Gelände des Präsidentenpalastes zu sehen.
28 Jul 2022
## LINKS
[1] /Islamistische-Gewalt-in-Benin/!5840271
[2] /Kinder-sterben-bei-Anschlag/!5864030
[3] /Russlands-Aussenminister-auf-Afrikatour/!5869976
[4] /Restitution-kolonialer-Objekte-an-Benin/!5835117
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Benin
Schwerpunkt Frankreich
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Terrorismus
Bildung
Kulturgüter
Raubkunst
Putsch
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
Mali
Lesestück Recherche und Reportage
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