| # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Noch höhere Inflation | |
| > Die EU rechnet mit höherer Inflation, Russland gewährt Ukrainer:innen | |
| > die Staatsbürgerschaft und Lambrecht drängt auf Digitalisierung der | |
| > Bundeswehr. | |
| Bild: Obststand auf einem Wochenmarkt | |
| ## EU rechnet mit noch höherer Inflation | |
| Der Krieg in der Ukraine dürfte sich massiver auf Wirtschaft und | |
| Verbraucher in Europa auswirken als bisher vermutet: Die EU-Kommission | |
| erklärte am Montag am Rande eines Finanzministertreffens in Brüssel, sie | |
| rechne mit einer [1][höheren Inflation] und einem geringeren | |
| Wirtschaftswachstum als noch vor knapp zwei Monaten. „Wir fahren durch | |
| stürmische Gewässer“, betonte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. | |
| Am Donnerstag will die Brüsseler Behörde ihre aktualisierte | |
| Wirtschaftsprognose vorstellen, nachdem sie erst im Mai ihre Zahlen nach | |
| unten korrigieren musste. Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis | |
| sagte, wegen der „vielen Unsicherheiten und Risiken“ rechne er mit einem | |
| noch schnelleren Anstieg der Verbraucherpreise und einem schwächeren | |
| Wachstum – vor allem im kommenden Jahr. | |
| Im Juni hatte die Inflation in der Eurozone mit 8,6 Prozent einen neuen | |
| Höchststand erreicht. In ihrer Mai-Prognose ging die Kommission noch von | |
| einer Jahres-Inflation von 6,1 Prozent in der Eurozone aus und von 6,5 | |
| Prozent in Deutschland. | |
| Wegen der anhaltenden Energiekrise rechne die EU-Kommission zudem mit einem | |
| „sehr begrenzten, reduzierten und verlangsamten Wachstum“, sagte Gentiloni. | |
| Im Mai hatte die Kommission für dieses Jahr noch ein Konjunktur-Plus von | |
| durchschnittlich 2,7 Prozent für die 19 Euro-Länder vorhergesagt. (afp) | |
| ## Bundeswehr soll digitalisiert werden | |
| Verteidigungsministerin [2][Christine Lambrecht] (SPD) hat auf die | |
| Dringlichkeit einer schnelleren Digitalisierung bei der Bundeswehr | |
| hingewiesen. Die SPD-Politikerin ließ sich am Montag beim Heer im | |
| niedersächsischen Munster einen ferngesteuerten Roboterhund zeigen, der im | |
| Einsatz Bilder liefern könnte. „Die Einsatzmöglichkeiten sind | |
| beeindruckend“, sagte sie mit Blick auf den Roboter. | |
| „Die veränderte Sicherheitslage stellt uns vor große Herausforderungen“, | |
| sagte Lambrecht, die sich in Munster den „Stab Test und Versuch“ anschaute | |
| und mit Soldat:innen sprach. Gearbeitet wird dort nach Angaben der | |
| Bundeswehr etwa an verschlüsseltem Sprechfunk und automatisierter | |
| Datenübertragung. | |
| Die Digitalisierung sei einer der Bereiche, in „denen wir deutlich besser | |
| werden können“, betonte die Ministerin auch mit Blick auf das | |
| 100-Milliarden-Sonderprogramm. Als Reaktion auf den russischen | |
| Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten Bundestag und Bundesrat das | |
| Sonderprogramm zur Ausrüstung einer einsatzfähigen Bundeswehr beschlossen. | |
| Lambrecht will sich bei ihrer Sommerreise ein Bild von der | |
| Einsatzbereitschaft der Stäbe, Einheiten und Verbände vor dem Hintergrund | |
| der Bedrohungslage an der Ostflanke der [3][Nato] machen. | |
| Bis zum Jahresende soll über einen neuen Bundeswehr-Stützpunkt im | |
| niedersächsischen Oerbke im Heidekreis entschieden werden. „Wir sind in | |
| Gesprächen, sie sind aber noch nicht abgeschlossen“, bestätigte Lambrecht | |
| etwaige Pläne für 2024. Nach Informationen des NDR geht es um ein mögliches | |
| Panzerpionier-Lehr-Bataillon mit etwa 2.000 Soldat:innen. (dpa) | |
| ## Planung von Gas-Solidaritätsabkommen | |
| Angesichts der Sorgen vor einem russischen Gas-Lieferstopp wegen des | |
| Ukraine-Kriegs planen Deutschland und Tschechien ein gemeinsames | |
| Erdgas-Solidaritätsabkommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck | |
| (Grüne) und der tschechische Industrie- und Handelsminister Jozef Sikula | |
| unterzeichneten am Montag in Prag eine entsprechende Absichtserklärung. | |
| „Wir helfen uns gegenseitig mit der Gasversorgung und werden das auch aus | |
| Deutschland für Tschechien tun“, sagte Habeck über die Kooperation | |
| innerhalb Europas. Tschechien ist fast komplett von russischen Gasimporten | |
| abhängig. | |
| Zur Frage, ob die Ostseepipeline Nord Stream 1 zwischen Russland und | |
| Deutschland nach dem 21. Juli wieder voll in Betrieb gehen wird, sagte | |
| Habeck, alles sei möglich. Bis dahin werden offiziell Wartungsarbeiten | |
| durchgeführt. „Wir hoffen auf das Beste und bereiten uns auf das Schlimmste | |
| vor“, betonte der Grünen-Politiker. Jeder, der noch [4][Energie einsparen] | |
| könne, leiste damit einen Beitrag zur Energiesicherheit in ganz Europa. | |
| Sein Kollege Sikula berichtete, dass sich Tschechien Kapazitäten an einem | |
| künftigen LNG-Terminal in den Niederlanden gesichert habe. | |
| Weitere Themen der Gespräche waren unter anderem die Zukunft der | |
| Automobilindustrie, die Möglichkeiten für den Bau einer Batteriefabrik in | |
| der Nähe von Pilsen (Plzen) sowie die Digitalisierung in der Industrie. | |
| Zudem ging es um die Prioritäten der laufenden EU-Ratspräsidentschaft | |
| Tschechiens. (dpa) | |
| ## 🐾 Energiesparpläne des Staates | |
| Nach zahlreichen Appellen an die Bevölkerung erlegt sich nun auch die | |
| Politik Sparpläne auf. Das Problem der steigenden Preise löst das nicht. | |
| [5][taz-Redakteur Ralf Pauli berichtet.] | |
| ## Erleichterter Zugang zu russischer Staatsbürgerschaft | |
| Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Dekret unterzeichnet, das | |
| allen Ukrainern eine russische Staatsbürgerschaft im Schnellverfahren | |
| ermöglicht. „Alle Bürger der Ukraine haben das Recht, die | |
| Staatsbürgerschaft der russischen Föderation nach einem vereinfachten | |
| Verfahren zu beantragen“, hieß es in einem am Montag veröffentlichten | |
| Dekret von Präsident Wladimir Putin. | |
| Bislang hatten nur Einwohner der Donbass-Regionen Donezk und Luhansk sowie | |
| der südlichen Regionen Saporischschja und Cherson Zugang zu dem | |
| vereinfachten Verfahren. In Donezk und Luhansk haben Separatisten | |
| Volksrepubliken ausgerufen. Große Teile von Saporischschja und Cherson sind | |
| seit Kriegsbeginn Ende Februar von russischen Truppen erobert worden. | |
| Für Donezk und Luhansk wurde das Schnellverfahren im Jahr 2019 eingeführt. | |
| Seither besorgten sich mehr als 720 000 Einwohner der Separatistengebiete | |
| auf diesem Weg russische Pässe – das sind etwa 18 Prozent der dortigen | |
| Bevölkerung. | |
| Ende Mai diesen Jahres, drei Monate nach der russischen Invasion in die | |
| Ukraine, wurde das Schnellverfahren auch den Einwohnerns der Regionen | |
| Saporischschja und Cherson angeboten. Berichten zufolge wurden dort vor | |
| einem Monat die ersten russischen Pässe ausgegeben. (afp/ap) | |
| ## 7.000 ukrainische Militärs vermisst | |
| Seit Beginn des russischen Einmarsches vor viereinhalb Monaten werden in | |
| der Ukraine offiziellen Angaben zufolge rund 7000 Militärs vermisst. | |
| Darunter seien Soldat:innen, Nationalgardist:innen, Grenzsoldat:innen | |
| und Geheimdienstleute, sagte der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh | |
| Kotenko am Montag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Der Großteil der | |
| Vermissten werde in [6][russischer Gefangenschaft] vermutet. Allein die | |
| Armee habe dabei etwa 2.000 Soldat:innen als verschollen registriert. | |
| Russland führt seit Ende Februar Krieg gegen das Nachbarland und will | |
| seitdem mehr als 6.000 Ukrainer:innen in Kriegsgefangenschaft genommen | |
| haben. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Zahlen nicht. (dpa) | |
| ## EU will gegen illegalen Waffenhandel vorgehen | |
| [7][Die Europäische Union] will gegen den illegalen Waffenhandel im | |
| Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg vorgehen. EU-Innenkommissarin Ylva | |
| Johansson sagte am Montag bei einem Treffen der europäischen Innenminister | |
| in Prag, nicht alle der zahlreichen Waffen in der Ukraine seien „in den | |
| richtigen Händen“. Gemeinsam mit der Ukraine und dem Nachbarland Moldau | |
| wolle die EU deshalb die organisierte Kriminalität bekämpfen. | |
| Als mögliches Einfalltor gilt die Grenze zwischen der Ukraine und Moldau, | |
| wie die amtierende Generaldirektorin der [8][EU-Grenzschutzagentur | |
| Frontex], Aija Kalnaja, in Prag sagte: „Dort können geschmuggelte Waffen | |
| hauptsächlich ankommen“, sagte sie. | |
| In der tschechischen Hauptstadt wollten am Montag erstmals Mitglieder einer | |
| neuen Unterstützungs-Plattform für die Grenzsicherheit Moldaus | |
| zusammenkommen. An dem Treffen sollten neben der EU und Frontex auch | |
| Vertreter der Polizeibehörde Europol teilnehmen. Dabei soll es auch um ein | |
| gemeinsames Vorgehen gegen Menschen- und Drogenhändler gehen. | |
| Damit reagiert die EU auch auf die Jugoslawien-Kriege der 1990er Jahre. | |
| Auch Jahrzehnte später seien die Balkan-Länder ein Umschlagplatz für | |
| illegale Waffen, betonte Innenkommissarin Johansson. (afp) | |
| ## Nord Stream 1 abgeschaltet | |
| Nach der Abschaltung der Ostseepipeline [9][Nord Stream 1] fließt das Gas | |
| weiter über das von Russlands Krieg erschütterte Transitland Ukraine nach | |
| Europa. Am Montag können nach Angaben des Betreibers des ukrainischen | |
| Gastransitnetzes 41,1 Millionen Kubikmeter Gas durchgeleitet werden. Der | |
| Umfang entspricht etwa dem der vergangenen Tage. Maximal könnten laut | |
| Vertrag 109,6 Millionen Kubikmeter Gas transportiert werden. Allerdings ist | |
| die Durchleitungsmenge auch abhängig von den Bestellungen. | |
| Nach russischen Angaben erlaubt die Ukraine derzeit nur noch die Nutzung | |
| eines Stranges ihres Netzes für den Gastransit. Das ist aktuell die letzte | |
| noch verbliebene Gasleitung nach West- und Zentraleuropa. Am Montag wurde | |
| die wichtigste Versorgungsleitung – die von Russland nach Deutschland | |
| reichende [10][Ostseepipeline Nord Stream 1] – wegen Wartungsarbeiten | |
| vorübergehend stillgelegt. Die Arbeiten sollten zehn Tage dauern, bis zum | |
| 21. Juli. | |
| Angesichts von Befürchtungen in Deutschland, dass Russland den Gashahn | |
| nicht wieder aufdrehen könnte, hatte ein Kremlsprecher in Moskau vergangene | |
| Woche betont, dass die Energiegroßmacht ihren vertraglichen Verpflichtungen | |
| nachkommen wolle. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte zuletzt die | |
| Gasdurchleitung durch Nord Stream 1 massiv gedrosselt. Als Grunde dafür | |
| wurde eine fehlende Turbine genannt, die zur Reparatur nach Kanada | |
| geschickt worden war. | |
| Russland hatte die Gaslieferungen bereits Mitte Juni angeblich wegen einer | |
| defekten Turbine [11][stark gedrosselt]. Kanada gab am Wochenende die | |
| Ausfuhr einer reparierten Turbine frei, wodurch dieses Problem gelöst | |
| werden soll. Nun will Kanada die Turbine an Deutschland übergeben. Der | |
| Vorgang wurde von der Ukraine kritisiert, dass damit im Sinne Russlands die | |
| Sanktionen umgangen würden. Nach Kremlangaben sollen die Lieferumfänge | |
| durch Nord Stream 1 wieder hochgefahren werden, sobald die Turbine | |
| zurückkehrt. Unklar ist, wann das sein wird. Zuletzt waren wegen der | |
| fehlenden Turbine nur noch rund 40 Prozent der üblichen Gasmenge | |
| durchgeleitet worden. | |
| Im vergangenen Jahr hatten die Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 vom 13. | |
| Juli bis zum 23. Juli gedauert. Die Durchleitungsmenge im vergangenen Jahr | |
| lag bei 59,2 Milliarden Kubikmeter Gas. Außerdem fertig verlegt ist die | |
| Pipeline Nord Stream 2, die allerdings als Sanktion gegen Russlands Krieg | |
| in der Ukraine nicht in Betrieb genommen wird. Wegen des Angriffskriegs in | |
| der Ukraine versucht Deutschland verstärkt, von russischen | |
| Energielieferungen unabhängig zu werden. (dpa/afp) | |
| ## EU muss auf mehr Geflüchtete aus Ukraine vorbereitet sein | |
| Die EU muss sich nach Einschätzung des derzeitigen Vorsitzenden des | |
| Innenministerrats auf mögliche [12][weitere Geflüchtete aus der Ukraine] | |
| vorbereiten. „Wir alle hoffen, dass die Situation besser wird, aber das | |
| Ende des Krieges sehen wir noch nicht“, sagte der tschechische | |
| Innenminister Vit Rakusan am Montag am Rande von Beratungen mit EU-Kollegen | |
| in Prag. Man müsse auf nächste Wellen von Ankünften vorbereitet sein. | |
| Zudem verwies Rakusan darauf, dass sich einige Aufnahmeländer bereits heute | |
| an ihren Belastungsgrenzen sehen. Ihm zufolge muss deswegen auch über | |
| Solidarität und über zusätzliche finanzielle und organisatorische Hilfen | |
| geredet werden. | |
| Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) waren | |
| zuletzt rund 3,3 Millionen Menschen aus der Ukraine als Geflüchtete in | |
| Europa registriert. Die meisten von ihnen sind den Zahlen zufolge in Polen | |
| (1,2 Millionen), Deutschland (670 000) und in Tschechien (388 000), wobei | |
| Deutschland fast acht Mal so viele Einwohner hat wie Tschechien und mehr | |
| als doppelt so viele wie Polen. (dpa) | |
| ## Gazprom kürzt auch Lieferungen an Österreich weiter | |
| Der russische Gasriese Gazprom hat auch seine Lieferungen an Österreich | |
| weiter gekürzt. Der österreichische Energieversorger OMV teilte am Montag | |
| mit, Gazprom habe ihn darüber informiert, dass in Baumgarten nahe der | |
| slowakischen Grenze rund 70 Prozent weniger Gas ankomme als bestellt. Mitte | |
| Juni hatte Gazprom die Lieferung nach Österreich bereits um die Hälfte | |
| gesenkt. | |
| Kurz zuvor hatte bereits der italienische Energieversorger Eni mitgeteilt, | |
| es komme weniger Gas aus Russland im Land an. Die Menge sank im Vergleich | |
| zu den Vortagen um rund ein Drittel. Gazprom hatte seine Lieferungen nach | |
| Italien, Österreich und Frankreich schon Mitte Juni reduziert. | |
| Der russische Energiekonzern schaltete am Montagmorgen die Pipeline Nord | |
| Stream 1, die bis Lubmin an der Ostseeküste führt, wegen Wartungsarbeiten | |
| ab. Österreich und Italien erhalten einen kleinen Teil ihres russischen | |
| Erdgases über die Nord Stream 1. Der größere Teil kommt über die | |
| Transgas-Pipeline, die über die Ukraine und die Slowakei führt. (afp) | |
| ## Russland drosselt Gas-Lieferungen nach Italien | |
| Russland hat die Gaslieferungen nach Italien um etwa ein Drittel reduziert. | |
| Das habe der russische Staatskonzern Gazprom mitgeteilt, schrieb der | |
| teilstaatliche Energieversorger Italiens Eni am Montag. Statt wie gewohnt | |
| 32 Millionen Kubikmetern je Tag würden am Montag voraussichtlich 21 | |
| Millionen Kubikmeter je Tag geliefert. Sollte es zu „neuen und deutlichen | |
| Veränderungen“ kommen, wollte Eni weitere Informationen bereitstellen. | |
| Seit dem Ausbruch des Angriffskrieges in der Ukraine will Italiens | |
| Regierung unter Ministerpräsident Mario Draghi unabhängig von russischen | |
| Gas-Lieferungen werden. Das Land mit fast 60 Millionen Einwohnern bezieht | |
| einen Großteil seiner Gas-Importe aus Russland. Die italienische Regierung | |
| schloss deshalb neue Abkommen mit anderen Gas-Lieferanten, etwa | |
| Aserbaidschan, Katar und Algerien. Italien kaufte seitdem über seinen | |
| Gas-Netzbetreiber Snam außerdem zwei Terminals für die Speicherung und | |
| Regasifizierung von Flüssiggas (LNG). (dpa) | |
| ## 🐾 Energieversorgung in Deutschland | |
| Eine Turbine für Nord Stream 1 kommt aus Kanada zurück. Die Ostseepipeline | |
| liefert aber erst mal wegen Wartungen kein Erdgas mehr. | |
| [13][taz-Ressorleiter für Wirtschaft und Ökologie Kai Schöneberg | |
| berichtet.] | |
| ## 🐾 Frankreichs AKWs heizen Inflation an | |
| Wegen Wartung und Pannen steht jeder zweite Reaktor in Frankreich still. | |
| Das führt zu höheren Energiepreisen, nicht nur in Deutschland. | |
| [14][taz-Frankreichkorrespondent Rudolf Balmer berichtet.] | |
| Zahl einreisender Ukrainer:innen wieder auf Vorkriegsniveau | |
| Die Zahl der Ukrainer:innen, die in die Länder der Europäischen Union | |
| einreisen, hat EU-Angaben zufolge wieder das Niveau vor der russischen | |
| Invasion erreicht. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres werden noch mehr | |
| Menschen kommen, aber auch gehen, wie EU-Innenkommissarin Ylva Johansson | |
| sagt. „Was die Flüchtlingsströme betrifft, ist die Situation jetzt stabil. | |
| Die Zahl der Grenzübertritte zwischen der EU und der Ukraine ist auf dem | |
| Niveau vor dem Krieg.“ | |
| Im Moment kämen fast genauso viele Menschen in die EU wie in die Ukraine | |
| zurück. Die Grenzschutzagentur Frontex hatte Ende Juni erklärt, dass seit | |
| dem Krieg in der Ukraine mehr als sechs Millionen Ukrainer:innen in die | |
| EU geflohen und etwa 3,1 Millionen von ihnen wieder in ihre Heimat | |
| zurückgekehrt seien. (rtr) | |
| ## Selenskyj will russische Soldat:innen bestrafen | |
| Im Ort Tschassiw Jar [15][im Gebiet Donezk] sind ukrainischen Angaben | |
| zufolge 15 Menschen tot aus einem eingestürzten Wohnblock geborgen worden. | |
| Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte russischen Soldat:innen daraufhin | |
| mit Konsequenzen. Zugleich befahl er seiner Armee, besetzte Gebiete im | |
| Süden des Landes zurückzuerobern. Zivilisten wurden dort einmal mehr zur | |
| Flucht aufgerufen. | |
| „Die Bestrafung ist für jeden russischen Mörder unvermeidlich“, sagte | |
| Selenskyj nach dem Raketenbeschuss in Tschassiw Jar. Der Angriff auf das | |
| Wohngebiet habe einmal mehr gezeigt, dass Russlands Truppen vorsätzlich | |
| auch in Wohngebieten töteten. „Nach solchen Angriffen werden sie nicht | |
| sagen können, dass sie etwas nicht gewusst oder nicht verstanden haben“, | |
| sagte der ukrainische Staatschef in seiner Videoansprache in der Nacht zum | |
| Montag. | |
| Neben den 15 Toten wurden bis zum späten Sonntagabend auch sechs Verletzte | |
| aus dem Wohnhaus in dem Ort im Donezker Gebiet geborgen, wie der | |
| stellvertretende Leiter des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, | |
| mitteilte. Noch immer würden 23 Menschen vermisst. (dpa) | |
| ## Russland greift Charkiw und andere Städte massiv an | |
| Die russische Artillerie greift nach Angaben des ukrainischen Generalstabes | |
| massiv die [16][Stadt Charkiw] an und bereitet eine Großoffensive im Osten | |
| des Landes vor. Raketenwerfer und Panzer seien im Einsatz. Es sei eine | |
| regelrechte Bombardierungswelle begonnen worden, die bereits mehrere Städte | |
| im Osten getroffen habe. Dies diene der Vorbereitung einer Großoffensive. | |
| Nach dem russischen Raketenangriff auf ein fünfgeschossiges Wohnhaus in der | |
| Stadt Tschassiw Jar in der ostukrainischen Region Donezk setzen die | |
| Rettungskräfte die Suche nach Verschütteten fort. Unter den Trümmern | |
| vermuten die Bergungsmannschaften rund zwei Dutzend Menschen, darunter ein | |
| Kind. Mindestens 15 Menschen sind bei dem Angriff ums Leben gekommen. | |
| Die CSU schließt sich angesichts der drohenden Kostenexplosion der | |
| Gewerkschaftsforderung nach einem staatlichen Gaspreisdeckel für | |
| Privathaushalte an. „Was jetzt notwendig ist, ist ein | |
| Grundbedarfspreisdeckel beim Gas“, sagt CSU-Landesgruppenchef Alexander | |
| Dobrindt der Zeitung „Augsburger Allgemeinen“. | |
| „Ohne eine solche Begrenzung wird es viele private Zahlungsunfähigkeiten | |
| geben, weil die Menschen ihre Abschlagszahlungen nicht mehr leisten | |
| können.“ Zuvor hatten bereits der DGB und die IG Metall einen | |
| Gaspreisdeckel für den Privatbedarf gefordert. (rtr) | |
| ## 🐾 Ehrenamtliches Engagement in der Ukraine | |
| In einem Theater in der westukrainischen Stadt Luzk organisieren | |
| Freiwillige Spenden für die Soldat:innen an der Front. Lohn verdient | |
| dabei niemand. [17][taz-Autor Juri Konkewitsch berichtet.] | |
| ## Kiew ruft Zivilisten zur Flucht auf | |
| Die ukrainische Führung hat Zivilisten im besetzten Süden des Landes wegen | |
| geplanter Armee-Offensiven zur Flucht aufgerufen. Einwohner der Gebiete | |
| Cherson und Saporischschja sollten dringend ihre Häuser verlassen – | |
| notfalls auch in Richtung der bereits seit 2014 von Russland annektieren | |
| Schwarzmeer-Halbinsel Krim, sagte Vize-Regierungschefin Irina | |
| Wereschtschuk. | |
| Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte der britischen Sunday Times, | |
| Selenskyj habe dem Militär befohlen, mithilfe westlicher Waffen besetztes | |
| Gebiet im Süden zurückzugewinnen. Insbesondere die Küstengebiete seien für | |
| die ukrainische Wirtschaft von großer Bedeutung. (dpa) | |
| ## Kubicki: Schröder verdreht bei Ukraine-Krieg die Tatsachen | |
| FDP-Vize Wolfgang Kubicki zeigte sich irritiert über Äußerungen von | |
| Altkanzler [18][Gerhard Schröder (SPD) über dessen Kontakt zu Kremlchef | |
| Wladimir Putin]. „Grundsätzlich ist es natürlich immer besser, auch mit den | |
| Führungsspitzen von autoritären Staaten im Gespräch zu bleiben, und niemand | |
| kann dies dem Ex-Kanzler verwehren“, sagte Kubicki den Zeitungen der Funke | |
| Mediengruppe (Montag). | |
| „Wer aber meint, Deutschland hätte eine diplomatische Bringschuld, um den | |
| Krieg in der Ukraine zu beenden, verdreht die Tatsachen.“ Schröder hatte | |
| zuvor der FAZ gesagt, er wolle trotz des russischen Angriffskriegs seine | |
| „Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin“ nicht aufgeben. Er glaube | |
| nicht an eine militärische Lösung. „Der Krieg ist nur durch diplomatische | |
| Verhandlungen zu beenden.“ (dpa) | |
| ## Internetseite der „Welt“ in Russland blockiert | |
| Russlands Behörden haben die Homepage der Tageszeitung Welt blockiert. Auf | |
| Gesuch der Generalstaatsanwaltschaft ist die Seite seit Samstag aus dem | |
| russischen Internet heraus nicht mehr erreichbar, wie aus einem Register | |
| der Medienaufsicht Roskomnadsor hervorgeht. Die Welt hatte nach Russlands | |
| Einmarsch begonnen, unter dem Titel „Krieg in der Ukraine“ Nachrichten auch | |
| auf Russisch zu veröffentlichen. | |
| Wie russische Nachrichtenagenturen berichteten, befindet sich die Seite der | |
| Welt nun auf der immer länger werdenden Liste der zu bannenden Medien der | |
| russischen Medienaufsicht Roskomnadsor. Dies sei auf Ersuchen der | |
| Staatsanwaltschaft erfolgt. Die Welt hatte mit Beginn der russischen | |
| Offensive in der Ukraine damit begonnen, in Russland Inhalte auf Russisch | |
| zu verbreiten. Der größte Teil unabhängiger Informationen wird in Russland | |
| unterdrückt. | |
| Zudem beschäftigte das Blatt zwischenzeitlich die russische Journalistin | |
| [19][Marina Owsjannikowa], die Mitte März mit einer Protestaktion in | |
| Russlands Staatsfernsehen bekannt geworden war. Seit Kriegsbeginn gehen die | |
| russischen Behörden verstärkt gegen ausländische und vor allem gegen | |
| kritische russische Medien vor. | |
| Der Deutsche Journalisten-Verband sieht in der Sperrung des Online-Portals | |
| welt.de in Russland einen „Akt der Verzweiflung“. Russlands Präsident | |
| Wladimir Putin „schlägt panisch gegen alles, was seine Propaganda Lügen | |
| straft“, erklärte DJV-Chef Frank Überall am Montag in Berlin. Es werde | |
| nicht gelingen, die russische Bevölkerung vollständig von unabhängigen | |
| Informationen abzuschirmen. „Die Wahrheit wird sich durchsetzen.“ (dpa/afp) | |
| ## 144.000 Integrationskurse für Ukrainer:innen genehmigt | |
| Die Bundesagentur für Arbeit hat einem Zeitungsbericht zufolge bisher | |
| 144.000 Integrationskurse für Geflüchtete aus der Ukraine genehmigt. 52.000 | |
| Geflüchtete hätten ihren Kurs bereits begonnen, meldete das | |
| „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Montag) unter Berufung auf einen | |
| Lagebericht der Bundesagentur. | |
| Fast 900.000 [20][Bürgerinnen und Bürger aus der Ukraine] sind demnach seit | |
| Kriegsbeginn am 24. Februar nach Deutschland eingereist. Bis Ende Juni | |
| hätten sich 353.424 Ukrainer:innen bei Arbeitsagenturen, Jobcentern und | |
| anderen kommunalen Stellen gemeldet. Davon seien 265.153 im erwerbsfähigen | |
| Alter zwischen 15 und 67 Jahren, davon mehr als Dreiviertel weiblich. | |
| Zugleich zählen die Familienkassen inzwischen knapp 121.000 Anträge auf | |
| Kindergeld, wie es weiter hieß. (epd) | |
| 11 Jul 2022 | |
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