# taz.de -- Naturschutz im Kongo: „Das sind mafiöse Methoden“ | |
> Nach Übergriffen durch Ranger erwirkte Deutschland eine Untersuchung im | |
> Osten Kongos. Nun werden Zeugen bedroht und Verbrechen unter den Teppich | |
> gekehrt. | |
KAMPALA taz | Ich bin so erleichtert!“ seufzt Robert Flummerfelt am | |
Telefon: „Es war wirklich gefährlich und leichtsinnig.“ Die Aufregung ist | |
ihm anzuhören. Gerade ist er in der Nacht aus dem Kongo ausgereist. | |
Kongolesische Wildhüter suchen ihn, um ihn zu töten, berichtet er: Er sei | |
ihnen nur knapp entkommen. | |
Der US-amerikanische Journalist und Researcher untersucht seit fast zwei | |
Jahren mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen durch Wildhüter im | |
Kahuzi-Biéga-Nationalpark im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Seine | |
neuesten Erkenntnisse [1][veröffentlicht der internationale TV-Sender | |
al-Jazeera]. Dieses Jahr hat ihn auch die deutsche Bundesregierung gebeten, | |
bei der Aufklärung der Vorwürfe gegen die Parkschützer zu helfen – und das | |
wird ihm nun zum Verhängnis. Die taz hat mit ihm darüber gesprochen – und | |
Deutschland hat ein gewaltiges Problem. | |
Denn der [2][Kahuzi-Biéga-Park], eines der letzten Refugien für die | |
seltenen Flachlandgorillas, wird von Deutschland finanziert. Seit fast zwei | |
Jahren sind fast alle Gelder eingefroren: wegen dem brutalen Vorgehen der | |
bewaffneten Wildhüter gegen die im Park ansässige indigene Gemeinschaft der | |
Batwa, auch Pygmäen genannt. Jochen Flasbarth, zuständiger Staatssekretär | |
im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), findet | |
gegenüber der taz deutliche Worte: „Ich habe nie für einen Naturschutz | |
gestanden, der Menschen vertreibt, in Elend stürzt oder sogar misshandelt, | |
vergewaltigt oder tötet. Das darf einfach nicht sein.“ | |
Deutschland ist weltweit führend bei der Finanzierung von Natur- und | |
Artenschutz in Afrika. Das BMZ hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 | |
bis zu 30 Prozent des Planeten unter Naturschutz zu stellen. Der | |
Demokratischen Republik Kongo, in deren Gebiet der Hauptteil des tropischen | |
Regenwaldes im Kongobecken liegt, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. | |
[3][Kongos staatliche Naturschutzbehörde ICCN] hat zugesagt, die | |
geschützten Flächen des Landes von neun Prozent auf 15 Prozent des | |
Staatsgebietes zu erweitern. Das wäre die Fläche Deutschlands. | |
Die deutsche Entwicklungsbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) will | |
dieses Vorhaben finanzieren. Sie hat an der Börse in London einen Fond | |
aufgesetzt und 15 Millionen Euro einbezahlt, die Weltbank hat 7,5 Millionen | |
Euro dazugegeben. Die Rendite soll unter anderem die laufenden Kosten des | |
Kahuzi-Biéga-Nationalparks decken und die mickrigen Gehälter der Wildhüter | |
aufstocken. | |
Doch die KfW gibt nun auf taz-Anfrage an, man prüfe zurzeit „das geplante | |
Engagement.“ Bisher seien keine Auszahlungen aus dem Fonds erfolgt. | |
## „Operation Säuberung“ | |
Denn der Umgang der Parkverwaltung mit der lokalen Bevölkerung steht massiv | |
in der Kritik. Abgefackelte Dörfer, verbrannte Kinder, vergewaltigte Frauen | |
– solche Vorwürfe enthält der [4][Bericht „Mit Gewalt den Wald säubern�… | |
den Flummerfelt für die Menschenrechtsorganisation „Minority Rights Group“ | |
verfasst hat. Er wurde Anfang April in Berlin vorgestellt. | |
Flummerfelt hatte Beweise, dass die Parkverwaltung diese Übergriffe, die | |
sich in mehreren Wellen zwischen Juli 2019 und Dezember 2021 ereigneten, | |
gezielt anordnete, um die Batwa-Pygmäen aus dem Park zu vertreiben. | |
Für die Batwa ist der Wald im Schutzgebiet ihr Lebensraum seit | |
Menschengedenken. Es befinden sich darin die Gräber und Kultstätten ihrer | |
Vorfahren. Ihre Rechte sind im Kongo per Gesetz geschützt. Sie wurden schon | |
in der Vergangenheit verjagt, aber als 2018 Verhandlungen über Landrechte | |
außerhalb des Parks scheiterten, zogen sie zurück in den Park. 2019 setzte | |
die Parkverwaltung von Kahuzi-Biéga den Batwa ein Ultimatum, den Park zu | |
verlassen, und startete die Operation „Safisha“ – übersetzt: „Säuberu… | |
„Wir nehmen diese Vorwürfe sehr ernst“, hatte BMZ-Staatssekretär Flasbarth | |
nach der Veröffentlichung des kritischen Berichts im April erklärt und | |
Kongos Behörden „angewiesen“, eine „schnelle und unabhängige Aufklärun… | |
anzugehen. Eine unabhängige Untersuchungskommission wurde einberufen, zu | |
der Flummerfelt gehörte. | |
„Ich bin damals von Berlin aus direkt zurück in den Kongo geflogen“, | |
berichtet der Researcher der taz. In der Provinzhauptstadt Bukavu am Rande | |
des Parks traf sich das Team. Die Deutschen hatten als unabhängigen | |
Experten den Franzosen Baptiste Martin angeheuert, mit Erfahrung in | |
UN-Missionen auch im Kongo. Die US-amerikanische [5][„Wildlife Conservation | |
Society“ (WCS)], die den Kahuzi-Biéga schon lange unterstützt und auf | |
Veranlassung Deutschlands hin seit Juni das Co-Management gemeinsam mit der | |
staatlichen Naturschutzbehörde ICCN innehat, hatte einen Anwalt geschickt. | |
Vorsitzender der Kommission war Georges Muzibaziba, der | |
Menschenrechtsbeauftragte der ICCN. Seine Stelle war erst 2021 auf Druck | |
der deutschen Geber hin entstanden, sie wird laut KfW von deutscher Seite | |
„durch die Bereitstellung von Büroeinrichtungs- und Arbeitsmaterial (u.a. | |
Computer) unterstützt.“ | |
Zu dem Treffen brachte Flummerfelt seinen kongolesischen Kollegen mit, der | |
ihm bei den Recherchen geholfen hatte. Dessen Name war bislang zum Schutz | |
seiner Sicherheit nie publik gemacht worden. Jetzt fragte die | |
Untersuchungskommission danach. Der Kongolese nannte seinen Namen – was | |
später drastische Folgen haben sollte. | |
Drei Tage war Flummerfelt vom 14. bis zum 17. April zunächst mit der | |
Kommission in den Batwa-Dörfern unterwegs. Laut eigenen Angaben interviewte | |
die Kommission über 120 Zeugen, Opfer und Experten sowie Mitglieder der | |
Parkverwaltung. Doch von vornherein sah Flummerfelt die Arbeit mit Skepsis, | |
sagt er der taz: „Ich befürchtete, sie wollten die Vorfälle einfach nur | |
vertuschen.“ | |
## Einschüchterung und Verzweiflung | |
Dies bestätigen Audioaufzeichnungen von den Interviews und Gesprächen, die | |
der taz vorliegen. Sie bezeugen, wie der ICCN-Menschenrechtsbeauftragte | |
Muzibaziba Interviewpartner einschüchtert. Ein Beispiel: Am 15. April | |
berichtet Batwa-Chef Kalimba Mbuwa im Dorf Muyange, das mutmaßlich von | |
Parkwächtern zweimal abgebrannt worden war. Er zeigt ihnen Fotos von | |
Leichen und Gräbern. Muzibaziba nimmt den Dorfvorsitzenden zur Seite: „Es | |
wird Konsequenzen geben“, droht er ihm und erwähnt die bewaffneten Milizen, | |
die im Park hausen. Würden aufgrund der internationalen Untersuchung die | |
Parkwächter abziehen müssen, dann bestünde ein Risiko: „Wenn diese Milizen | |
dann kommen…“, sagt Muzibaziba und führt den Satz nicht zu Ende. Dann | |
betont er mit Nachdruck: „Ich sehe dir nun in die Augen – du bist dafür | |
verantwortlich!“. | |
Im Ort Cisheke am nächsten Tag berichtet ein Einwohner, wie Soldaten und | |
Wildhüter im Jahr 2020 im benachbarten Dorf Buhoyi zehn Batwa-Männer | |
töteten. In Flummerfelts Bericht war von „außergerichtlichen Hinrichtungen�… | |
die Rede. Im finalen Untersuchungsbericht taucht dies nicht mehr auf. | |
Warum, geht aus den Audioaufzeichnungen hervor: „Was du da sagst, ist | |
gefährlich!“ droht Muzibaziba dem Zeugen. Das lässt auch den WCS-Anwalt | |
aufhorchen: „Georges, Georges, schüchter ihn nicht so ein!“, hört man ihn | |
sagen. | |
Als der Dorfchef von Buhoyi, Gonzola Majafa, später mit der taz am Telefon | |
spricht, wirkt er verzweifelt. Er hat sich an einem geheimen Ort versteckt. | |
Nach dem Besuch der Kommission im April seien Soldaten und Wildhüter | |
eingerückt, sie lagern seitdem am Dorfeingang, berichtet er: „Sie suchen | |
immer noch nach mir“. Er bereut, mit der Kommission gesprochen zu haben. | |
„Sie wollten das Gegenteil von dem hören, was ich ihnen erzählte“, sagt er | |
und gibt den deutschen Gebern die Schuld: „Die Deutschen haben den Leuten | |
vom Park Geld gegeben, um zu uns zu kommen und uns zum Schweigen zu | |
bringen.“ | |
Besonders enttäuscht ist Majafa, dass die Kommission die von ihm | |
beschriebene Massenvergewaltigung nicht ernst genommen habe. „Ich habe | |
ihnen das Grab der Frau gezeigt, die an den Folgen der Gewalt gestorben | |
war“, so Majafa zur taz. Auf den Audioaufnahmen zu diesem Gespräch hört man | |
Kommissionsmitglieder im Hintergrund leise kichern. Im Kongo geht das | |
Gerücht um, Sex mit Batwa-Frauen würde allerlei Krankheiten heilen, auch | |
Aids. | |
Das war für Robert Flummerfelt einfach zu viel, berichtet er. „Ich hatte | |
damals am Grab gestanden, als diese Frau beerdigt wurde“, erinnert sich der | |
Researcher. Nun hatte er das Gefühl, die Untersuchung sei ein | |
„Vertuschungsversuch“. | |
## Flucht aus Bukavu in der Nacht | |
Sein Gefühl bestätigte sich auf erschreckende Weise nur knapp drei Stunden | |
später. Das Team war am 17. April gerade wieder aus dem Park zurück in | |
Bukavu angekommen, als Flummerfelts kongolesischer Kollege erschreckende | |
Nachrichten erhielt – von jemandem, der im Park arbeitet. Die Textnachricht | |
liegt der taz vor. Darin berichtet der Informant, bei einem Treffen am | |
späten Abend habe die Parkverwaltung entschieden, „nach Robert im Hotel | |
Panorama zu suchen“. Weiter: „Sie werden uns zwei Wochen Gehalt zahlen, um | |
dir und dem weißen Mann Robert Disziplin beizubringen“. In den kommenden | |
Tagen erhält Flummerfelt weitere solche Nachrichten, die er der taz | |
weiterleitet. | |
Flummerfelts Kollege, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt | |
werden kann, spricht selbst am Telefon mit der taz. Mittlerweile versteckt | |
er sich mit Kind und Frau im Nachbarland Ruanda. Er fürchtet um seine | |
Angehörigen im Kongo, denn immer wieder seien Wildhüter vor seinem Haus und | |
seiner Arbeitsstelle aufgetaucht. „Diese Männer sind bewaffnet, das ist | |
kein Scherz“, seufzt er. „Zwei Jahre lang war ich anonym, dann hat | |
Muzibaziba mir Angst gemacht.“ Der ICCN-Menschenrechtsbeauftragte habe ihn | |
nach dem Treffen in Bukavu am späten Abend nach Hause gefahren, kannte also | |
seine Wohnadresse. Im Auto hätte er ihn eingeschüchtert: „Er sagte, dass | |
viele Menschen in der Parkverwaltung gerade kein Gehalt bekommen aufgrund | |
unseres Berichts. ‚Wie kannst du unseren Park so beschmutzen?‘ warf er mir | |
vor.“ | |
Noch am 17. April rafften Flummerfelt und sein Kollege ihre Sachen zusammen | |
und hasteten zur Grenze nach Ruanda am Stadtrand von Bukavu. Kaum waren sie | |
im Nachbarland in Sicherheit, erhielten sie Nachrichten von den Dorfchefs: | |
„Wildhüter waren in den Dörfern, um die Dorfchefs zu jagen“, so | |
Flummerfelt. Die mussten sich verstecken. „Das sind mafiöse Methoden“, sagt | |
er. „Es war der Versuch, unser Team und eine ganze Gemeinschaft zum | |
Schweigen zu bringen.“ | |
In einem offenen Brief an Kongos Präsident Félix Tshisekedi und | |
ICCN-Generaldirektor Olivier Mushiete, der der taz vorliegt, kritisierten | |
die Batwa-Gemeinden am 27. April die mangelnde Unabhängigkeit der | |
Kommission. „Wie rechtfertigen Sie eine Untersuchung über die | |
schwerwiegenden Vorwürfe, in die Sie selbst impliziert sind?“, fragten die | |
Batwa. Sie würden nun bedroht und gejagt. | |
Unterdessen flog Flummerfelt nach Deutschland und erzählte im BMZ und bei | |
der KfW von seinen Erlebnissen. In einem Schreiben vom 18. Mai erklärte er | |
den Deutschen, warum er aus der Untersuchungskommission aussteige. „Manche | |
Informationen“ habe die Kommission bewusst ignoriert: „Die Arbeit der | |
Kommission wurde in einer äußerst unethischen und eindeutig | |
voreingenommenen Weise durchgeführt. Sie gefährdete letztlich offenbar das | |
Leben von mindestens sieben Personen, mich eingeschlossen.“ | |
Die taz erhielt Audioaufnahmen von Telefongesprächen mit Baptiste Martin, | |
dem von Deutschland in die Untersuchungskommission entsandten französischen | |
Ermittler. Am 2. und 15. Mai telefonierten Martin und Flummerfelt jeweils | |
über eine Stunde lang. Dabei berichtet Martin, wie der | |
ICCN-Menschenrechtsbeauftragte Muzibaziba versucht habe, „etwas in den | |
Bericht zu schreiben, was nicht in den Notizen war“, so Martin. „Er hat | |
jede Menge Fakten hinzugefügt, die Lügen waren.“ Das Ergebnis sei dann ohne | |
Absprache an die ICCN-Direktion gegangen. | |
Am 1. Juni [6][veröffentlicht Kongos Naturschutzbehörde ICCN den | |
Untersuchungsbericht auf ihrer Webseite]. Er ist bloß 12 Seiten lang, es | |
gibt keine Pressekonferenz dazu. Die Behörde betont in einer Erklärung, | |
dass die Kommission „nicht alle Vorwürfe der Menschenrechtsverletzungen | |
bestätigt“ und dass es zwischen dem ersten Bericht von Flummerfelt im April | |
und dem jetzigen Untersuchungsbericht einen „unverhältnismäßigen | |
Unterschied“ gebe. | |
„Die Kommission verneint die Tatsache, dass es eine gezielte Operation | |
gegen die Batwa-Gemeinden gegeben habe“, sagt Flummerfelt dazu. Die | |
Kommission habe aber Einsicht in die internen Berichte der Parkverwaltung | |
gehabt. Diese bestätigten die „Operation Safisha“ (Säuberung) an exakt | |
jenen Tagen und Orten der mutmaßlichen Übergriffe im November und Dezember | |
2021. Im Bericht heißt es dazu lediglich, die Massenvergewaltigung an einer | |
Schwangeren in Chef Majafas Dorf Buhoyi, die daraufhin starb, sei „im | |
Kontext einer größeren Militäroperation gegen Waldrodung“ geschehen. Eine | |
weitere Frau und vier Männer seien im November 2021 getötet worden, weil | |
Milizen sie „menschliche Schutzschilde“ eingesetzt hätten. | |
## „Völlig inakzeptabel“, sagt die deutsche Bundesregierung | |
Von der Bundesregierung wird der Bericht zunächst nicht kommentiert. Erst | |
als die taz am 2. Juni das BMZ mit den Vorwürfen in einer Email | |
konfrontiert, erklärt sich Staatssekretär Flasbarth zum Interview bereit. | |
Flasbarth gibt von vornherein zu, dass er sich bewusst ist, dass das Ausmaß | |
der mutmaßlichen Menschenrechtsverbrechen wohl weit größer ist als das, was | |
im Untersuchungsbericht steht. „Man kann vermuten, dass es möglicherweise | |
noch weitere gegeben hat“, so. Dies sei „völlig inakzeptabel“ und „sehr | |
schockierend, aber auch sehr herausfordernd, wie man angemessen darauf | |
reagiert.“ | |
„Menschenrechtsverletzungen sind inakzeptabel“, wolle er den Kongolesen | |
deutlich machen, sagt er. „Wenn es Quellen aus ICCN gibt, die dazu geführt | |
haben, dass die Integrität der Zeugen nicht gewährleistet ist, dann ist das | |
ein sehr schwerwiegender Sachverhalt.“ | |
Bereits sein Vorgänger, so der SPD-Politiker Flasbarth, habe die deutschen | |
Zahlungen deutscher Gelder an die ICCN „zu Recht ausgesetzt“. Die | |
Untersuchungskommission sollte nun die Vorwürfe im Kahuzi-Biéga unabhängig | |
prüfen. „Der Vorwurf, dass nach den Untersuchungen Zeugen bedroht wurden | |
und deshalb geflohen sind, muss natürlich weiter aufgeklärt werden.“ | |
Flasbarth bestellte nun ICCN-Generaldirektor Mushiete nach Berlin ein. Ein | |
BMZ-Sprecher erklärt der taz nach dem Treffen am Montag dieser Woche, „die | |
für eine Fortführung der Zusammenarbeit entscheidenden Schritte“ seien | |
„erörtert“ worden. Der Kommandant der Parkwächter in Kahuzi-Biéga sei | |
bereits suspendiert, weiß Flasbarth. Die Militärstaatsanwaltschaft der | |
Provinz Süd-Kivu habe Ermittlungen aufgenommen. | |
Endgültig will die Bundesregierung ihre über 20-jährige Partnerschaft mit | |
Kahuzi-Biéga nicht beenden. Bereits 2020, als nach der [7][ersten | |
taz-Berichterstattung über die Vorfälle] die Gelder für den Park | |
eingefroren worden waren, hatten die Deutschen an ICCN Bedingungen gestellt | |
– dazu gehörte die Schaffung eines Menschenrechtsbeauftragten, also Georges | |
Muzibaziba. Auch über dessen „Rolle“ als Leiter der Untersuchungskommission | |
hat Flasbarth nun mit dem ICCN-Direktor gesprochen. Um die Gelder wieder | |
fließen zu lassen, „brauchen wir eine berechtigte und keine naive Hoffnung | |
auf Besserung“, so Flasbarth. Man müsse aber weiter im Gespräch bleiben: | |
„Nur so lassen sich Standards einfordern, die für uns Bedingung für unsere | |
Unterstützung sind.“ | |
Während Flasbarth in Berlin mit ICCN-Direktor Mushiete spricht, wagt | |
Flummerfelt eine erneute, waghalsige Reise in den Kahuzi-Biéga. Erneut | |
hatte der Researcher Nachrichten von Batwa-Gemeinden erhalten: Das Dorf | |
Muyange sei nun zum dritten Mal von den Wildhütern zerstört worden. | |
Flummerfelt wollte dem nachgehen. Doch der Park hatte überall seine | |
Wildhüter stationiert, bis nach Muyange kam er nicht. „Es war viel zu | |
riskant und leichtsinnig.“ Im Nachbarort traf er geflüchtete | |
Batwa-Familien, die ihm berichteten: Die wieder errichteten Häuser in | |
Muyange seien erneut plattgemacht worden. Die taz sprach mit zwei weiteren | |
Quellen im Kongo, die dies bestätigen. | |
Batwa-Chef Majafa, der mit der taz von seinem Versteck aus telefoniert, hat | |
eine Botschaft für Deutschland. Der Park und die Naturschutzgelder aus dem | |
Ausland sollten erhalten bleiben – doch die Geber sollten „Druck“ auf die | |
Parkbehörde ausüben, „damit es ihnen nicht gelingt, uns zum Schweigen zu | |
bringen.“ | |
23 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.aljazeera.com/features/2022/6/23/murder-claims-grip-world-famou… | |
[2] https://www.kahuzibieganationalpark.com/ | |
[3] https://www.iccnrdc.org/ | |
[4] https://minorityrights.org/2022/04/06/pnkb-en/ | |
[5] https://www.wcs.org/ | |
[6] https://www.iccnrdc.org/docs/RAPPORT-DE-LA-COMMISSION-D-ENQUETE-PNKB.pdf | |
[7] /Naturschutz-contra-Menschenrechte/!5666561 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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