| # taz.de -- Ökokonferenz in Ruanda: Es geht nicht um die Menschen | |
| > Die Ziele der Naturschutzkonferenz im ruandischen Kigali sind | |
| > ambitioniert. Doch das westliche Konzept unberührter Parks passt nicht zu | |
| > Afrika. | |
| Bild: Masai Mara Nationalpark in Kenia | |
| Seit einem halben Jahrhundert versprechen Naturschützer immer wieder, die | |
| Menschen ins Zentrum des Naturschutzes zu stellen. Auch auf [1][dem ersten | |
| afrikanischen Biodiversitätskongress], der vergangene Woche in Ruandas | |
| Hauptstadt Kigali stattgefunden hat, ging es darum. | |
| Doch afrikanische Naturschützer zweifeln an der Ernsthaftigkeit. Die | |
| jüngsten Ereignisse in Tansania, wo rund 160.000 Maasai gewaltsam | |
| vertrieben wurden, sowie [2][die brutalen Übergriffe der Wildhüter des | |
| Kahuzi-Biega-Nationalparks] im Ostkongo gegen die Batwa zeigt, wie sehr die | |
| Indigenen zu Opfern werden. | |
| Die westlichen Industriestaaten wollen bis zum Jahr 2030 rund 30 Prozent | |
| des Planeten unter internationale Naturschutzregeln stellen. Dafür sollen | |
| vor allem im afrikanischen Kongobecken bestehende Nationalparks erweitert | |
| und neue gegründet werden. | |
| Dass man mit Naturschutz nichts falsch machen kann, ist in Europa und | |
| Nordamerika eine weit verbreitete Ansicht, die den Blick auf ein großes | |
| Problem vermeidet: Den ärmsten Gemeinden einen Großteil ihres fruchtbaren | |
| Ackerlandes wegzunehmen, führt automatisch zu Konflikten. Westliche Geber | |
| bemühen sich, beim Kampf gegen die Wilderei Afrikas Naturschutzbehörden und | |
| deren Ranger fit zu machen. Die Bestände der gefährdeten Tiere erholen | |
| sich. Doch gleichzeitig nehmen die Konflikte mit der Bevölkerung zu, weil | |
| den Wildhütern von westlichen Ratgebern beigebracht wurde, Menschen als | |
| Feinde zu betrachten. | |
| Westliche Naturschutzansätze bestehen bislang auf dem Prinzip der | |
| menschenleeren Nationalparks. Dies ist der Forderung, Menschen ins Zentrum | |
| zu stellen, diametral entgegengesetzt. Afrikanische Naturschützer, wie | |
| Samuel Nguiffo aus Kamerun, fordern: „Wir müssen auf traditionelle | |
| Naturschutzansätze zurückgreifen und den Gemeinden rund um die | |
| Schutzgebiete die Hoheit über deren Verwaltung geben.“ Doch westliche Geber | |
| und deren Naturschutzorganisationen bevorzugen es, die Nationalparks | |
| hochzurüsten, um die Schutzgebiete genau gegen die Menschen zu verteidigen, | |
| die eigentlich die Lösung des Problems sind. | |
| 25 Jul 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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