| # taz.de -- Sicherheitskonzept beim G7-Gipfel: Randale? Nicht in Sicht | |
| > Vor dem G7-Gipfel warnt Bayerns Innenminister vor gewalttätigen | |
| > Protesten, Demos sollen beschnitten werden. Dabei sind Krawalle kaum zu | |
| > erwarten. | |
| Bild: Polizisten versiegeln aus Sicherheitsgründen einen Kanaldeckel an der Pr… | |
| Berlin taz | Ein Großaufgebot von 18.000 Polizist:innen, Sperrbereiche, | |
| Kontrollpunkte auf Straßen: Wenn in anderthalb Wochen der [1][G7-Gipfel] | |
| auf dem Schloss Elmau in Bayern beginnt, wird sich der Landkreis | |
| Garmisch-Partenkirchen wieder in eine Hochsicherheitszone verwandeln. | |
| Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnt auch bereits vor | |
| anreisenden Gewalttätern. Dabei sind diese bisher nicht in Sicht. | |
| „Wir müssen alles tun, um von vornherein Krawallmacher und Chaoten aus dem | |
| Verkehr zu ziehen“, erklärte Herrmann kürzlich mit Blick auf den am 26. | |
| Juni startenden G7-Gipfel. „Die Mobilisierung ist nach gegenwärtigem Stand | |
| weiterhin deutlich geringer als beim [2][G20-Gipfel in Hamburg 2017]“, | |
| sagte Herrmann zwar nun der taz. In sozialen Medien sei aber eine | |
| zunehmende Thematisierung der Proteste festzustellen, „was für ein großes | |
| Interesse in szenetypischen Kreisen spricht“, so der CSU-Politiker. „Die | |
| Teilnahme gewaltbereiter Chaoten an den Protestkundgebungen ist leider | |
| nicht auszuschließen.“ | |
| Tatsächlich läuft das Sicherheitskonzept bereits an. Seit Montag gelten in | |
| Deutschland – wie schon beim G7-Gipfel 2015 in Elmau – [3][wieder | |
| Grenzkontrollen]. Diese können punktuell durchgeführt werden, um Anreisen | |
| „potentieller Gewalttäter“ zu stoppen, wie das Bundesinnenministerium | |
| erklärt. Rund um das [4][Schloss Elmau], den Tagungsort, wird ein 16 | |
| Kilometer langer Zaun errichtet, samt Sicherheitszone, die ab dem 19. Juni | |
| nur noch für Akkreditierte zu erreichen sein wird. Ein zweiter | |
| Sicherheitsbereich erstreckt sich über das umliegende Hochtal. Auf | |
| zentralen Straßen will die Polizei Kontrollstellen einrichten, Kanaldeckel | |
| werden versiegelt, in der Luft gilt eine Flugverbotszone. | |
| Zudem wurde im Skistadion Garmisch-Partenkirchen bereits mit Containern | |
| eine Gefangenensammelstelle mit bis zu 150 Plätzen errichtet. Richter und | |
| Staatsanwälte sollen beim Gipfel im Schichtdienst bereitstehen, um über | |
| Haftbefehle für mögliche Festgenommene zu entscheiden. | |
| ## „Alles völlig überzogen“ | |
| Franz Haslbeck, einer der Organisatoren des G7-Gegenprotests, schüttelt | |
| darüber nur den Kopf. „Das ist alles völlig überzogen.“ Von den Protesten | |
| sei keine Gewalt zu erwarten. „Das Gerede vom Krawall dient nur dazu, | |
| unsere Demonstrationen einzuschränken.“ | |
| Tatsächlich ist die Protestmobilisierung bisher überschaubar – und recht | |
| zahm. Anders als beim G20-Gipfel 2017 in Hamburg, wo es zu [5][massiven | |
| Ausschreitungen] kam. Die Referenz nun aber ist der G7-Gipfel 2015 in | |
| Elmau, wo es auch ein großes Sicherheitsaufgebot und Warnungen vor Krawall | |
| gab – [6][und am Ende alles friedlich blieb]. | |
| Protesthöhepunkt ist diesmal eine Großdemonstration am Samstag vor dem | |
| Gipfel in München, zu der mehrere tausend Protestierende erwartet werden. | |
| Dazu rufen BUND, Greenpeace, Misereor und andere auf. Sie fordern mehr | |
| Einsatz der Regierungschefs gegen den Klimawandel, Armut oder Ungleichheit. | |
| Für eine Demonstration tags darauf in Garmisch-Partenkirchen werden maximal | |
| 1.000 Teilnehmende erwartet. In dem Ort ist über die Gipfeltage auch ein | |
| Protestcamp mit 750 Teilnehmenden angemeldet. Von dort wollen | |
| Protestierende am Montag mit einem Sternmarsch kilometerlang über vier | |
| Routen mit je 100 Demonstrierenden zum Schloss Elmau vorrücken. | |
| ## Polizei will keinen Protest in Sichtweite des Gipfels | |
| Genau das aber will die Polizei verhindern. Laut Haslbeck, der als Teil des | |
| „Stop G7“-Bündnisses die Proteste in Garmisch-Partenkirchen mitorganisiert, | |
| wollen Landkreis und Polizei keinen Protest in Ruf- und Sichtweite auf der | |
| Bundesstraße Richtung Klais zum Tagungshotel in Elmau zulassen. „Das lassen | |
| wir aber nicht mit uns machen“, betont Haslbeck. „Dann klagen wir das eben | |
| ein.“ Die Chancen stehen nicht schlecht, dass das erfolgreich wäre: Schon | |
| 2015 hatte das Verwaltungsgericht München zumindest 50 | |
| Gipfelgegner:innen einen [7][Protest in Hör- und Sichtweite zum Hotel | |
| erlaubt]. | |
| Die Protestorganisatoren geben sich dieses Mal auch betont kooperativ. Bei | |
| den Demonstrationen würde man für Rettungswagen und Politikerkonvois die | |
| Straße zum Schloss Elmau ohne Verzögerung freigeben, versichert Haslbeck. | |
| „Wir kennen unsere Leute und da hat keiner Interesse an einer Eskalation. | |
| Wir wollen einfach nur unsere Grundrechte wahrnehmen.“ | |
| Offen bleibt hingegen, ob es zu Einzelaktionen von Protestierenden kommt, | |
| etwa spontane Blockaden oder Festklebeaktionen. Das zuständige Landratsamt | |
| äußert sich bisher nicht zu den Einschränkungen und Auflagen, da die | |
| Verfahren zu den Versammlungen noch liefen. | |
| Keinen Streit gibt es diesmal über das Protestcamp. 2015 war dieses | |
| zunächst noch [8][wegen vermeintlicher Hochwassergefahr untersagt] worden – | |
| ein Gericht hob auch dieses Verbot damals auf. „Diese Rechtsprechung ist | |
| weiter das Maß aller Dinge“, sagte Elisabeth Koch (CSU), Bürgermeisterin | |
| von Garmisch-Partenkirchen, der taz. „Das Protestcamp kann stattfinden.“ | |
| Dieses stehe für sie auch unter dem Schutz der Versammlungsfreiheit, so | |
| Koch. Zu klären seien nur noch ein Evakuierungskonzept sowie Auflagen zum | |
| Schutz der Camp-Wiese und der nahen Loisach. | |
| Innenminister Herrmann warnt derweil weiter. Wie viele Protestierende | |
| letztlich zum G7-Gipfel kämen, lasse sich „noch nicht verlässlich sagen“, | |
| so der CSU-Politiker zur taz. Kämen aber Gewaltbereite, könne die | |
| bayerische Polizei „im Umgang mit derartigem Klientel auf einen großen | |
| Erfahrungsschatz zurückgreifen“. Sie sei „bestens auf diese Herausforderung | |
| vorbereitet“. Die Zahl der 18.000 Polizist:innen sei auch deshalb | |
| gerechtfertigt, weil die Anreisestrecken vom Münchner Flughafen zum | |
| Tagungshotel und diverse Versammlungen um den Gipfel herum geschützt werden | |
| müssten. | |
| Demo-Mitorganisator Franz Haslbeck gibt sich ebenso kämpferisch: „Wir | |
| lassen uns nicht unterkriegen und werden dafür sorgen, dass die Regierenden | |
| und die Presse vor Ort unseren Protest mitbekommen.“ | |
| 14 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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