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# taz.de -- Schröders Russland-Verbindungen: Ex-Kanzler gibt Job bei Rosneft ab
> Gerhard Schröder will nicht mehr Aufsichtsrat bei Rosneft sein. Unklar
> ist, was aus seinen anderen Jobs bei russischen Firmen wird.
Bild: Ex-Kanzler Schröder und Rosneft-Chef Setschin 2018 bei einem gemeinsamen…
Berlin taz | Ex-Kanzler Gerhard Schröder (78) will seinen
Aufsichtsratsposten bei dem russischen Ölkonzern Rosneft aufgeben. Er hat
dem Konzern mitgeteilt, dass es ihm unmöglich sei, sein Mandat in dem
Gremium zu verlängern. Gründe dafür wurden nicht genannt. Auf Schröder geht
seit dem russischen Angriffskrieg am 24. Februar wegen seiner [1][Treue zu
Putin] ein Hagel von Kritik nieder.
Seine bislang vom Staat finanzierten Büromitarbeiter haben allesamt
gekündigt. Schröder hat die Mitgliedschaft bei Hannover 96 und die
Ehrenbürgerwürde in Hannover verloren. In der SPD haben mehr als ein
Dutzend regionaler SPD-Vereine ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn
beantragt. Parteichefin Saskia Esken forderte ihn auf, sein Parteibuch
zurückzugeben. SPD-Chef Lars Klingbeil, mit dem Schröder seit Langem
befreundet war, hat öffentlich mit ihm gebrochen.
All das hat Schröder nicht weiter gekümmert. Viel Feind, viel Ehr. Die
SPD-Spitze hatte ihn brieflich aufgefordert, seine Aufsichtsratsposten bei
russischen Staatskonzernen zu quittieren und Stellung zu den Vorwürfen
gegen ihn zu nehmen. Eine Antwort bekam sie nicht. Zuletzt bekundete
Schröder in der New York Times: „Mea culpa ist nicht mein Ding“. Zudem
erklärte er, nachdem er, so die NYT, „bei reichlich Weißwein seine Kritiker
verspottet“ hatte, dass er nur in einem Fall auf die Aufsichtsratsposten
verzichten würde: Wenn Russland von sich aus die Lieferung von Gas oder Öl
einstellen würde.
Die öffentliche Kritik richtet sich gegen Schröders Rolle als Lobbyist für
russische Konzerne und seine rosafarbenen Deutungen der russischen Politik.
Die Öffentlichkeit nehme „nur die Hälfte von Putin“ wahr, so Schröder
kürzlich. Im Übrigen sei Putin zum Frieden bereit – was logisch nahelegt,
dass die Ukraine das Friedenshindernis sind. Der Rosneft-Job, den Schröder
nun offenbar quittieren will, brachte ihm rund 600.000 Euro pro Jahr ein.
Zudem ist der Ex-Kanzler Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der
Nord Stream AG. Das bringt ihm jährlich gut 250.000 Euro ein.
## Schröders Büro wird nicht weiter finanziert
Außerdem ist er für den Aufsichtsrat des Gazprom-Konzerns nominiert.
Schröder hat bislang nicht erkennen lassen, ob er dieses Mandat annehmen
oder ablehnen wird. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte am
Donnerstag angekündigt, dass [2][Schröders Büro nicht weiter finanziert
werden soll.] Das EU-Parlament hatte zudem in einer Resolution Sanktionen
gegen den Ex-Kanzler gefordert. Falls Schröder wirklich auf der
EU-Sanktionsliste landet, kann das ernste Folgen für ihn haben. So kann
sein Vermögen eingefroren werden. Beides hat offenbar, anders als die
Briefe der SPD-Spitze, Eindruck auf den Ex-Kanzler gemacht.
Offenbar – denn die Gründe, die Schröder zu diesem Schritt veranlasst
haben, sind bislang unbekannt. Offen ist auch die entscheidende Frage, wie
der Putin-Freund mit seinen anderen Jobs bei russischen Konzernen verfahren
will. Dies war zu Redaktionsschluss noch offen. Die SPD-Spitze reagierte
entsprechend vorsichtig auf die frohe Kunde von Rosneft. Das sei allenfalls
ein erster Schritt, hieß es. An der Lage und den Parteiordnungsverfahren
„ändert sich erst mal nichts“, so eine Sprecherin.
20 May 2022
## LINKS
[1] /Altkanzler-Schroeder-haelt-zu-Putin/!5852637
[2] /Schroeder-muss-Bundestagsbuero-aufgeben/!5855739
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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