| # taz.de -- Altkanzler ohne Büro: Schröder verliert Privilegien | |
| > Der Bundestag zieht Konsequenzen gegen den Altkanzler aufgrund seiner | |
| > Russlandverbindungen. Er verliert Büro und Mitarbeiter, das Ruhegehalt | |
| > darf er aber behalten. | |
| Bild: Hält eng zum russischen Präsidenten: Altkanzler Schröder (Aufnahme von… | |
| Berlin afp | Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gerät wegen seiner | |
| Tätigkeiten für russische Energiekonzerne immer stärker unter Druck. Der | |
| Haushaltsausschuss des Bundestags strich Schröder am Donnerstag sein | |
| staatlich finanziertes Büro samt Mitarbeiterstellen. Das Europaparlament | |
| sprach sich mit großer Mehrheit dafür aus, auch [1][EU-Sanktionen gegen den | |
| Altkanzler] zu verhängen. | |
| Der Haushaltsausschuss des Bundestags beschloss in seiner sogenannten | |
| Bereinigungssitzung zum Haushalt 2022, dass [2][Schröders Büro „ruhend | |
| gestellt“ werde], wie die Parlamentspressestelle mitteilte. Das noch | |
| verbliebene Büropersonal soll die letzten Aufgaben abwickeln und dann | |
| andere Funktionen übernehmen. Schröders Ruhegehalt und sein Personenschutz | |
| werden aber nicht angetastet. | |
| Für den Beschluss stimmten im Ausschuss den Angaben zufolge die | |
| Koalitionsfraktionen einschließlich der SPD sowie die Union. AfD und Linke | |
| enthielten sich. In dem sogenannten Maßgabebeschluss heißt es, Schröder | |
| nehme „keine fortwirkende Verpflichtung aus dem Amt als ehemaliger | |
| Bundeskanzler mehr wahr“. Damit entfalle „der Grund für die personelle und | |
| räumliche Ausstattung des ehemaligen Bundeskanzlers.“ | |
| Schröder standen bisher bis zu sieben Mitarbeiter zu. Allerdings haben die | |
| meisten Beschäftigten bereits gekündigt, offensichtlich aus Protest gegen | |
| sein Verhalten seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. | |
| ## Scholz hält weitere Schritte nicht für nötig | |
| In einer Entschließung forderte das EU-Parlament Schröder namentlich auf, | |
| seine Posten beim russischen Staatskonzern Rosneft sowie beim | |
| Gesellschafterausschuss der Nord Stream AG aufzugeben. Auf die | |
| Sanktionsliste der EU sollten „europäische Mitglieder der Vorstände großer | |
| russischer Unternehmen und Politiker, die weiterhin russische Gelder | |
| erhalten“. Dies würde neben Schröder auch andere europäische | |
| Verantwortliche betreffen. | |
| Unterstützt wird die Forderung von einem breiten Bündnis von | |
| Christdemokraten, Liberalen und Grünen, aber auch Sozialdemokraten im | |
| EU-Parlament. Das Votum ist für die EU-Staaten nicht bindend. Die | |
| Mitgliedsländer haben aber bei den Sanktionen gegen Russland das Sagen. | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die Streichung von Schröders | |
| Büro als „folgerichtig“, sprach sich jedoch gegen EU-Sanktionen aus. | |
| Weitere Schritte „halte ich aktuell nicht für erforderlich“, sagte er. Der | |
| Kanzler forderte Schröder jedoch auf, seine Tätigkeit für die russischen | |
| Unternehmen aufzugeben. „Es wäre am allerbesten, Gerhard Schröder würde | |
| seine Posten niederlegen.“ | |
| ## Die Freundschaft hat einen Preis | |
| Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bezeichnete die | |
| Streichung von Teilen der Amtsausstattung als richtig. Ein ehemaliger | |
| Kanzler, der „offen Lobbyarbeit für die verbrecherische Herrschaft“ von | |
| Russlands Präsident Wladimir Putin betreibe, dürfe dabei kein Büro vom | |
| Steuerzahler gestellt bekommen, schrieb er auf Twitter. | |
| Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak sprach von einem | |
| „unrühmlichen Ende“ für den Altkanzler. „Irgendwann muss man immer den | |
| Preis zahlen“, erklärte er auf Twitter. „Verachtung durch die eigene | |
| Bevölkerung und Geschichte ist das Schicksal eines jeden Lobbyisten des | |
| Putin-Regimes in Europa.“ | |
| Die Bundesregierung wird in dem Ausschussbeschluss aufgefordert, bis | |
| November zu prüfen, ob weitere Regelungen notwendig sind. Es müsse dafür | |
| gesorgt werden, „dass die Amtsausstattung ehemaliger Bundeskanzlerinnen und | |
| Bundeskanzler nach der fortwirkenden Verpflichtung aus dem Amt erfolgt und | |
| nicht statusbezogen“. | |
| ## Abgeordnete wollen scharfe Sanktionen | |
| Hintergrund des Vorgangs sind Schröders seit Jahren bestehende Verbindungen | |
| nach Russland. Er pflegt [3][enge Verbindungen] zu Russlands Präsidenten | |
| Wladimir Putin und ist auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs in | |
| der Ukraine noch für [4][russische Energieunternehmen] tätig. | |
| Die CSU im Bundestag forderte Bundeskanzler Scholz auf, sich in der EU für | |
| „scharfe Sanktionen“ gegen Schröder einzusetzen. „Das breite Votum des | |
| Europäischen Parlaments darf die deutsche Regierung nicht einfach | |
| ignorieren“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU im | |
| Bundestag, Stefan Müller, dem „Handelsblatt“. | |
| 20 May 2022 | |
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