# taz.de -- Kriegsverbrechen in der Ukraine: Barbarei als Programm | |
> Ein von Ria Novosti veröffentlichter Gastbeitrag entlarvt, worauf Moskau | |
> zielt: die Vernichtung der Ukraine. Es ist Zeit, das zur Kenntnis zu | |
> nehmen. | |
Bild: Menschen hoffen in den Trümmern von Borodynka Angehörige wiederzufinden | |
Die Tragödie, die sich in der Ukraine vor den Augen der Weltöffentlichkeit | |
abspielt, hat seit dem vergangenen Wochenende einen neuen Namen, und er | |
wird nicht der letzte auf der Liste von unvorstellbaren Gräueltaten sein: | |
[1][Butscha. Das Massaker], das russische Truppen in dem Kiewer Vorort an | |
wehrlosen Zivilist*innen begangen haben, ist in Worten kaum mehr zu | |
fassen, das wahre Ausmaß der Gewaltorgie noch gar nicht zu ermessen. | |
Wer jetzt noch darüber sinniert, ob es sich um einen bedauerlichen | |
Einzelfall handelt, welche militärische Strategie Russland verfolgt und ob | |
das Kriegsgrauen doch noch auf diplomatischem Weg beendet werden kann, täte | |
besser daran, die nackten Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. Das Ziel | |
Russlands ist kein geringeres, als das ukrainische Volk, ohnehin nur ein | |
„Irrtum“ der Geschichte, in Gänze zu vernichten und auszulöschen. Kurzum: | |
Barbarei als Programm. | |
Den pseudotheoretischen Unterbau lieferte diese Woche dankenswerterweise | |
die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Novosti in Form eines | |
Gastbeitrags unter der Überschrift: [2][„Was Russland mit der Ukraine | |
machen soll“]. Das neofaschistische Pamphlet par excellence lässt keine | |
Fragen offen. Da ist von De-Ukrainisierung, De-Europäisierung und | |
Umerziehung die Rede – davon, den gesellschaftlichen Sumpf trockenzulegen, | |
vom Krieg als historische Lehrstunde und Sühne für die eigene Schuld. | |
## Worauf warten wir noch? | |
Neutralität? Von wegen. Es geht um „Neutralisierung“, sprich Eliminierung | |
auf ganzer Linie, was sonst. Angesichts dieses eiskalt geplanten | |
Völkermordes – und das auch noch mit Ansage – mutet die Vorstellung der | |
Bundesregierung erbärmlich an, und sie hat die Grenze des Zumutbaren längst | |
überschritten. Zaudern, Zögern, Gefeilsche um Waffen nebst des Ringens um | |
Zustimmung, ebendiese an die Ukraine zu liefern. Und das alles noch | |
garniert mit Halb- und Unwahrheiten. | |
Auch an der Analyse eigener Unterlassungssünden und Falschbewertungen in | |
der Vergangenheit mangelt es den Politiker*innen nicht. Doch diese so | |
[3][publikumswirksam zelebrierte und neu entdeckte Fehlerkultur] wird kein | |
einziges Leben in der Ukraine retten. Und sie bleibt wohlfeiles Geschwätz, | |
wenn sie keine Konsequenzen hat. | |
Mariupol, [4][Charkiw], Donbass, Odessa – das Morden geht weiter. Und man | |
braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was da noch auf die | |
Ukrainer*innen zukommen wird. Künftige Ausreden, man habe das alles | |
nicht wissen können, haben ausgedient. Ach übrigens: Auch der Satz, man | |
habe Russlands Präsidenten schon viel früher hören und ernst nehmen sollen, | |
war in den vergangenen Woche häufig zu vernehmen. Tun wir es jetzt doch | |
endlich. Worauf warten wir noch? | |
8 Apr 2022 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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