# taz.de -- Enteigung von Wohnungsunternehmen: „Gewissenhaft prüfen“ | |
> Die Grünen wollen eine „angemessene“ Beteiligung der | |
> Enteignungs-Initiative an der Senats-Kommission, die ein Gesetz | |
> ausarbeiten soll. | |
Bild: Aktivist*innen von DW enteignen vor dem Roten Rathaus | |
Berlin dpa/taz | Die Expertenkommission zum Thema [1][Enteignung großer | |
Wohnungsunternehmen] muss nach Überzeugung von Verkehrs- und | |
Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hochkarätige Mitglieder haben. „Ich | |
wünsche mir eine fachlich hervorragend besetzte Kommission, mit | |
hochkarätigen Expertinnen und Experten. Denn sie wird sich mit einer Frage | |
beschäftigen, die noch nie da gewesen ist in Deutschland“, sagte Jarasch. | |
Weiter erklärte sie: „Alle drei Koalitionspartner haben sich darauf | |
verständigt, dass wir diese Expertenkommission einsetzen, um sehr ernsthaft | |
und gewissenhaft zu prüfen, nicht nur, ob grundsätzlich der Artikel 15 | |
Grundgesetz anwendbar wäre, sondern auch, wie das aussehen könnte. Und das | |
werden wir gemeinsam tun.“ | |
Beim Volksentscheid parallel zur Abgeordnetenhauswahl am 26. September | |
hatten gut 59 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Enteignung großer | |
Wohnungsunternehmen in Berlin gestimmt. Die Hoffnung ist, dass durch diese | |
Vergesellschaftung gegen finanzielle Entschädigung der Anstieg der Mieten | |
gestoppt oder gebremst werden kann. Der Senat hat sich darauf verständigt, | |
die Kommission bis Ende März einzusetzen. Nach einem Jahr soll sie eine | |
Empfehlung zum weiteren Vorgehen vorlegen. | |
Die Forderung der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“, 59 Prozent | |
der Kommissionsmitglieder vorschlagen zu dürfen, ist aus Sicht der | |
Senatorin falsch. „Die Initiative muss dabei angemessen vertreten sein und | |
muss auch ihre Expertinnen und Experten schicken können“, sagte die | |
Grünen-Politikerin. „Aber die geforderten 59 Prozent Besetzungsmehrheit für | |
die Initiative in der Senatskommission halte ich sachlich nicht für | |
begründbar.“ Denn letztendlich sei der Auftrag des Volksentscheids, dass es | |
der Senat sei, der einen Weg finden müsse, wie er mit dem Ergebnis des | |
Volksentscheids umgeht. | |
Ähnlich hatte sich der zuständige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel | |
[2][im taz-Interview geäußert] und die Forderung nach einer Mehrheit der | |
von der Initiativen benannten Vertreter*innen zurückgewiesen: „Es geht | |
in der Kommission nicht um Kampfabstimmungen, sondern um die fachliche | |
Klärung, ob Enteignungen verfassungskonform sind.“ | |
## Jarasch stimmte für den Volksentscheid | |
„Wir Grüne haben immer gesagt, dass wir alle Mittel nutzen wollen, um | |
bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und dass die Vergesellschaftung nur das | |
letzte dieser Mittel sein kann“, erklärte Jarasch. „Obwohl | |
Vergesellschaftung nur Ultima Ratio sein kann, habe ich beim Volksentscheid | |
mit Ja gestimmt und von Anfang an klargestellt, warum: Weil ich glaube, | |
dass es Druck zumindest auf einen Teil der Wohnungswirtschaft braucht, um | |
zu mehr dauerhaft bezahlbaren Wohnungen zu kommen.“ | |
Die Probe aufs Exempel könne das vom Senat auf den Weg gebrachte Bündnis | |
für Neubau und bezahlbares Wohnen jetzt erbringen. „Es kann beweisen, dass | |
es auch ohne Vergesellschaftung möglich ist, für dauerhaft bezahlbare | |
Mieten und genügend bezahlbaren Wohnraum zu sorgen.“ | |
18 Mar 2022 | |
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