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# taz.de -- Streit beim Verlegerverband BDZV: Lobbyarbeit im Verborgenen
> Seit Kritik am Verbandspräsidenten Mathias Döpfner herrscht dicke Luft
> bei der Verlegervereinigung BDZV. Nun ging nicht er, aber sein Vize.
Bild: Immer noch Präsident des BDZV: Springer-Chef Mathias Döpfner
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ist ein
stinklangweiliger Haufen. Wobei das ausdrücklich als Kompliment gemeint
ist. Erfolgreiche Lobbyarbeit findet schließlich im Verborgenen statt. Doch
jetzt [1][hat der BDZV eher was] von Rio Reiser, so frei nach dem Motto
Ton, Steine, Scherben.
Denn sein Präsident heißt [2][immer noch Mathias Döpfner]. Obwohl der
Springer-Vorstandsvorsitzende wegen seiner Manndeckung beim geschassten
[3][Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichel]t eigentlich so gar nicht mehr
springen dürfte. Eine Diskussion darüber wurde bei einer
Delegiertenversammlung letzte Woche aber eher mal ausgetreten. Deswegen hat
Thomas Düffert hingeschmissen.
Der ist Chef der Regionalzeitungsgruppe Madsack, war unter Döpfner
Vize-Präsident des BDZV und will jetzt offenbar König des BDZV werden. “Ach
auch so ein Gockeln? Mit Hinhalte-Taktik und Misstrauensvotum will er an
Döpfner vorbeiziehen?“ fragt die Mitbewohnerin.Deswegen ist Düffert auch
nicht so ganz weg. Er bleibt schon im BDZV-Präsidium. Das ist in etwa so
etwas wie das CDU-Parteipräsidium, wobei bei der CDU deutlich mehr Frauen
drin sitzen.
## Alle in einen großen Lobby-Topf
Es geht in Wirklichkeit gar nicht um echte Entrüstung wegen [4][Döpfners
Doppelmoral in Sachen Reichelt] oder seine schrägen DDR-Vergleiche. Sondern
ums Gerangel, wer den Laden künftig wie aufstellt. Und da haben
Madsack-Düffert und seine Freunde von der Funke-Mediengruppe (WAZ,
Thüringer Allgemeine, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost) deutliche
andere Ideen als Döpfner. Sie wollen beim BDZV mit herrschen und singen:
„Ich denk mir, was der Döpfner kann, das kann ich auch, ich könnt zum
Kanzler gehn, tagein tagaus. Ich kam viel rum, würd' nach USA reisen,
Google mal wie Waldi in die Waden beißen.“
Um das zu schaffen, möchte Funke am liebsten alle Presse-Verbände in einen
großen Lobby-Topf werfen, der dann neben den Zeitungen auch die
Zeitschriftenverlage und Anzeigenblätter repräsentiert. Schließlich hat
Funke neben Zeitungen jede Menge davon am Start. Madsack findet die Nummer
auch interessant. Nur beim Rest der grauen Flanellmännchen, die hierzulande
die deutsche Tagespresse verwalten, sieht das anders aus. Denn dann gäb’s
in der Branche nur noch ein Programm.
Außerdem ist der BDZV heute besser aufgestellt als früher. Pech für Funke
und Madsack, dass dies auch Döpfners Verdienst ist. Das schon totgesagte
Leistungsschutzrecht ist plötzlich wieder lebendig. Die neue
Bundesregierung hat das Lieblingsthema der Verlage, Staatsknete für
Zeitungsvertrieb, in den Koalitionsvertrag geschrieben. Da wäre es für so
einen Verband schon sinnvoll, geräuschlos im Hintergrund die Strippen zu
ziehen. Und einen Präsidenten zu haben, der wirklich problemlos Termine bei
Kanzler, Kaiser oder Königin bekommt.
23 Feb 2022
## LINKS
[1] /Streits-zwischen-Rundfunk-und-Presse/!5788807
[2] /Neue-Enthuellungen-ueber-Springer-Chef/!5831121
[3] /Neues-von-Julian-Reichelt/!5817057
[4] /Reichelt-Kurz-Merz-und-Co/!5826053
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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