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# taz.de -- Forderungen des BDZV: Das Land der Verbände
> Der Bund Deutscher Zeitungsverleger fordert, die Mehrwertsteuern für
> Zeitungen abzuschaffen. Das hat er schon vor Jahren getan – aber ohne
> Ergebnis.
Bild: Wunder von Stuttgart: frisch und grün
Deutschland ist das Land der Verbände. Wer etwas auf sich hält, muss einen
gründen. ADAC, VDI, Taubenzüchtende, Fleckviehhaltende,
Bobbycar-Sportverband, Deutscher Fußballbund, Verband zum Erhalt des
Wunders von Stuttgart, die Liste ist endlos. Mein [1][Lieblingsverband ist
ja bekanntlich der BDZV.] Das Kürzel steht seit ein paar Jahren für
Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger.
Bei Verbänden, zumal solchen mit Landesverbänden, gibt es klassischerweise
einen Schweinezyklus. Das gilt auch dann, wenn sie gar nichts mit
Landwirtschaft zu tun haben. Mal ist dann ein ganz großer, wichtiger,
mächtiger Mensch die Rampensau, und der Rest hat verhältnismäßig wenig zu
melden. Wenn die Rampensau zu lange auf dem Eis war oder zu absurde
Pirouetten dreht, wird sie abserviert. Dann schlägt die Stunde der
Landesfürst*innen.
Die übernehmen in einem fein austarierten Gleichgewicht des Schreckens die
Verbandsführung, bis auch das regelmäßig schiefgeht. Wer gar nicht mehr an
die Verbandsspitze passt, wird Ehrenirgendwas für die Visitenkarte. „Also
braucht es die Verbände gar nicht so, weil sie ja doch nur das Abbild der
Gesellschaft mit ihren niederen Zielen sind“, meint die Mitbewohnerin.
BDZV-Insider*innen können ja die Namen mal zuordnen. Und ja, der große
Mensch [2][ist natürlich Mathias Döpfner]. Der Springer-Boss hat bis
letzten Herbst den BDZV geführt, weshalb die Funke-Mediengruppe aus dem
Verband austrat. Und weil der BDZV sich dann demonstrativ von Döpfner
abwandte, trat später die Neue Osnabrücker Zeitung aus. „Wir wollen auch
weg von diesem Blick der Öffentlichkeit auf eine Person“, hat
BDZV-Geschäftsführerin Sigrun Albert der dpa zum Auftakt des
BDZV-Digital-Kongresses diese Woche erzählt. Es ginge nicht darum, „einen
Star zu haben, der für alle alles bestimmt“.
## Alte Forderung
Den Kongress bestimmte dafür das Thema KI, es ging aber auch um ganz reale
Fragen. Denn die Presseförderung kommt und kommt nicht. Nicht mal die
zuständige Politik ließ sich beim Kongress blicken, wo doch früher die
Kanzlerin mitgemacht hat. Und in vielen Verlagshirnen ist jetzt Kopfsalat,
weil sie gerade auch nicht mehr wissen, was sie wirklich wollen. Dafür gibt
es einen neuen Schlachtruf bei den Zeitungen: „Mehrwertsteuer Null.“
Klingt irgendwie bekannt? Stimmt, damit war der BDZV schon vor Jahren
angetreten, als er noch Bund Deutscher Zeitungsverleger hieß. Damals wurde
die Forderung schnell wieder eingesammelt, weil die EU das nie und nimmer
zulassen würde. An dieser Rechtslage hat sich zwar nichts geändert. Aber
Versuch macht kluch. Und immer nur auf die Öffentlich-Rechtlichen schimpfen
wegen zu viel Text im Netz ist soooo langweilig. Aber auch das fand
natürlich wieder statt. Beim Wunder von Stuttgart handelt es sich übrigens
um eine alte Kopfsalatsorte.
16 Jun 2023
## LINKS
[1] /Streit-beim-Verlegerverband-BDZV/!5837399
[2] /Kritik-an-Doepfner-aus-dem-eigenen-Verlag/!5929318
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
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BDZV
Mathias Döpfner
Printmedien
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