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# taz.de -- Zeitungsverband stellt sich neu auf: Bestenfalls artiger Applaus
> Nach Kritik verabschiedet sich Mathias Döpfner als Präsident des
> Zeitungsverbands BDZV. Ein Präsidialsystem soll es künftig nicht mehr
> geben.
Bild: Mathias Döpfner beim Verbandskongress
Der BDZV heißt ja schon seit Längerem Bundesverband Digitalpublisher und
Zeitungsverleger. Von daher geht das an Uralt-Videospiele erinnernde
Space-Invader-Grün, in dem der BDZV-Kongress am Dienstag in Berlin
daherkommt, voll in Ordnung. Erster Tagesordnungspunkt ist der Auftritt von
Mathias Döpfner. Schwanengesang als BDZV-Präsident, sein Thema ist die
Freiheit.
Das passt zum Freigeist Döpfner, der gerne mal provoziert, wenn es ihm als
Springer-Chef zu langweilig wird. [1][Mit ironischen Mails, in dem er zum
Gebet für den Wahlsieg eines gewissen Donald Trump] aufruft, zum Beispiel.
Das tut er heute allerdings nicht. Und das Thema Freiheit könnte auch damit
zu tun haben, dass es da neuerdings noch diesen anderen Verband gibt, der
sich „Medienverband der freien Presse“ nennt und dem BDZV Konkurrenz zu
machen versucht.
Döpfner sagt also, dass es „großartig ist, dass wir uns wieder in die Augen
schauen können“, was bei der Vorgeschichte allerdings auch ein bisschen
ironisch ist. Schließlich tritt Döpfner ab, weil es massive Kritik an
seiner Amtsführung und seiner Person gab. Nach ihm wird es keinen
Präsidenten mehr geben. Auch keine Präsidentin, der BDZV trifft sich
vielmehr inmitten seiner eigenen Häutung.
Döpfner hatte am Ende viele gegen sich aufgebracht, durch seine Treue zum
geschassten Bild-Chef Julian Reichelt und durch merkwürdige Botschaften,
nach denen Reichelt der letzte aufrechte Journalist sei – O-Ton Döpfner:
„Fast alle anderen sind zu Propaganda-Assistenten geworden.“ Aber vor allem
auch durch die Unfähigkeit, die Sollbruchstellen im Verband zu entschärfen
oder wenigstens zu kitten. „Wichtig ist Geschlossenheit“, sagt Döpfner in
seiner Rede am Dienstag: „Wenn wir uns auseinanderdividieren lassen
zwischen Tageszeitungen und Zeitschriften, kleinen und großen Verlagen,
lokalen und überregionalen Titeln“, sei das kontraproduktiv.
## Trump hat sich gemeldet
Und umreißt exakt das Problem, vor dem der BDZV steht. Die Funke-Gruppe,
eine der größten Regionalzeitungsgruppen der Republik, die auch
Zeitschriften macht, hatte [2][schon vor einiger Zeit demonstrativ den
Austritt aus dem Verband geprobt]. Zum Jahresende wird dieser wirksam. Seit
Jahren ringt der BDZV um eine Neuausrichtung, für die dem Vernehmen nach am
Vorabend des öffentlichen Kongressteils entscheidende Weichen gestellt
wurden.
Ein Präsidialsystem soll es künftig nicht mehr geben, vielmehr einen
Vorstand aus hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitgliedern. Dass das
gleich auch noch eine Frau an die Spitze des eher von dunkel-anthrazit
gewandeten älteren Männern dominierten Verbandes spült, ist dabei ein
wichtiges Signal. Geht alles glatt, wird die erst im April gekommene neue
BDZV-Hauptgeschäftsführerin Sigrun Albert diese neue starke Kraft sein,
flankiert von zwei Ehrenämtlern. Hier bleibt abzuwarten, ob weiterhin die
sich für unverzichtbar haltenden Landesfürsten wie Valdo Lehari jr. vom
Südwestdeutschen Verlegerverband zum Zug kommen. Immerhin soll das Votum
für die neue Führungskonstruktion im Verband beinahe einstimmig ausgefallen
sein.
Döpfner muss das nicht mehr kümmern. In seiner Rede warnte er noch mal vor
Fake News und staatlicher Journalismus-Förderung. Die würde „höflich und
ganz hilfsbereit beginnen – aber ganz fürchterlich enden“. Ein paar
Millionen zur Förderung der Zeitungszustellung gingen dagegen in Ordnung.
Natürlich werde er sich, auch wenn er nicht mehr als Präsident zur
Verfügung stehe, „weiter für unsere Sache engagieren“, drohte der
Springer-Mann. Zwar gab es zum Schluss und als Dank für sechs
Präsidentenjahre bestenfalls artigen Applaus. Aber immerhin Donald Trump
hatte sich gemeldet. [3][„Thank you to the very brilliant Mathias Döpfner“]
hatte der über sein Ersatztwitter „Truth Socal“ verbreitet: „Good News is
– we won big.“
13 Sep 2022
## LINKS
[1] /Springer-Chef-Doepfner-und-Trump/!5880862
[2] /Verband-der-Zeitungsverleger/!5836771
[3] https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/reaktion-von-donald-trump-d…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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