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# taz.de -- Springer-Pläne in Amerika: Döpfner darf Titel behalten
> Mathias Döpfner darf den Doktortiel weiterhin führen. Für die geplante
> Großexpansion des Springer-Verlags ist dieser ohnehin wertlos.
Bild: Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE ohne Schlips…
Da hat der Dr. Döpfner ja noch mal Schwein gehabt. Zwar stellt die
altehrwürdige Goethe-Universität zu Frankfurt am Main „das Vorliegen eines
wissenschaftlichen Fehlverhaltens“ beim Springer-Chef fest. Aber den
Doktortitel darf Mathias Döpfner behalten.
Seine Dissertation aus dem Jahr 1990 über „Musikkritik in Deutschland nach
1945“ [1][war vergangenes Jahr unter Plagiatsverdacht geraten]. Nun moniert
die zuständige Kommission der Uni in ihrem Abschlussbericht zwar, dass in
der Arbeit „die wörtliche oder gedankliche Übernahme fremder geistiger
Autorenschaft an mehreren Stellen“, vorkomme, „ohne dies entsprechend
kenntlich zu machen. (Plagiate im Sinne des Abschnitts B 2 der Satzung)“.
Aber weil das nur das Kapitel „Historische Determinanten der Deutschen
Musikkritik bis 1945“ betrifft und die eigentliche Arbeit ja nach ’45
spielt, lassen’s die Gralshüter der Wissenschaft mal gut sein. Passt
irgendwie perfekt zu Axel Springer, über dessen Geschichte nach ’45 es sich
ja auch leichter sprechen lässt als über die Jahre davor.
Nicht auszudenken dagegen, hätte Döpfner nicht mehr Doktor Döpfner sein
dürfen; denn bei aller heute auch bei Springer üblichen „Wir lassen das
Steife und den Schlips weg“-Masche – beim Döpfner den Doktor wegzulassen
kommt nicht in die Tüte. Das wirkt immer mild devot. Und wahrscheinlich
amüsiert’s den Doktor D. mehr, als dass er wirklich Wert drauflegt. Zumal
der Titel bei seinem nächsten Coup gar nichts zu bedeuten hat.
## Ziemlich medienmogulig
Springer will ja der [2][größte Verlag der USA werden, hat Döpfner am
Montag der dpa erzählt.] Und dass die Bezeichnung „Medienmogul“ für ihn
„fast eine Beleidigung“ ist. Denn das sei „eine aussterbende Spezies“. …
USA-Pläne klingen zwar ziemlich medienmogulig. Aber Döpfner sagt:
„Unmöglich ist das nicht“. Schließlich hat Springer in den USA mit Politi…
ein erfolgreiches digitales Standbein und stellt massiv
Journalist*innen ein. Und in den USA braucht Döpfner garantiert keinen
Schlips zu tragen und ist auch nicht der Doktor Döpfner, sondern der
Mathias.
Überhaupt scheinen akademische Weihen medial nicht mehr so hoch im Kurs zu
stehen: Vorbei die Zeit, in der sich vor allem öffentlich-rechtliche
Intendanten kurz vor Eintritt in die goldene Ruhegeldphase noch von
irgendeiner „Was mit Medien oder Kultur“-Hochschule gegen ein paar
Gastseminare einen Professorentitel ergatterten. Und natürlich darauf
pochten, künftig mit vollem Titel angesprochen zu werden. „Schön ist doch,
dass Akademiker*innen selbst entscheiden können, ob sie ihren Titel
tragen“, sagt die Mitbewohnerin. „Viel schöner ist die neue Freiheit, dass
die anderen entscheiden, ob sie solche Titel aussprechen.“
27 Jan 2023
## LINKS
[1] /BDZV-Ruecktritt-von-Mathias-Doepfner/!5856442
[2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/axel-springer-expansion-us…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
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