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# taz.de -- Darstellung von Frauen 47+ im Fernsehen: Reaktionäre Bilder
> Frauen über 47 sind im deutschen Fernsehen unterrepräsentiert oder
> klischeehaft gezeichnet. Unser Kolumnist gibt seinen Platz deswegen einer
> Kollegin.
Bild: Verlassen, betrogen, gern für eine Jüngere: Das reaktionäre Frauenalte…
Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal eine Frau über 47 im deutschen
Fernsehen gesehen? Jetzt mal ohne so Fälle wie Caren Miosga? Eben.
Wissenschaftlich nachgewiesen ist das ja schon seit ein paar Jahren.
Während für Männer im besten Lebensalter neben Nespresso-Werbung noch
richtig seriöse Rollen anfallen. „Das ist doppelt schlimm“, meint die
Mitbewohnerin. „Wer braucht schon diesen Firlefanz und dann erklärt uns der
Mann die Welt und hängt Frauen Ü30 ab“.
[1][Als im Sommer 2017 die MaLisa-Stiftung nachwies, dass für Frauen ab
Mitte 30 in Film und Fernsehen eher mal Schluss ist], saßen da diverse
Programmverantwortliche aller deutschen Sender, guckten betroffen und
versprachen umgehend Besserung.
Was ist nun, über fünf Jahre später, passiert? [2][Nichts beziehungsweise
auf jeden Fall viel zu wenig]. Deshalb hat jetzt meine ehemalige
Mitbewohnerin und frühere taz-Kriegsreporterin [3][Silke Burmester] den
Helm wieder aufgesetzt und kümmert sich. Sie macht Palais F*luxx, das
Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre. Pünktlich zur diese Woche
startenden Berlinale hat Palais F*luxx [4][die Aktion „Let’s Change The
Picture – JETZT!“] ausgerufen. Deshalb bekommt Silkes Palais hier jetzt
einen zusätzlichen Raum und sie das Wort:
„Wir hier, bei Palais F*luxx, bekommen mit, was Frauen ab 47 tun. Sie
fliegen für ein House-Weekender allein nach Malta, um sich dort mit
Wildfremden die Seele aus dem Leib zu tanzen. Sie schreiben erotische
Geschichten, retten die DDR-Kult-Vase Tini oder gründen einen Verlag für
Fantasy-Romane. Sie fangen das Klauen an, fahren schwarz und nehmen Drogen.
Sie kündigen ihren Job bei der „Tagesschau“, lassen sich den Rücken
tätowieren und werden Sexualberaterin. Oder nehmen Flüchtlinge auf, obschon
die eigene Rente knapp ist.
Wenn ich Fernsehen schaue, und ich gucke viel, dann sehe ich diese Frauen
47+ nicht. Dann sehe ich Frauen, die betrogen werden, verlassen, gern für
eine jüngere. Verbitterte, traurige Frauen, vom Mann und dem Leben
enttäuscht. Oder eine fröhliche Oma kommt auf dem Fahrrad um die Ecke
gebogen, den Korb am Lenker voller Blumen und Gemüse auf dem Weg zu den
Enkeln, die sie „brauchen“. Sollte eine Frau Chefin sein, dann sind ihre
Lippen schmal und das Kostüm ist eng. Oder der Mann gestorben und das Chaos
groß.
Kurz, das Fernsehen und auch das Kino verbreiten ein klischeehaftes, vor
allem aber völlig unzeitgemäßes Frauenaltersbild – es hat mit den 21
Millionen Frauen, die in Deutschland 47+ sind, wenig zu tun.“
21 Millionen Frauen, das ist rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung.
Lasst uns dieses reaktionär-unaufgeklärte Bild ändern – NOW!
17 Feb 2023
## LINKS
[1] /Studie-zu-Geschlechterdarstellung-im-TV/!5426574
[2] /Studie-zu-Vielfalt-im-TV/!5805428
[3] /Silke-Burmester/!a175/
[4] https://palais-fluxx.de/sichtbarkeit-lets-change-the-picture/
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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