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# taz.de -- Frauentag in Berlin: Ein Zeichen der Solidarität
> Am Frauentag ging es auf der Demo an der Volksbühne um Care-Arbeit. Viele
> Frauen protestierten aber auch gegen den Krieg.
Bild: Am Rosa-Luxemburg-Platz ging es an diesem Frauentag um Care-Arbeit und de…
Berlin taz | „Manchmal kommt es mir so vor, als ob der Frauentag zu einer
Mischung aus Valentins- und Muttertag gemacht werden soll“, sagt eine
Rednerin vor der Volksbühne, „aber es ist und bleibt ein Kampftag!“ Mehrere
hundert Demonstrierende sind am Dienstag zur Kundgebung „An CARE denken –
Kämpfe vereinen, Überlastung beenden!“ auf dem Rosa-Luxemburg-Platz
gekommen. Eingeladen hat ein breites Bündnis feministischer Gruppen, Klima-
und Care-Aktivist*innen.
„Care-Arbeiterinnen sind das Rückgrat der sozialen Infrastruktur dieses
Landes“, sagt eine Rednerin der Verdi-Initiative „Freie Träger – Faire
Löhne“. Gemeinsam mit Organisationen wie dem Berliner Bündnis für
Gesundheit statt Profite fordert Verdi die Aufwertung und bessere Bezahlung
von Pflegeberufen, in denen [1][noch immer vorrangig Frauen arbeiten.]
„Das hat auch was mit einem Männlichkeitsbild zu tun, das Care-Arbeit als
Verweichlichung abstempelt“, sagt Belle, Psychologin aus Berlin. Ihre
Kolleginnen seien alle weiblich, und auch der Kältebus, bei dem sie sich
engagiert, werde fast ausschließlich von Frauen getragen. Sie ist mit ihren
Freundinnen Muskaan und Anna gekommen, die drei tragen lila FFP2-Masken,
ihre Anliegen sind sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung: „Ich wäre
gerne optimischer“, sagt Muskaan, „aber ich weiß auch, dass wir in Berlin
in einer Blase leben.“ Anna nickt. Sie arbeitet als Handwerkerin und merke
täglich, wie viel Arbeit noch vor der Frauenbewegung liege.
## Männer sind in der Unterzahl
Auch vor der Volksbühne sind die Männer an diesem 8. März deutlich in der
Unterzahl. Etwas abseits stehen Lelo und Balthazar. Die beiden wollen
„Support zeigen“, erzählen sie. „Ich bin nicht bewusst antifeministisch,
aber oft handle ich so, weil ich so sozialisiert wurde“, sagt Lelo. Umso
wichtiger sei es, dass Männer ihr eigenes Verhalten immer wieder
hinterfragen.
Wie viele Dimensionen der Kampf für mehr Gleichberechtigung hat, zeigt auch
die Vielfalt der beteiligten Organisationen. So findet zum Beispiel das
[2][Bündnis DW Enteignen], dass auch die Vergesellschaftung großer
Immobilienkonzerne ein feministisches Anliegen sei: Bezahlbare Wohnungen
seien auch Schutzraum für Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
Auch der Ukrainekrieg ist an diesem Frauentag Thema: „Können Sie sich
vorstellen, wie es ist, ein Kind in einem Bunker zu kriegen, mitten in
Europa, mitten im 21. Jahrhundert?“, fragt Inga Pylypchuk. Die Ukrainerin
ruft dazu auf, sich mit den Frauen in ihrer Heimat zu solidarisieren, die
heute nicht protestieren gehen können, weil ihre Straßen unter Beschuss
sind. Pylypchuk ist in Blau-Gelb gekleidet, sie steht inmitten einer rosa
Rauchwolke. „Putin, fuck off!“, schreit sie gleich dreimal.
## Ideale versus Realität
[3][Dass das Patriarchat Kriegstreiber sei], da scheinen sich viele der
Protestierenden einig zu sein. „Stop Patriarchal Wars“ steht auf einigen
Schildern, „Toxische Männlichkeit macht krank und tötet“ auf dem Banner d…
Omas gegen Rechts. Deutliche Kritik üben viele der Anwesenden aber auch an
dem angekündigten Sondervermögen für die Bundeswehr: Die 100 Milliarden
sollten nicht in Krieg, sondern in die Pflege, in Kitas oder Schulen
gesteckt werden.
Für Inga Pylypchuk sind das naive Forderungen: „Abrüstung ist ja eine
schöne Idee, aber das funktioniert leider nicht, solange wir es mit einem
imperialen Diktator zu tun haben.“
8 Mar 2022
## LINKS
[1] /Ungerechte-Verteilung-von-Sorge/!5839488
[2] /Berliner-Linke-zu-DW-Enteignen/!5839504
[3] /These-zur-toxischen-Maennlichkeit/!5833610
## AUTOREN
Johanna Jürgens
## TAGS
Frauenkampftag
Care-Arbeit
Gleichberechtigung
Feminismus
Wladimir Putin
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Russland
Kolumne Bewegung
Lesestück Recherche und Reportage
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