Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Album von Britin FKA twigs: Meta-Engel mit Zuversicht
> Die britische Popkünstlerin FKA twigs hat ihr neues Album „Caprisongs“
> wie ein Mixtape strukturiert. Sie inszeniert trotz düsterer Stimmung
> Euphorie.
Bild: Tut mit ihren Songs etwas gegen die Einsamkeit in der Pandemie: FKA twigs
FKA twigs ist betrübt. Der Lockdown hat auch die britische Sängerin in die
Isolation getrieben: Umso mehr vermisst sie ihre Freund:innen, sehnt sich
danach, wieder in Clubs zu gehen und zu tanzen. Ausgelassen feiern, das
macht auf der Insel, so scheint es, vor allem die Tory-Regierung um
[1][Boris Johnson in Downing Street]. Während sich bei sehr vielen
Britinnen und Briten wie auch bei der Sängerin FKA twigs in der
Coronapandemie immer stärker ein unschönes Gefühl breitgemacht hat:
Einsamkeit.
Statt in Selbstmitleid zu versinken, beschließt die 34-Jährige aber,
gegenzusteuern: Sie komponiert neue Songs. Via FaceTime beginnt sie, mit
dem spanischen Musiker El Guincho an ihrem Mixtape „Caprisongs“ zu feilen.
Weitere Produzent:innen, darunter [2][Arca], Cirkuit und der [3][Australier
Warren Ellis], springen ihr für die insgesamt 17 Songs bei.
So entsteht Musik, die erstaunlich leichtfüßig daherkommt. Wer sich noch an
ihr Album „Magdalene“ (2019) erinnert, dem fällt auf, dass FKA twigs nun
aus der Düsternis ausbricht. Tatsächlich gibt sie den Freuden der irdischen
Existenz zumindest eine Chance. Das sagt sie auch gleich beim Auftaktsong
„Ride the Dragon“: „Hey, I made you a mixtape / Because when I feel you I
feel me/ And when I feel me it feels good.“
Danach weiß man mit Sicherheit: Tahliah Debrett Barnett alias FKA twigs
macht eine Reise zu sich selbst. Dabei unterstützen sie Featuregäste wie
die britische Rapperin Shygirl („Papi Bones“) und die britische Sängerin
Jorja Smith („Darjeeling“).
## In die Charts mit Duett
Mit Spannung erwartet wurde auch ein Duett mit dem Kanadier The Weeknd, das
[4][FKA twigs] vermutlich endgültig in den Popstarhimmel katapultieren
sollte. Bisher konnten nämlich selbst schwärmerische Kritiken den Einstieg
in die Top Ten der Charts nicht begünstigen. Also hat sich FKA twigs von
ihrem Indie-Label getrennt und mit einem Majorlabel zusammengetan. So
dürfte denn auch dank eines üppigeren Budgets The Weeknd ins Spiel gekommen
sein.
Mit ihm erkundet FKA twigs in der Single „Tears in the Club“ neues Terrain:
Sie schließt mit futuristischen Beats direkt an den Hyperpop-Trend an. Im
Song geht es um Beziehungsstress: „Tears in the club / 'Cause your love’s
got me fucked up“, singt FKA twigs. Vielleicht eine Abrechnung mit ihrem Ex
Shia LaBeouf? Gegen den Schauspieler hat die Musikerin schwere
Anschuldigungen erhoben. Sie behauptet, er habe sie während ihrer kurzen
Beziehung psychisch, physisch und sexuell misshandelt. Vor einem Gericht in
Los Angeles hat sie deshalb Klage eingereicht.
Für eine neue Partnerschaft scheint FKA twigs noch nicht wieder bereit,
wohl aber für die Liebe – wenigstens für Selbstliebe. „I wanna be more
confident“, grübelt die Sängerin in „Meta Angel“. Ihr ätherischer Sopr…
wird bei diesem Lied teilweise verzerrt, sanfte Beats kontrastieren mit
Störgeräuschen.
Nach einem ähnlichen Muster ist „Which Way“ gestrickt, da heißt es: „I�…
not a rockstar’s girlfriend, I’m the rockstar.“ Selbstbewusstsein spricht
aus diesen Worten, offenbar hat sich FKA twigs vorgenommen, ihr Licht nicht
länger unter den Scheffel zu stellen. Warum auch?
Allein wenn sie in „Minds of Men“ geschickt Neoklassik mit Beats vermischt
und ihre Stimme dabei zwischen [5][Kate Bush] und Sprechgesang oszillieren
lässt, kann man vor FKA twigs einfach nur den Hut ziehen. Gewiss ist ihre
Musik trotz einiger Popelemente nach wie vor zu avantgardistisch, um die
Mainstreamwelt ernsthaft zu erschüttern. Doch wer so viel drauf hat wie FKA
twigs, dürfte in der Indieszene auch weiterhin ohne gigantische
Verkaufszahlen für Furore sorgen.
19 Jan 2022
## LINKS
[1] /Regierungskrise-in-Grossbritannien/!5826392
[2] /Elektro-Avantgarde/!5698308
[3] /Marianne-Faithfulls-Spoken-Word-Album/!5772580
[4] /Musikerin-ueber-die-Macht-von-Frauen/!5636383
[5] /Neues-Album-von-Kate-Bush/!5106248
## AUTOREN
Dagmar Leischow
## TAGS
London
Neues Album
Pop
Boris Johnson
Pop
Musikindustrie
Musik
Einsamkeit
Global Pop
Schwerpunkt Rassismus
R&B
## ARTIKEL ZUM THEMA
Album „Eusexua“ von FKA Twigs: Presslufthammer mit Wackelkontakt
Die britische Künstlerin FKA Twigs schwelgt mit ihrem Album „Eusexua“ in
Techno-Entgrenzung. Etwas abgeranzten Neunziger-Jahre-Elektropop gibt's
auch.
Serie „The Idol“ auf Sky: Ein Plot zerstört durch Männeregos
Ursprünglich sollte "The Idol" eine Serie über Machtmissbrauch werden. Doch
dann wurde Regisseurin Amy Seimetz entlassen.
Neues Mixtape von Yung Lean: Musik zum Unterlegen von Videoclips
Durch Tiktok entstand um den schwedischen HipHop-Künstler ein Hype. Aber
reicht das für sein neues Mixtape-Album „Stardust“ auf die lange Distanz?
Forscher*innen über soziale Beziehungen: „Das Beiläufige ist wichtig“
In der Pandemie ist es ganz schön einsam geworden. Aber was genau ist
eigentlich Einsamkeit? Ein Gespräch mit zwei
Einsamkeitsforscher*innen.
Porträt von Musikerin Lafawndah: Ritualisierte Clubmusik
Mit der Zuschreibung Global Pop kann die Künstlerin Lafawndah wenig
anfangen. Dennoch durchbricht ihr futuristischer R & B-Sound kulturelle
Grenzen.
Musikerin über die Macht von Frauen: „Frauen werden noch ausgelacht“
Die britische Musikerin FKA Twigs über Rassismus im Ballett,
gregorianischen Gesang und ihr neues Album „Magdalene“.
ABRA beim Berliner Festival „Pop-Kultur“: Prinzessin, die sich ans Pferd fe…
Die Künstlerin ABRA aus Atlanta ist die Zukunft der Black Music. Ihr Sound:
reduziert. Ihre Texte und ihre Bildsprache: opulent.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.