| # taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Wenn Klänge sich häuten | |
| > Es raschelt, knackt und heult: Auf ihrem neuen Album „Moult“ tastet sich | |
| > Clara Iannotta erneut an die Grenzen von Geräusch und Komposition vor. | |
| Bild: Folgt ihrer eigenen „Tonsprache“: Clara Iannotta | |
| Zum Auftakt eine Nachlese von 2021, wer weiß schon, was das neue Jahr so | |
| bringt. Aufgefallen ist jedenfalls die italienische, in Berlin lebende | |
| Komponistin Clara Iannotta mit ihren Stücken für Orchester und | |
| Kammerensemble, erschienen unter dem Titel „Moult“. [1][Iannotta arbeitet | |
| bevorzugt an den Grenzen von Klang und Geräusch, von Akustischem und | |
| Elektronischem]. | |
| Was an sich nichts Ungewöhnliches ist, seit einiger Zeit ist dies das Feld, | |
| auf dem Komponisten verstärkt die Möglichkeiten von Klang für die eigene | |
| „Tonsprache“ erkunden. | |
| Bei Iannotta fällt allerdings auf, wie plastisch sie diese Prozesse | |
| gestaltet. Das ist einerseits vom Ansatz her höchst akademisch, | |
| andererseits wirkt das, was sie daraus macht, sehr direkt. | |
| Oft kann einem sogar leicht unheimlich werden. Man fühlt sich bei ihr | |
| weniger im Konzertsaal als vielmehr wie im dunklen Wald, wo es raschelt, | |
| oder fast raschelt, knackt, oder fast knackt, und heult, oder fast heult: | |
| Selten sind die Signale, die man empfängt, so ganz Geräusch oder ganz Ton, | |
| sie halten sich dazwischen in der Schwebe, bauen Spannung auf, lassen Luft | |
| heraus, je nach dem, in welche Richtung Iannotta das Geschehen lenkt. | |
| Der Titel der Komposition „Moult“, nach dem das Album benannt ist, fasst | |
| das in einem Bild zusammen, das für Iannottas Ansatz insgesamt treffend | |
| gewählt ist. Ihre Klänge „häuten“ sich, lassen unter ihrer Hülle langsam | |
| etwas anderes, in ihnen Angelegtes erkennen. Das können dann schon mal | |
| Engel sein, die sich als Höhlenbewohner erweisen. Oder andersrum. | |
| 9 Jan 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tim Caspar Boehme | |
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