Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Eheschließung und Adoptivrecht: Chile führt Homoehe ein
> Als achtes Land Lateinamerikas führt Chile die Homoehe ein. Die Reform
> wird ausdrücklich auch vom konservativen Lager mitgetragen.
Bild: Tausende feierten am Dienstag in Santiago
Buenos Aires taz | Chiles Kongress hat für die Homoehe gestimmt. Am
Dienstag votierte das Abgeordnetenhaus mit 82 Ja-Stimmen – bei nur 20
Gegenstimmen und zwei Enthaltungen – für das entsprechende Gesetz. Wenige
Stunden zuvor hatte der Senat ebenfalls mit einer großen Mehrheit dafür
gestimmt.
Mit der gleichgeschlechtlichen Eheschließung ist zukünftig auch die
Anerkennung von Kindern durch beide Eltern sowie Adoption von Kindern
erlaubt. Außerdem regelt das Gesetz die Vermögensverhältnisse und die
wirtschaftlichen Beziehungen gleichgeschlechtlicher Paare untereinander und
mit Dritten.
Der Abstimmungsmarathon war notwendig geworden, nachdem der Senat den
Gesetzesvorschlag vergangene Woche in den Vermittlungsausschuss der beiden
Kammern überwiesen hatte. Das Abgeordnetenhaus hatte bereits im November
mit breiter Mehrheit erstmals zugestimmt.
Am Abend feierten mehrere tausend Menschen auf der Plaza Italia in der
Hauptstadt Santiago die Kongressentscheidung. „Chile hat einen historischen
und entscheidenden Schritt zur Förderung und Festigung der Menschenrechte
gleichgeschlechtlicher Paare und gleichgeschlechtlicher Familien
unternommen“, [1][begrüßte] die Bewegung für die Integration und Befreiung
Homosexueller (Movilh) die Entscheidung. Die LGBTI-Organisation setzt sich
seit Jahren für die Homoehe ein.
Zustimmung kam auch von der konservativen Seite. „Trotz unserer internen
Differenzen hat das Mitte-Rechts-Lager einen wesentlichen Anteil bei der
Entstehung dieses Gesetzes und seiner Verabschiedung durch den Kongress,“
erklärte Evelyn Matthei von der rechten Partei Renovación Nacional, die zur
Regierungsallianz von Präsident Sebastián Piñera gehört.
## Wahlkampfthema Homoehe
2017 war der Gesetzesvorschlag von der damaligen sozialistischen
Präsidentin Michelle Bachelet (reg. 2014-2018) im Kongress eingebracht
worden. Dort hatte er aber auf Eis gelegen, bis der konservative Präsident
Piñera Mitte des Jahres für viele überraschend den Kongress zu einer
beschleunigten Behandlung aufrief. „Die Zeit ist gekommen, die
Gesetzesinitiative zu verabschieden“, so Piñera damals.
Erwartet wird denn auch, dass der Präsident das Gesetz umgehend in Kraft
setzt. Chile ist das achte Land Lateinamerikas, das nach Argentinien,
Brasilien, Kolumbien, Uruguay, Ecuador, Costa Rica und mehreren
Bundesstaaten Mexikos die Homo-Ehe legalisiert.
Bisher wird lediglich eine zivile Partnerschaft (Acuerdo de Unión Civil)
anerkannt, bei der gleich- und ungleichgeschlechtliche Partnerschaften
geschlossen werden können. Diese lässt jedoch keine Anerkennung oder
Adoption von Kindern durch einen oder beide Elternteile zu. Nach einer
Umfrage von Movilh wollen 92 Prozent der gleichgeschlechtlichen zivilen
Partnerschaften eine Homoehe eingehen.
Die Entscheidung fiel knapp zwei Wochen vor [2][der Stichwahl um das
Präsidentenamt am 19. Dezember]. Der rechtsextreme Kandidat José Kast hatte
sich mehrfach gegen die Gleichstellung der Ehe ausgesprochen, mit der eine
„Schwulenlobby die Menschen beeinflussen will“. Für ihn gelte auch
weiterhin eine Ehe nur zwischen Mann und Frau.
Dagegen [3][twitterte] der linke Kandidat Gabriel Boric nach der
Abstimmung: „An diesem historischen Tag sage ich der ganzen Vielfalt und
Dissidenz, dass sie unter unserer Regierung sicher sind und ihre Rechte
uneingeschränkt anerkannt werden.“ Seinen Kontrahenten in der Stichwahl lud
er dazu ein, sich allen Formen der Liebe zu öffnen.
8 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.movilh.cl/historico-el-matrimonio-igualitario-ya-es-ley-en-chil…
[2] /Praesidentschaftswahlen-in-Chile/!5813972
[3] https://twitter.com/gabrielboric/status/1468310679824351245
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Ehe
Ehe für alle
Chile
Homo-Ehe
Gleichgeschlechtliche Ehe
Ehe und Familie
Schwerpunkt LGBTQIA
Chile
Schwerpunkt Abtreibung
Chile
Protest
Chile
Kriminalität
Schwerpunkt Frankreich
Japan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Chile vor dem Referendum: Untergang des Andenlands
Chiles Ultrarechte versuchen, die Annahme der neuen Verfassung am 4.
September zu verhindern. Unterstützung bekommen sie auch aus Deutschland.
Abtreibungsgesetz in Ecuador: Parlament bringt Gesetz auf den Weg
In Ecuador waren Abtreibungen nach einer Vergewaltigung bislang nur für
Frauen mit geistiger Behinderung legal. Ein neues Gesetz soll das nun
ändern.
Präsidentschaftswahl in Chile: Linker Boric siegt
Mit knapp 56 Prozent hat Gabriel Boric gegen den Rechtsextremen José
Antonio Kast gewonnen. Er schaffte es, etliche Nichtwähler zu mobilisieren.
Chile hat die Wahl: Links oder rechtsextrem?
Chile wählt am Sonntag einen neuen Präsidenten. Die beiden Kandidaten,
Gabriel Boric und José Antonio Kast, könnten unterschiedlicher kaum sein.
Dichter Chihuailaf über Chile: „Was hast du geträumt?“
Glücklich, braun zu sein: Der chilenische Literaturpreisträger Elicura
Chihuailaf über Dichtung, die Kultur der Mapuche und die Stichwahl in
Chile.
LGBTI-Feindlichkeit in Spanien: Angst und Unsicherheit
Die antiqueere Gewalt in Spanien wird sichtbarer. Behörden zählten
vergangenes Jahr fast ein Viertel mehr LGBTI-feindliche Vorfälle als noch
2016.
Neues Gesetz in Frankreich: Künstliche Befruchtung für Singles
Alleinstehende und lesbische Frauen können sich in Frankreich nun künstlich
befruchten lassen. Dagegen gab es lange heftigen Widerstand.
Kampf um gleichgeschlechtliche Ehe: Etappensieg für queere Menschen
Ein japanisches Gericht erklärt die Ablehnung der gleichgeschlechtlichen
Ehe für verfassungswidrig, lehnt aber geforderte Entschädigung ab.
Favoritin bei der Präsidenten-Stichwahl: Brasiliens Kämpferin
Dilma Rousseff ist Präsident Lulas Wunschnachfolgerin. Es gilt als sicher,
dass sie die Stichwahl gewinnt. Sie verficht einen radikalen Wachstumskurs
- ohne Rücksicht auf die Umwelt.
Rechtsstreit in Argentinien: Lateinamerika bleibt ohne Homoehe
Juristisches Tauziehen um die Homoehe in Argentinien: Eine Richterin hat
die erste Homoehe Lateinamerikas gestoppt. Zuvor hatte ein Richter ein
Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen für illegal erklärt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.