| # taz.de -- Zehn Senator:innen für Rot-Grün-Rot: Berlins Beste Bolitiker | |
| > Ein fast neues Senatsteam geht am Dienstag an den Start: Wer hat von den | |
| > Bekannten und Unbekannten die besten Prognosen? Eine Übersicht. | |
| Bild: Buddy-Bären | |
| Stadtentwicklung/Bauen – Andreas Geisel (SPD): Zwei Jahre lang war Geisel | |
| bereits Stadtentwicklungssenator, von 2014 bis 2016. Nach dem Intermezzo | |
| als Innensenator kehrt er zurück. Und das gerne, wie er betont. Der | |
| 55-Jährige darf sich um die von Franziska Giffey ausgerufene | |
| „Großbaustelle“ Wohnungsbau kümmern, ein Bündnis mit Landeseigenen und | |
| Privaten zimmern – und dabei die Belange der Mieter*innen nicht | |
| vergessen. Dafür bekommt er Unterstützung: Ülker Radziwill wird zusätzliche | |
| Staatssekretärin für Mieterschutz. | |
| taz-Prognose: Der Macher, der Giffey den Rücken freihält. | |
| Wirtschaft – Stephan Schwarz (SPD): Mit ihm ist Giffey noch per Sie: Der | |
| Chef einer Gebäudereinigungsfirma war überrascht von der Anfrage der SPD, | |
| deren Mitglied er bisher nicht ist. „Ihm braucht man nicht zu erzählen, wie | |
| sich Berlins Unternehmer fühlen“, so Giffey. Schwarz will als Erstes den | |
| Neustart organisieren gerade für jene Branchen, denen es nach Corona „sehr | |
| schlecht“ gehe, wie Gastronomie und Veranstaltungsmanagement. In der | |
| Wirtschaft kennen ihn viele: Von 2003 bis 2019 war er Präsident der | |
| Berliner Handwerkskammer. | |
| taz-Prognose: Bei Schwarz ist alles drin. | |
| Inneres – Iris Spranger (SPD): Mit der neuen Chefin ist die weibliche | |
| Vormachtstellung in der Innenpolitik neben Polizeipräsidentin, | |
| Oberstaatsanwältin und Leiterin der Polizeiakademie perfekt. Bislang war | |
| Spranger baupolitische Sprecherin, ohne allzu viel zu sagen. Inhaltlich | |
| konnte Giffey bei der Vorstellung die Personalie nicht begründen. Spranger | |
| sei „eine Generalistin, eine Allrounderin“, heiß es. Regierungserfahrung | |
| aber hat sie; als ehemalige Staatssekretärin für Finanzen. | |
| taz-Prognose: Wird das Job-Feindbildpotenzial voll auskosten. | |
| Bildung, Jugend, Familie – Astrid-Sabine Busse (SPD). Die langjährige | |
| Schulleiterin einer „Brennpunktschule“ in Neukölln ist eine Überraschung. | |
| Die 64-Jährige hat zudem lange dem Interessenverband Berliner | |
| Schulleitungen vorgesessen. Nun wird sich zeigen, ob sie auch Verwaltung | |
| und vor allem Kommunikation mit den selten einfachen Beschäftigten- und | |
| Elternlobbyorganisationen kann – oder, wie schnell sie es lernt. In der | |
| Coronakrise stützte Busse den Kurs ihrer Amtsvorgängerin: So viel | |
| Präsenzunterricht wie möglich, so wenig Maskenpflicht wie nötig. „Umsetzen, | |
| anpassen, managen“, hat Giffey als Fünfjahresplan für das Ressort | |
| ausgegeben – bloß keine großen Visionen also. Gut möglich, dass Busse, die | |
| ihren Eintritt in die SPD ankündigte, dafür die Richtige ist. | |
| taz-Prognose: Pragmatisch, praktisch – passt schon. | |
| Verkehr, Klimaschutz, Verbraucherschutz – Bettina Jarasch (Grüne): Die | |
| grüne Spitzenkandidatin hat sich das für die Partei zentrale und um den | |
| Verbraucherschutz noch mal erweiterte Ressort gegriffen. Keine leichte | |
| Aufgabe, auch weil die langjährige Landeschefin – wie sie selbst zugibt – | |
| wenig fachpolitische Expertise in den Bereichen hat. Umso mehr wird es auf | |
| ihre drei Staatssekretäre ankommen: Denn mit der Umverteilung von Platz auf | |
| der Straße zugunsten von Fußgänger*innen, Radler*innen und dem ÖPNV | |
| kann man bei der grünen Klientel punkten – und zugleich etwas für den | |
| Klimaschutz tun. | |
| taz-Prognose: Hofft auf eine zweite Chance als Spitzenkandidatin. | |
| Finanzen – Daniel Wesener (Grüne): Mit Wesener sitzt auch der zweite Teil | |
| des Grünen-Führungsduos von 2011 bis 2016 im Senat. Der 46-Jährige war | |
| zuletzt als Geschäftsführer und Sprecher für Finanzen und Kultur bereits | |
| eine zentrale Person der Fraktion. Als Finanzsenator hat er nun | |
| wesentlichen Einfluss auf die gesamte Politik des Senats. Er gilt als | |
| besonnener, ruhig agierender Politiker – eine Art, die in dieser Koalition | |
| sicher geschätzt werden wird. | |
| taz-Prognose: Abgerechnet wird am Ende. | |
| Gesundheit und Wissenschaft – Ulrike Gote (Grüne): Die 56-jährige gebürtige | |
| Triererin ist im Berliner Politikbetrieb ein unbeschriebenes Blatt. Sie war | |
| lange Mitglied des Bayerischen Landtags, hochschulpolitische Sprecherin und | |
| Vizepräsidentin. In Kassel hat sie als Gesundheitsdezernentin zwei Jahre | |
| lang, wie man hört, erfolgreich, die Coronakrise gemanagt – damit geht es | |
| jetzt nahtlos weiter. Genau dafür ist sie geholt worden. | |
| taz-Prognose: Die Bayernquote im Senat. Kann Krise. | |
| Soziales – Katja Kipping (Linke): Fast ein Jahrzehnt lang war Kipping | |
| Vorsitzende der Linken, sie bringt bundespolitische Prominenz ins große | |
| Dorf Berlin. Der freiwillige Rückzug von Elke Breitenbach hat ihr den Weg | |
| freigemacht. Inhaltlich passt das: Als Anti-Hartz-IV-Kämpferin und Freundin | |
| des bedingungslosen Grundeinkommens liegt ihr die Verbesserung der | |
| Lebenssituation von Armen am Herzen. Kümmern darf sie sich nun auch, um | |
| das große Ziel, Berlin bis 2030 von Obdachlosigkeit zu befreien. | |
| taz-Prognose: Der rote Stern im Kabinett. | |
| Justiz – Lena Kreck (Linke): Vor zwei Jahren fiel die Juraprofessorin bei | |
| der Wahl zur Berliner Verfassungsrichterin durch; auch nun ätzen | |
| Konservative gegen die angeblich ideologische Wahl. Leicht wird es die | |
| 40-Jährige, die sich in der Schwulenberatung für die Rechte Geflüchteter | |
| stark machte, also nicht haben, auch aufgrund fehlender praktischer | |
| Erfahrung in der Justiz. Ideologisch kommt sie aus demselben Stall wie | |
| Kipping, verantwortete das links-emanzipatorische Debattenmagazin „Prager | |
| Frühling“. | |
| taz-Prognose: Im Gegenwind und unterschätzt: Was soll da schon schiefgehen? | |
| Kultur und Europa – Klaus Lederer (Linke): Eigentlich wollte Lederer | |
| Bürgermeister werden, nun ist er immerhin der einzige Senator, der sein Amt | |
| behalten darf. Der 47-Jährige wird versuchen, die 2016 begonnene Strategie | |
| fortzusetzen, für die er breite Anerkennung im Kulturbereich erhalten | |
| hatte: mehr Förderung für Kultur in den Bezirken, bessere Zugänge für | |
| ärmere Menschen und die Fortführung der Hilfen für die besonders von Corona | |
| gebeutelte Branche und die vielen Soloselbstständigen. | |
| taz-Prognose: Muss jetzt gar nicht mehr so schnell reden. | |
| 20 Dec 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
| Anna Klöpper | |
| Erik Peter | |
| ## TAGS | |
| R2G Berlin | |
| Berlin | |
| Andreas Geisel | |
| Katja Kipping | |
| Berlin | |
| Haushalt | |
| Berlin | |
| Architektur | |
| Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
| Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
| Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
| Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
| Die Linke Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Bündnis für Wohnungsbau in Berlin: Holpriger Start | |
| Neubau soll die Wohnungsnot in Berlin mindern. Beim ersten Treffen von | |
| Franziska Giffeys Prestigeprojekt tat sich aber wenig. | |
| Berlins Haushalt: Sprudelnde Einnahmen | |
| Berlin schließt das letzte Haushaltsjahr mit minimalen Schulden viel besser | |
| als erwartet ab. Trotzdem will Finanzsenator Daniel Wesener sparen. | |
| Neuer Berliner Senat: Politische Weißheit | |
| Etwa 35 Prozent der Berliner:innen haben eine Migrationsgeschichte. In | |
| der neuen Regierung sind es jedoch nur 13,79 Prozent. | |
| Neue Senatsbaudirektorin in Berlin: Vorwärts in die Vergangenheit | |
| Petra Kahlfeldt ist künftig für Architektur in Berlin zuständig. Sie steht | |
| für Retro-Bauen. Architekten werten die Berufung als Kampfansage. | |
| Neue Bürgermeisterin Franziska Giffey: Berlin wird Frauenhauptstadt | |
| Franziska Giffey ist Regierende Bürgermeisterin von Berlin und die erste | |
| Frau in diesem Amt seit 1948. Auch ihr rot-grün-roter Senat ist weiblich | |
| wie nie. | |
| Berlins Regierende Bürgermeisterin: So wahr ihr Gott helfe | |
| Franziska Giffey (SPD) wird als neue Regierende Bürgermeisterin vereidigt. | |
| Auch die Senatsmannschaft kommt am Dienstag offiziell ins Amt. | |
| Abgang von Regierungschef Müller: Ab in den Bundestagsausschuss | |
| Am Dienstag wird Franziska Giffey zur Regierenden Bürgermeisterin gewählt. | |
| Das ist auch der Rückzug von Michael Müller aus der Landespolitik. | |
| Berlins SPD stellt Senator*innen vor: Rot-grün-rotes Team steht | |
| Die Koalition bleibt, das Personal wird fast komplett ausgetauscht. In der | |
| SPD übernimmt Andreas Geisel das Bauressort, Spranger wird Innensenatorin. | |
| Ja der Linkspartei zu Rot-Grün-Rot: Um des linken Friedens willen | |
| Die Mitglieder der Berliner Linkspartei votieren für die Koalition. Doch | |
| die 75 Prozent sind eine Zustimmung unter Vorbehalt. Ein Wochenkommentar. |