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# taz.de -- Serie „The Beatles: Get Back“: Explosionsartige Spielfreude
> Fast 60 Stunden Material hat Regisseur Peter Jackson in eine Miniserie
> verwandelt. Darin geht es um die Entstehung des Beatles-Albums „Let It
> Be“ von 1969.
Bild: Der letzte Auftritt der Fab Four: die Beatles auf dem Dach der Apple Stud…
Irgendwas musste geschehen. [1][Die Beatles] waren 1969 seit drei Jahren
nicht mehr auf Tour gewesen, hatten sich von ihrem Publikum verabschiedet.
Stattdessen entdeckten sie das Studio als Instrument, experimentierten mit
rückwärts gespielten Tonbändern und anderen Dingen, die man auf der Bühne
nicht reproduzieren kann. Jetzt wollten sie wieder etwas Schlichteres, sich
zusammensetzen und eine Platte direkt einspielen, ohne sie groß
nachbearbeiten zu müssen.
Man verpflichtete den Regisseur Michael Lindsay-Hogg, die Arbeit im Studio
zu filmen. Das Projekt war für drei Wochen angesetzt, unter anderem war ein
Fernsehauftritt geplant, auf dem das Album vorgestellt werden sollte,
Arbeitstitel „Get Back“. Die Sache entwickelte sich anders, am Ende gab es
1970 als ihr letztes Album „Let It Be“ und den gleichnamigen
Dokumentarfilm.
Die knapp 60 Stunden Filmmaterial, die damals weitgehend ungenutzt
übrigblieben, hat sich der neuseeländische Regisseur Peter Jackson
(„Braindead“, „Der Herr der Ringe“) neu vorgenommen, digital aufbereite…
den Ton nachgebessert und auf eine Geschichte abgesucht, die 1970 noch
nicht erzählt worden war. Was ihm einigermaßen gut gelungen ist.
„The Beatles: Get Back“ heißt das Resultat, eine dreiteilige Miniserie, gut
sieben Stunden lang. Inhaltlich knüpft Jackson an [2][Ron Howards
Dokumentarfilm „The Beatles: Eight Days a Week – The Touring Years“ von
2016] an, darin ging es um die zehrenden Konzertmarathons der Band.
## Zoff unter den Fab Four
Jackson verwendet den ersten Teil von „Get Back“ für den Auftakt des
Projekts, zu dem die Beatles in den Twickenham Studios im Süden Londons
eine riesige Halle zum Proben bezogen. Dort war das Set für die Komödie
„The Magic Christian“, in der Ringo Starr an der Seite von Peter Sellers
spielte, die Beatles nutzten eine Drehpause.
Kaum hat die Arbeit begonnen, geht es los mit den Klagen. Die Atmosphäre
des kargen Studios stört besonders George Harrison, von der miesen Akustik
sind alle genervt. Da helfen auch die bunten Strahler nichts, die die Wand
im Hintergrund beleuchten.
Vor allem aber geht Jackson in diesem Teil den Konflikten innerhalb der
Band nach. Zeigt die Spannungen zwischen Paul McCartney und Harrison, die
dazu führen, dass Letzterer in einem Streit abrupt aufsteht und mit den
Worten „Ich verlasse die Band“ weggeht. Nach fünf Tagen kommt er zurück,
besteht aber darauf, dass sie den unwirtlichen Ort gegen ihr noch nicht
fertig eingerichtetes neues Apple Studio tauschen.
Jackson lässt wenig von dieser erschöpften Endphase der Fab Four aus, viele
Proben gestalten sich zäh, derbes Fluchen inklusive, weil man einfach nicht
mehr konzentriert aufeinander ist. Yoko Ono sitzt im Studio oft unmittelbar
neben ihrem [3][Freund John Lennon], auch Pauls spätere Frau Linda Eastman,
wie sie damals hieß, ist oft zugegen. Und ausgerechnet mit dem Song „Don’t
Let Me Down“ will es nicht vorangehen.
## Kurzfristiger Zusammenschluss mit Keyboarder Billy Preston
Zugleich sind da Momente, in denen sich die Spielfreude explosionsartig
entlädt, wenn sie sich etwa auf frühere Shows besinnen und energisch Chuck
Berrys „Rock and Roll Music“ jammen. Wenn ihr Freund, der Keyboarder Billy
Preston, im Studio vorbeischaut, ohne zu wissen, dass er kurzfristig fast
zum fünften Beatle wird, und die anderen mit seiner ruhig inspirierten Art
sofort euphorisiert.
Oder wenn sie sich zusammenraufen, um mit dem Song „No Pakistanis“
satirisch Stellung gegen die migrantenfeindliche Politik der britischen
Regierung zu beziehen. Nach ein paar Tagen ist aus dieser Nummer das
weniger eindeutige „Get Back“ geworden, aber egal.
Wie im Film „Let It Be“ bildet das Konzert auf dem Dach der Apple Studios
am 31. Januar 1969 vor Passanten auf der Straße den krönenden Abschluss,
bei Jackson mit Splitscreen in Parallelgeschehen aufgespalten. Es war der
letzte Auftritt der Beatles. Einen so stilvollen Abgang haben bis heute
wenige andere Bands hinbekommen.
28 Nov 2021
## LINKS
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[3] /Unveroeffentlichter-John-Lennon-Song/!5804867
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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