Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Firmen sollen Satelliten einsetzen: EU will Entwaldung stoppen
> Europas Firmen sollen künftig Rodungen für Kaffee, Fleisch oder Soja per
> Satellit überwachen. So verlangt es eine neue Verordnung der
> EU-Kommission.
Bild: Initiative der EU soll Entwaldung stoppen, wie hier im brasilianischen Bu…
Brüssel taz | Kurz nach der UN-Klimakonferenz in Glasgow treibt die EU
ihren „Green Deal“ voran. Die EU-Kommission legte am Mittwoch in Brüssel
ein Gesetz gegen die Entwaldung etwa in Südamerika vor, mit dem sie Europas
Unternehmen in die Pflicht nehmen und globale Lieferketten neu ordnen will.
Es geht um beliebte Produkte wie Kaffee, Fleisch und Soja, für die
[1][immer mehr Wälder gerodet] werden – derzeit vor allem in Brasilien. An
ihrem umstrittenen Freihandelsdeal mit den [2][Mercosur]-Staaten – das
wichtigste Land ist Brasilien – hält die EU-Behörde auch weiter fest.
„Mit unserer Entwaldungsverordnung kommen wir den Forderungen der
Bürgerinnen und Bürger nach, den europäischen Beitrag zur Entwaldung zu
minimieren und nachhaltigen Verbrauch zu fördern“, sagte der für den
Klimaschutz zuständige EU-Kommissar Frans Timmermans. Sein Vorschlag soll
dafür sorgen, dass die in der EU gekauften, genutzten und konsumierten
Produkte nicht länger zur weltweiten Entwaldung beitragen. Die Verbraucher
könnten künftig also mit besserem Gewissen einkaufen – auch wenn der Handel
ausgeweitet wird.
Um den Spagat zwischen Moral und Kommerz zu schaffen, will die
EU-Kommission die Anbauländer in Risikogruppen einteilen. Je nach Risiko
müssten die am Handel mit den fraglichen Produkten beteiligten Firmen mehr
oder weniger umfassende Sorgfaltspflichten erfüllen.
## „Wegweisende“ Initiative
Die Unternehmen sollen so unter anderem prüfen, ob für die Erzeugung ihrer
Produkte die Wälder gerodet oder geschädigt werden. Dabei sollen sie auf
Satellitenbilder zurückgreifen. Bei negativen Auswirkungen sollen die
Firmen Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wer sich nicht an die neuen Regeln hält, muss sogar mit Sanktionen rechnen.
Details zu möglichen Strafen wollte Timmermans noch nicht nennen. Es gehe
zunächst einmal darum, die Sorgfaltspflicht der Unternehmen zu stärken,
sagte der Sozialdemokrat aus den Niederlanden.
Das Europaparlament spendete Beifall. Die [3][Initiative sei „wegweisend“],
sagte Grünen-Handelsexpertin Anna Cavazini. Sie stoppe Produkte, bevor sie
auf den Binnenmarkt gelangen – und zwar selbst dann, wenn die Entwaldung im
betroffenen Drittland (etwa Brasilien) als legal angesehen wird.
Allerdings: Der Vorschlag der Kommission beschränke sich auf Wälder, so
Cavazzini. Flächen, die überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden,
seien nicht betroffen. Dies könne in Brasilien zu Problemen führen, betonte
die Abgeordnete.
## Bewegung auch beim Schutz der Böden
Die EU trage durch ihre Sojaimporte bereits jetzt maßgeblich zur Abholzung
der brasilianischen Cerrado-Savanne bei. Das geplante
Mercosur-Handelsabkommen werde diese Abholzung noch beschleunigen, fürchtet
die Grünen-Politikerin. Doch dieser wichtige Lebensraum falle nicht unter
die neue Verordnung. In den nun bevorstehenden Verhandlungen mit der
Kommission will sich das Parlament daher für eine Ausweitung der EU-Regeln
stark machen.
Bewegung gibt es auch beim Schutz der Böden und beim Abfallmanagement.
Müll-Exporte in Länder außerhalb der OECD – also vor allem die westlichen
Industrieländer – sollen künftig nur noch möglich sein, wenn das
Empfängerland zustimmt und eine nachhaltige Entsorgung gewährleistet.
Allein Deutschland exportiert jedes Jahr rund eine Million Tonnen
Plastikmüll.
17 Nov 2021
## LINKS
[1] /Tropenwald-Abholzung-durch-Importe/!5766445
[2] /Umstrittenes-Mercosurabkommen-der-EU/!5767767
[3] https://www.annacavazzini.eu/pressestatement-entwaldungsfreie-lieferketten-…
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Frans Timmermans
Brasilien
EU-Politik
Landwirtschaft
Landwirtschaft
Landwirtschaft
Mercosur
Schwerpunkt Klimawandel
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimawandel
WWF
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Europäisches Lieferkettengesetz: Waffenexporteure nicht erfasst
Geht es nach den Mitgliedsstaaten, wird das geplante EU-Lieferkettengesetz
weniger Unternehmen umfassen. Es wird deutlich entschärft.
Forderung zu Sojaimporten: Nicht nur Wald kann entwaldet werden
Umweltorganisationen verlangen: Die geplante EU-Verordnung müsse auch
Sojaimporte von gerodeten Flächen etwa in Brasiliens Region Cerrado
verbieten.
EU berät über Gesetz gegen Entwaldung: Nur Soja ohne Regenwald
Die EU plant, die Einfuhr von Sojafutter zu verbieten, für das Waldflächen
gerodet wurden. Landwirte fordern höhere Preise für Schweinefleisch.
Kompromissentwurf im Rat der EU-Staaten: Gesetz gegen Entwaldung verwässert
Geplante Gesetze gegen Entwaldung sollen nur für Urwälder gelten, die für
die Landwirtschaft gerodet werden. Greenpeace kritisiert das.
Handelsabkommen zwischen EU und Südamerika: Freie Bahn für Verbrenner
Laut einer Studie hat die Autolobby auf ein Handelsabkommen zwischen der
EU- und Südamerika eingewirkt. Sie will dort weiter Verbrenner verkaufen.
Streit um entwaldungsfreie Lieferketten: Waren, die die Bäume schonen
Laut EU-Kommission sollen Unternehmen künftig nachweisen, dass ihre
Produkte ohne Waldzerstörung entstanden sind. Kritikern reicht das nicht.
Folgen der Klimakonferenz von Glasgow: Was Deutschland besser machen muss
Die Beschlüsse der Klimakonferenz von Glasgow werden auch die künftige
Politik in Berlin beeinflussen. Ein Überlick.
Rodung des Regenwalds in Brasilien: Schutzgeld für Bolsonaro
Innerhalb eines Jahres hat sich die Rodungsfläche im Regenwald um 85
Prozent vergrößert. Der brasilianische Präsident gilt dabei als größter
Abholzer.
Tropenwald-Abholzung durch Importe: EU ist zweitgrößter Waldzerstörer
Für den Konsum in Europa werden anderswo Wälder gerodet. Die EU hält einen
Spitzenplatz in der WWF-Weltrangliste. Auch Deutschland mischt kräftig mit.
Streit um Freihandel und Coronavirus: Covid-19 stresst den Mercosur
In der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ist man sich über den
Freihandel uneins. Argentinien kehrt vorerst an den Verhandlungstisch
zurück.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.