# taz.de -- Aktionstag für das Recht auf Abtreibung: Für legale und sichere A… | |
> In vielen Ländern Lateinamerikas gehen Frauen für das Recht auf sicheren | |
> Schwangerschaftsabbruch auf die Straße. In Chile ist Abtreibung jetzt | |
> legal. | |
Bild: Beim globalen Aktionstag in Santiago de Chile am Dienstag | |
BUENOS AIRES taz | Am [1][globalen Aktionstag für einen sicheren und | |
legalen Schwangerschaftsabbruch] haben in Lateinamerika und der Karibik | |
zahlreiche Frauengruppen und feministische Organisationen für das Recht auf | |
Abtreibung demonstriert. „Unser Recht auf Abtreibung ist und wird Gesetz in | |
der ganzen Region sein!“, lautete eines der Mottos. | |
Für Jubel und Zufriedenheit sorgte eine Nachricht aus Chile. Dort hatte das | |
Abgeordnetenhaus dem Gesetz zur Entkriminalisierung von | |
Schwangerschaftsabbrüchen mit knapper Mehrheit zugestimmt. | |
75 Abgeordnete votierten am Dienstag für das Recht auf einen freiwilligen | |
Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten 14 Schwangerschaftswochen. 68 | |
Abgeordnete stimmten dagegen, zwei enthielten sich. „Die | |
Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ist beschlossen“, | |
[2][twitterte] die kommunistische Abgeordnete Camila Vallejo. Die | |
Zustimmung des Senats steht allerdings noch aus. | |
2017 war [3][Chiles striktes Abtreibungsverbot] erstmals gelockert worden. | |
Seither sind Abbrüche erlaubt, wenn eine Gefahr für das Leben der Mutter | |
besteht, der Fötus keine Überlebenschance hat oder die Schwangerschaft die | |
Folge einer Vergewaltigung ist. | |
## Angst vor Rückschritten in Argentinien | |
In Buenos Aires waren am Dienstag vor allem junge Frauen vor das | |
Kongressgebäude im Zentrum der Hauptstadt gezogen. In [4][Argentinien] ist | |
ein freiwilliger Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. Woche seit Anfang des | |
Jahres gesetzlich erlaubt. Aus vielen Provinzen werden jedoch immer wieder | |
Behinderungen bei der Anwendung des Gesetzes gemeldet. „Wir fordern die | |
wirksame Umsetzung des Abtreibungsgesetzes im gesamten Staatsgebiet, eine | |
umfassende sexuelle Aufklärung an allen Schulen und den Zugang zu | |
Verhütungsmethoden“, sagte Yanina Waldhorn von der Kampagne für das Recht | |
auf eine legale, sichere und kostenlose Abtreibung. | |
Der Protest vor dem Kongressgebäude richtete sich denn auch gegen den neuen | |
Kabinettschef von Präsident [5][Alberto Fernández]. Erst vor zwei Wochen | |
war der konservative und entschiedene Abtreibungsgegner Juan Manzur auf den | |
wichtigen Regierungsposten berufen worden. | |
Die Ernennung des ehemaligen Gouverneurs der Provinz Tucumán wurde im | |
linksprogressiven Teil der Regierungskoalition und in den feministischen | |
Basisorganisationen mit großer Sorge aufgenommen. 2019 war in der Provinz | |
Tucumán einem elfjährigen Mädchen nach einer Vergewaltigung der in diesem | |
Fall gesetzlich zulässige Schwangerschaftsabbruch verweigert worden. Damals | |
hatte die heutige Frauenministerin und Rechtsanwältin Elizabeth Gómez | |
Alcorta Strafanzeige gegen Manzur wegen Behinderung einer legalen | |
Abtreibung erstattet. | |
## Strikte Verbote in großen Teilen Lateinamerikas | |
Ein freiwilliger Schwangerschaftsabbruch ist in Lateinamerika und der | |
Karibik nur in Argentinien, [6][Uruguay], Puerto Rico, Kuba, Guyana und in | |
den [7][mexikanischen Bundesstaaten] Mexiko-Stadt, Oaxaca, Hidalgo und | |
Veracruz erlaubt. | |
In [8][Brasilien], Bolivien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Guatemala, | |
Panama, Paraguay, Peru und Venezuela sind Abtreibungen nur in wenigen | |
Ausnahmefällen zugelassen. | |
In den Ländern [9][El Salvador], Honduras, Nicaragua, Haiti und der | |
Dominikanischen Republik herrscht noch immer ein striktes | |
Abtreibungsverbot. Die Dunkelziffer der dennoch vorgenommenen Abtreibungen | |
ist hoch. | |
Der globale Aktionstag geht zurück auf ein Treffen lateinamerikanischer und | |
karibischer Frauen im November 1990 im argentinischen Küstenort San | |
Bernardo. In ihrer damaligen Erklärung forderten sie die Legalisierung der | |
Abtreibung und bestimmten den 28. September als „Tag für das Recht auf | |
Abtreibung von Frauen in Lateinamerika und der Karibik“. | |
Das Datum war ein Vorschlag brasilianischer Frauengruppen. Am 28. September | |
1871 war in Brasilien das sogenannte Gesetz der „freien Bäuche“ | |
verabschiedet worden, das allen von versklavten Frauen zur Welt gebrachten | |
Neugeborenen die Freiheit zusicherte. | |
29 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.diainternacionalde.com/ficha/dia-accion-aborto-legal-seguro | |
[2] https://twitter.com/camila_vallejo/status/1442902758537924609 | |
[3] /Abtreibungsverbot-in-Chile/!5435796 | |
[4] /Argentinien-kippt-Abtreibungsverbot/!5740895 | |
[5] /Vorwahl-fuer-den-Kongress-in-Argentinien/!5800579 | |
[6] /Abtreibung-in-Lateinamerika/!5171617 | |
[7] /Legalisierte-Abtreibungen-in-Mexiko/!5751276 | |
[8] /Nach-Vergewaltigung-in-Brasilien/!5702589 | |
[9] /Urteil-wegen-Abtreibung-in-El-Salvador/!5579086 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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