| # taz.de -- Wählen mit geistiger Behinderung: Herr Winkel hat die Wahl | |
| > Viele Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung durften bisher nicht | |
| > wählen. Klaus Winkel hat zehn Jahre dafür gekämpft – nun ist es so weit. | |
| Warburg taz | Saugut. Das sagt Klaus Winkel, wenn man ihn fragt, wie es | |
| ist, wählen zu können. Klaus Winkel ist 52 Jahre alt und dies ist die erste | |
| Bundestagswahl, bei der er seine Kreuze machen darf. 34 Jahre lang durfte | |
| Klaus Winkel nicht mitentscheiden. | |
| Nicht 1987, als Helmut Kohl zum dritten Mal Kanzler wurde, und nicht 1998, | |
| als die erste rot-grüne Koalition die Kohl-Ära beendete. Auch nicht 2005, | |
| als Angela Merkels Zeit begann. „Ungerecht“, sagt Klaus Winkel nur, wenn | |
| man ihn danach fragt. Klaus Winkel hat eine sogenannte geistige | |
| Behinderung. Ein Gericht hat entschieden, dass er in allen Belangen des | |
| Lebens betreut werden muss. Bis 2019 waren 81.000 Menschen in Deutschland, | |
| die das betrifft, von den Wahlen ausgeschlossen. „Und jetzt können wir alle | |
| knallhart wählen“, sagt Klaus Winkel. Es gibt Menschen, die das unmöglich | |
| finden. | |
| An einem trüben Tag kurz vor der Wahl steht Herr Winkel auf einem Parkplatz | |
| in Warburg. Er ist direkt von der Arbeit gekommen. „Hallo Herr Winkel, wie | |
| schön Sie zu sehen.“ Klaus Winkel nickt und vergräbt die Hände in den | |
| Taschen. Eine schwere Stille entsteht. Wir laufen ein Stück durch Warburg. | |
| Die Stadt in Westfalen ist nicht groß, Fachwerk reiht sich an Bausünden, | |
| schön saniert ist anders. Es hängen kaum Wahlplakate. Die Warburger wissen | |
| eh, was sie wählen, heißt es. Immerhin gibt es einen ICE-Anschluss, Kassel | |
| ist eine halbe Stunde entfernt. Hier in Warburg startete die Revolte. | |
| Früher wurden Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen entmündigt, | |
| später gesetzlich betreut. Dass viele von ihnen von den Wahlen | |
| ausgeschlossen waren, folgte einem simplen Glaubenssatz: Wer kaum oder gar | |
| nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen, der sollte besser auch | |
| keine politische Stimme haben. Vor 12 Jahren wagten ein paar | |
| Warburger:innen diesen alten Glaubenssatz in Frage zu stellen. Herr | |
| Winkel gehörte dazu. | |
| Heute trägt er eine Anzugweste über dem weißen T-Shirt, dazu ein locker | |
| gebundenes Halstuch. Das Haar sitzt in grauen Stoppeln auf dem Kopf. Bis er | |
| 40 war, lebte Klaus Winkel bei seiner Mutter, erst auf dem Dorf, dann in | |
| Warburg. Auf eine Sonderschule ist er gegangen. „Wir wurden ja nicht | |
| gefragt.“ Als die Mutter ins Seniorenheim kam, zog er in eins der großen | |
| Heime für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung. „Aber Heim sagt | |
| man heute nicht mehr.“ 450 Bewohner:innen hatte sie einst, die | |
| Einrichtung „da oben“, etwas außerhalb auf einer kleinen Anhöhe. Heute si… | |
| es noch 240 und die Lücke zur Stadt haben neue Einfamilienhäuser | |
| aufgefressen. | |
| Klaus Winkel hat es nicht lange dort gehalten, er zog in ein Wohnprojekt | |
| mit 11 Bewohner:innen, in dem er bis heute lebt. Ein Einfamilienhaus aus | |
| Backsteinen, mit Garten und nah an der Innenstadt, die man als solche kaum | |
| erkennt. „Von hier geht’s zu Fuß in die Werkstatt“, sagt Herr Winkel, als | |
| wir später davorstehen. „Wegen hier“, er klopft auf sein kleines Bäuchlei… | |
| Und lacht. Es ist eine halbe Stunde Fußweg bis in die Behindertenwerkstatt, | |
| in der Klaus Winkel kleine Handgriffe für große Auftraggeber erledigt. Den | |
| Firmennamen in einen Türbeschlag stanzen. So was. „Ganz genau muss das | |
| sein. Hab ich vorher auch noch nicht gemacht“, sagt Winkel. | |
| Der 52-Jährige erzählt nicht viel, am Anfang fast nichts. Die Sätze sind | |
| kurz und manche wiederholen sich immer wieder. „Danke für die gute | |
| Nachfrage“, sagt Winkel oft. Manchmal kommt eine lange Pause, in der man | |
| überlegen muss, ob das schon die Antwort war. | |
| In Warburg gibt es zwei Zeitungen. „Die rote und die grüne“, sagt Winkel. | |
| Nach den Farben im Titel. Die eine fährt SPD-Linie, die andere steht der | |
| CDU recht nah. Klaus Winkel liest in beiden die großen Überschriften. Er | |
| schaut Nachrichten und die Sendungen mit den Kanzlerkandidat:innen, „die | |
| Quizshows“, wie er sagt. Da hat der „Michael Laschet“ nicht nur gut | |
| abgeschnitten, findet Klaus Winkel. | |
| „Sag nicht immer Michael“, mahnt Ute Dohmann-Bannenberg, die uns begleitet | |
| und die das Eis bricht zwischen der Reporterin und dem schüchternen Mann. | |
| „Ich sag jetzt auch schon manchmal Michael Laschet“, stellt | |
| Dohmann-Bannenberg halb vorwurfsvoll fest. Klaus Winkel grinst. Es gab | |
| jedenfalls Fragen an Laschet, „da war der Junge nicht ganz sicher“. Es | |
| waren Fragen dabei, die Klaus Winkel interessieren. Warum die ältere Frau | |
| mit dem kranken Mann so wenig unterstützt wird zum Beispiel. Die Namen der | |
| anderen Kandidat:innen fürs Kanzleramt hat er nicht parat. „Politiker | |
| sollten nicht so komplizierte Namen haben“, findet er. | |
| Klaus Winkel wird in allen Angelegenheiten dauerhaft gesetzlich betreut. | |
| Ein Gericht hat das so angeordnet, eine Routineaufgabe. Für Winkel heißt | |
| das, dass er nicht vom Zahnarzt behandelt wird, wenn seine gesetzliche | |
| Betreuerin nicht zustimmt. Sie öffnet seine Post, muss Wohnortswechsel für | |
| gut befinden. Und auch, wenn sich Winkel etwas Größeres von dem Geld kaufen | |
| will, das er in der Behindertenwerkstatt verdient, hat die Betreuerin das | |
| letzte Wort. Das ist in Sachen Selbstbestimmung schon Lichtjahre weiter als | |
| die bis 1992 übliche Entmündigung, die Menschen den eigenen Willen | |
| absprach. Die gesetzlichen Betreuer:innen heute bestimmen nicht über | |
| die, die sie betreuen. Sie sollen deren Wünsche umsetzen. | |
| Ob jemand dauerhaft voll betreut wird, hängt nicht allein von seinen | |
| kognitiven Fähigkeiten ab. Es gibt unterschiedliche Auslegungen bei den | |
| Betreuungsgerichten. In Nordrhein-Westfalen, da wo Klaus Winkel lebt, | |
| werden anteilig zehnmal so viele Menschen voll betreut wie in Berlin. In | |
| Bayern ist die Zahl noch höher. Bei der Caritas in Warburg und Umgebung | |
| sind rund 80 Prozent der Bewohner:innen voll betreut. | |
| Bis 2019 hatte die Anordnung einer solchen Betreuung noch andere | |
| Konsequenzen als nur die Entscheidungshoheit über den Zahnarztbesuch oder | |
| Umzug. Es folgte auch einer der schwerwiegendsten Eingriffe, den die | |
| demokratische Gesellschaft kennt: Wer dauerhaft in allen Angelegenheiten | |
| betreut wurde, war per Bundes- und Landesgesetzen vom Wahlrecht | |
| ausgeschlossen. Deshalb durfte Klaus Winkel 34 Jahre lang nicht bei einer | |
| Bundestagswahl wählen – obwohl er volljährig war. Aber Klaus Winkel kann | |
| das nicht: Dinge auf sich beruhen lassen, die ungerecht sind. | |
| Ute Dohmann-Bannenberg geht es genau so. Sie und Klaus Winkel sind fast | |
| gleich alt, kennen sich aus Kindertagen, haben in dem Dorf bei Warburg Tür | |
| an Tür gewohnt. Haben miteinander gespielt, bis Klaus Winkel auf die | |
| Sonderschule kam. „Das wollte mir damals schon nicht in den Kopf, warum | |
| Menschen wie Klaus abseits sind.“ Ein politischer Mensch ist sie. Mehr als | |
| es der Wirtsfamilie, aus der sie stammt, lieb war. Auch Dohmann-Bannenberg | |
| trägt das Haar inzwischen grau, Locken aber, und ein Tuch um den Hals. | |
| Seit 25 Jahren arbeitet die Sozialpädagogin bei der Caritas, war lange | |
| zuständig für die politische Teilhabe im Bereich Wohnen. 2009 organisiert | |
| Dohmann-Bannenberg Veranstaltungen mit Parteivertreter:innen der | |
| Region. Die Bewohner:innen können Fragen stellen, der Andrang ist groß. | |
| Es geht um [1][Barrierefreiheit in der Stadt], um den Nahverkehr. | |
| [2][Typische kommunale Themen]. Zwei Wochen später hängen dann die | |
| Wahlplakate. „Und warum dürfen wir jetzt nicht wählen?“, wird | |
| Dohmann-Bannenberg von Bewohner:innen mit voller Betreuung gefragt. | |
| Eine gute Antwort weiß sie nicht. „Denn sie hatten ja recht.“ | |
| 2009 ist nicht nur Kommunalwahl in Warburg, sondern auch Bundestagswahl. | |
| Angela Merkel und die CDU wollen wiedergewählt und die Grünen erstmals | |
| zweistellig werden. Ein kleiner Kreis in der Caritas Warburg startet eine | |
| Petition: Alle Menschen sollen mitwählen dürfen. Klaus Winkel ist dabei und | |
| über 400 andere Warburger:innen unterschreiben. Der damalige | |
| Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), kommt extra | |
| ins kleine Warburg, um die Listen abzuholen. Eine gute Sache, habe er | |
| gesagt. Aber auch, dass sie das niemals durchkriegen würden. Tatsächlich | |
| scheitert das Ansinnen im Bundestag gerade an Hüppes Partei. Angela Merkel | |
| wird 2009 wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung ist die niedrigste seit | |
| Bestehen der Bundesrepublik. Und Klaus Winkel darf nicht mitwählen. | |
| 2013 dann die nächste Wahl: Die FDP fliegt knapp aus dem Bundestag und die | |
| AfD kommt knapp nicht rein, Merkel bleibt Bundeskanzlerin in einer großen | |
| Koalition. Ohne die Stimme von Klaus Winkel. | |
| ## Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht | |
| Ein Abgeordneter der CDU argumentiert damals im Bundestag, es würde „das | |
| Prinzip der Demokratie verletzen“, wenn Menschen wählen dürften, für die | |
| auf Dauer ein Betreuer in allen Angelegenheiten bestellt ist. Ein | |
| Ausschluss vom Wahlrecht sei geradezu geboten, wenn eine Person | |
| „unzweifelhaft keinerlei Einsichtsfähigkeit oder Verständnis dafür hat, | |
| worum es bei einer Wahl geht“. Es gab Beifall von FDP, CDU und CSU. | |
| Nach der Wahl 2013 legen Klaus Winkel und sieben andere, unterstützt von | |
| der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie sowie der Lebenshilfe, | |
| Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Tatsächlich dreht sich der | |
| Wind und Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sind 2017 die ersten | |
| Bundesländer, die die Wahlrechtsausschlüsse aufheben. Bei der Landtagswahl | |
| im Mai kann Klaus Winkel damit zum ersten Mal in seinem Leben | |
| mitentscheiden. „Hat sich gut angefühlt“, sagt er. | |
| Als im September 2017 aber die Wahlzettel zur Bundestagswahl ausgefüllt | |
| werden, als die AfD erstmals in den Bundestag kommt und Angela Merkel zum | |
| letzten Mal Bundeskanzlerin wird, da kann Klaus Winkel wieder nicht | |
| mitwählen. Erneut legt die Gruppe Beschwerde ein. Und dann 2019, nach zehn | |
| Jahren Kampf entscheidet das Bundesverfassungsgericht. Die Richter:innen | |
| erklären den Ausschluss von über 80.000 Menschen mit kognitiver und/oder | |
| psychischer Beeinträchtigung für verfassungswidrig. Die Argumentation ist | |
| interessant. | |
| So halten die Richter:innen es für durchaus gerechtfertigt, dass manche | |
| Menschen nicht wählen dürfen, „weil die Möglichkeit zur Teilnahme am | |
| Kommunikationsprozess zwischen Volk und Staatsorganen nicht in | |
| hinreichendem Maße besteht“. Dass das aber bei allen Menschen, die voll | |
| betreut werden, so sei, davon könne man nicht ausgehen. Es war niemals | |
| rechtens, die Betreuung und den Entzug des Wahlrechts miteinander zu | |
| verknüpfen. | |
| Zwei Handvoll Menschen mit kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen, | |
| die meisten aus einer kleinen Stadt in Westfalen, haben somit vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht gewonnen. Als sie davon erfahren, ist die kleine | |
| Gruppe gerade in Berlin. „Da haben wir direkt dort gefeiert, erinnerst du | |
| dich, Klaus“, fragt Dohmann-Bannenberg. Klaus Winkel erinnert sich nicht. | |
| Aber bei dieser Bundestagswahl, bei der nach 16 Jahren keine Angela Merkel | |
| mehr antritt und es um so viel geht, kann er nun das erste Mal seine Kreuze | |
| auf den Wahlzettel machen. Das könnte das Happy End dieser Geschichte sein. | |
| „Aber die große Aufgabe“, sagt Dohmann-Bannenberg, „die kommt jetzt erst… | |
| ## Ganz viel Schrift auf dem Wahlzettel | |
| Kern der bisherigen Regelung war ja der Glaube, dass manche Menschen nicht | |
| in der Lage seien zu wählen. Weil sie Wahlprogramme nicht lesen können, | |
| politische Zusammenhänge nicht begreifen und – das ist die größte Angst – | |
| deshalb leicht zu manipulieren sind. An diesem Glauben rüttelt auch das | |
| Bundesverfassungsgericht nicht, es hält nur das Betreuungsrecht für | |
| ungeeignet, um festzustellen, ob jemand wahlfähig ist oder nicht. | |
| Eine der Beschwerdeführer:innen, erzählt Ute Dohmann-Bannenberg, habe nach | |
| der Entscheidung zu ihr gesagt: „Früher wohnten wir in Einrichtungen und da | |
| durften wir nicht bestimmen. Heute leben wir in der Stadt, dürfen | |
| bestimmen, aber wissen nicht, wie es geht.“ Klaus Winkels Sätze sind | |
| kürzer: „Was ich noch alles lernen muss.“ Er schüttelt den Kopf. „Ähhh, | |
| lernen will.“ Die Waschmaschine zu bedienen, fällt ihm ein. Und das Wählen. | |
| „Mancher braucht mehr Hilfe“, sagt Klaus Winkel. „Sonst ist der Ofen aus.… | |
| Bei der Caritas in Warburg gibt es Menschen, die die Wohnprojekte besuchen. | |
| Sie haben Probewahlzettel in der Tasche, zeigen Filme, in denen der Gang | |
| zur Urne nachgestellt wird. Sie bringen Wahlprogramme in Leichter Sprache | |
| mit und füllen den Wahl-O-Mat mit den Bewohner:innen aus. | |
| Parteienvertreter:innen laden sie kurz vor der Wahl nicht mehr ein – | |
| zu viel Wahlpropaganda. Wer schlecht lesen kann, so wie Klaus Winkel, kann | |
| einen Assistenten mit in die Wahlkabine nehmen oder per Briefwahl wählen. | |
| Auch dann muss jemand vorlesen. „Es gibt ja keine Bilder bei den | |
| Kandidaten, keine Logos bei den Parteien“, bedauert Dohmann-Bannenberg. Nur | |
| ganz viel Schrift auf dem Wahlzettel. | |
| [3][Und dann sind alle in der Lage zu wählen], alle Menschen mit kognitiven | |
| und psychischen Beeinträchtigungen? „Natürlich nicht“, sagt | |
| Dohmann-Bannenberg. Aber wer wolle beurteilen, wer wählen kann und wer | |
| nicht? „Wenn keine Willensäußerung zum Thema da ist, dann ist das auch eine | |
| Willensäußerung“, sagt Dohmann-Bannenberg. Aber das Angebot zu machen, | |
| [4][sei demokratische Pflicht.] | |
| Menschen, die nicht gut oder gar nicht lesen können, die jahrzehntelang von | |
| politischer Willensbildung ferngehalten wurden, die von sich aus gar nicht | |
| den Impuls hätten zu wählen – sind diese Menschen nicht ein Einfallstor für | |
| Manipulation? Macht dann nicht ein Mitarbeiter der Wohneinrichtung oder der | |
| gesetzliche Betreuer – häufig ein Angehöriger – die Kreuze nach seinen | |
| politischen Vorstellungen? Es ist eine Befürchtung, die immer kommt. Ute | |
| Dohmann-Bannenberg hat viele Antworten darauf. Dies ist ihre persönlichste. | |
| Kurz nachdem sie mit dem Kampf für das Wahlrecht aller begonnen hatten, | |
| erschien die AfD in der Parteienlandschaft. „Und es gab diesen Moment, wo | |
| ich mich gefragt habe: Was ist, wenn es missbraucht wird und ich habe daran | |
| mitgewirkt?“ Aber, und hier wird Dohmann-Bannenberg streng, | |
| „Wahlmanipulation ist eine Straftat und es ist die Schuld derer, die das | |
| tun.“ Dass das schon jetzt zum Beispiel in Altersheimen vermutet wird, | |
| zeige nur: „Wo geschwiegen wird, wo keiner hinschaut, da passiert es.“ | |
| Ein Grund mehr für dauerhafte politische Bildung in allen betreuten | |
| Wohnformen. Im Moment hat das viel mit dem Engagement der Mitarbeitenden zu | |
| tun, eine zusätzliche Finanzierung und Kontrolle gibt es nicht. | |
| „Jahrzehntelang wurde den Menschen gesagt, was sie zu tun haben“, sagt | |
| Dohmann-Bannenberg. „Jetzt haben wir ihnen ihre Stimme zurückgegeben, aber | |
| wir müssen sie auch befähigen, sie zu nutzen.“ Sie fordert | |
| Assistenzleistungen extra für die politische Bildung betreuter Menschen, | |
| die wählen wollen. | |
| Winkel hat dieses Mal, bei seiner ersten Bundestagswahl, per Brief gewählt. | |
| „Das machen die anderen in der WG auch so.“ Und war es schwer, sich zu | |
| entscheiden? „Also da sag ich jetzt mal, Ute, wie heißt das, wenn man es | |
| nicht sagen muss?“ Dohmann-Bannenberg springt ein: „Wahlgeheimnis, Klaus.“ | |
| Winkel nickt zufrieden. Er kennt nicht alle Worte, aber seine Rechte. „Und | |
| danke für die gute Nachfrage.“ | |
| 24 Sep 2021 | |
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| Manuela Heim | |
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