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# taz.de -- Anhörung im Fall Assange: USA bezweifeln Gutachten
> Die US-Anwältin fordert eine Neueinschätzung zum psychischen Zustand des
> Wikileaks-Gründers Assange. Die war bei der Ablehnung der Auslieferung
> relevant.
Bild: Protest vor dem Gericht in London anlässlich der ersten Anhörung im Ber…
London taz | Im Streit über die von den USA geforderte Auslieferung des
Wikileaks-Gründers Julian Assange aus Großbritannien hat die US-Anwältin
ein Gutachten über die psychische Gesundheit des 50-Jährigen infrage
gestellt. Bei einer Anhörung zur Berufung vor dem Londoner Royal Court of
Justice bezeichnete die Anwältin Clair Dobbin den Bericht über Assanges
Zustand als irreführend.
Eine Richterin des englischen Kriminalgerichts Old Bailey hatte im Januar
geurteilt, [1][dass Assange nicht in die Vereinigten Staaten ausgeliefert
werden dürfe], da die [2][Haftbedingungen] ihn dort zu einem Suizid drängen
könnten. Die USA werfen ihm Spionage vor. Assange sitzt derzeit im
Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Südostlondon fest, bis das Urteil über
die Berufung der USA gefallen ist.
Er verfolgte die jetzige Anhörung per Videoübertragung aus der Haft, mit
weißem Hemd bekleidet und Brille und Maske im Gesicht. Unterdessen hatten
sich Unterstützer*innen Assanges vor dem Gericht versammelt, darunter
auch der ehemalige Labourparteichef Jeremy Corbyn.
Die USA wollen nun unter anderem die Einschätzung des britischen
psychiatrischen Experten Professor Michael Kopelman zu Assanges schlechter
psychischer und körperlicher Verfassung hinterfragen. Die Anwältin der
Anklage, Clair Dobbin, gab an, diese sei zweckwidrig gewesen, da Kopelman
am Anfang nicht genügend Angaben zu der Beziehung Assanges zu seiner
vorherigen Anwältin und nun Verlobten, Stella Moris, und den gemeinsamen
Kindern gemacht hätte.
## Berufung wird es geben
Das ist für die Einschätzung der Suizidgefahr wichtig, weil die Sorge um
Familie und Kinder die Wahrscheinlichkeit eines Suizids senken könnte. Laut
Kopelmans Beurteilung würde Assange jedoch einen potenziellen Suizid nicht
aus rationellen Gründen begehen, sondern aufgrund von Depressionen in
Kombination mit seinem Autismus.
Assanges Anwalt Edward Fitzgerald gab an, dass die Richterin in der ersten
Instanz Kopelmans Aussagen trotz der verspäteten Erwähnung der Familie als
unparteiisch und rückhaltlos beschrieben habe. Zudem habe Kopelman Assanges
Kinder und Verlobte nicht ganz vertuscht, sondern einige Male auch am
Anfang erwähnt. Der Experte selbst hatte angegeben, so gehandelt zu haben,
um die Privatsphäre der Familie zu schützen.
Eine Berufung wird es auf jeden Fall geben. Die Frage ist nur, ob die
Argumente der US-Anwaltschaft zulässig sind oder nicht. Das Gutachten war
für das Scheitern der Auslieferung in der ersten Instanz elementar.
11 Aug 2021
## LINKS
[1] /Urteil-zu-Julian-Assange/!5741224
[2] /Ex-CIA-Mann-ueber-den-Fall-Assange/!5738040
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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Wikileaks
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