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# taz.de -- Ex-CIA-Mann über den Fall Assange: Haftbedingungen zum Fürchten
> Was hätte Wikileaks-Gründer Julian Assange im Falle seiner Auslieferung
> in die USA zu erwarten gehabt? Ex-CIA-Mitarbeiter John Kiriakou erläutert
> es.
Bild: Das US-Bundesgefängnis in Terre Haute in Indiana ist besonders wichtigen…
taz: Herr Kiriakou, Julian Assange wird nicht in die USA ausgeliefert.
Seine Anhänger:innen sind erleichtert. Was ist Ihre Reaktion auf diese
Entscheidung der Londoner Richterin?
John Kiriakou: Ich bin sehr angenehm überrascht. Dies ist etwas, worauf wir
gehofft hatten. Denn es gab ein paar Präzedenzfälle, bei denen Richter in
Großbritannien es abgelehnt haben, Leute mit psychischen oder emotionalen
Problemen in die USA auszuliefern. Die Bedingungen im Inneren von
Gefängnissen in den USA sind schrecklich.
Mit welcher Art von Behandlung hätte Assange in den USA rechnen müssen?
Weil Julian Assange [1][ein hochrangiger Gefangener ist] und weil er Zugang
zu den Medien hat, wäre er in einer Spezialhaftanstalt inhaftiert worden.
Eine davon ist in Terre Haute in Indiana, eine andere in Florence,
Colorado. Selbst wer dort ein mittleres Sicherheitsniveau hat, darf keinen
Kontakt zur Außenwelt haben. Wer die maximale Sicherheitsstufe hat, und das
hätte Julian wahrscheinlich bekommen, darf nicht einmal Kontakt mit einem
anderen Menschen haben. Er ist 23 Stunden am Tag in einer kleinen Zelle mit
den Maßen 2 mal 3 oder 4 Metern eingesperrt. Nur für eine Stunde darf er
durch eine kleine Tür am Ende seiner Zelle in einen Käfigbereich gehen, der
etwa 5 mal 5 Meter groß ist, um eine Stunde im Kreis zu gehen. Aber er hat
keinen menschlichen Kontakt. Das Essen wird durch einen Schlitz in der Tür
hereingereicht. Er kann mit niemandem sprechen. Er kann niemanden sehen.
Hat keinen Zugang zu Radio oder Fernsehen und keinen Briefkontakt. Da dreht
man durch.
Der [2][UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer] beschreibt die
Isolationshaft in den USA als eine Form von Folter. Weil Julian schon jetzt
an einer schweren depressiven Störung leidet, hat die Richterin
entschieden, dass seine Abschiebung in die USA, wo ihm diese Art von Strafe
droht, dazu führen würde, dass er an einen Punkt gerät, an dem er
wahrscheinlich Selbstmord beginge.
Sie waren selbst 23 Monate in einem US-amerikanischen Gefängnis. Wie sind
Sie behandelt worden?
Ich war nur in einer sogenannten modifizierten Abteilung. Aber meine Briefe
wurden geöffnet und gelesen. Wenn die Wachen nicht damit einverstanden
waren, was ich schrieb, haben sie meine Briefe zerstört. Das hat dazu
geführt, dass ich meine Briefe herausschmuggeln ließ.
Sie selbst sind ein Whistleblower, ein Hinweisgeber. Als was betrachten Sie
Assange?
Ich habe immer gedacht, dass Julian Assange ein Journalist ist. Das macht
diesen Fall so besonders wichtig. Die Klagen gegen ihn sind so ernst, dass
im Falle seiner Verurteilung jeder einzelne Journalist in den USA, der sich
mit der nationalen Sicherheit befasst, in Gefahr ist. Egal ob in der
Washington Post, der New York Times, dem Wall Street Journal – wer sich mit
der nationalen Sicherheit befasst, riskiert Spionageermittlungen.
Aber warum gibt es so wenig Unterstützung für Assange in den USA?
Es ist enttäuschend, dass die großen Medien die Parallelen, zwischen dem,
was Julian getan hat, nämlich Kriegsverbrechen zu enthüllen, und ihrer
eigenen Arbeit nicht sehen. Würde Julian in die USA ausgeliefert und in den
USA verurteilt, würde das eine Büchse der Pandora öffnen. Aber die großen
Medien betrachten ihn offenbar als Außenseiter und Störenfried.
4 Jan 2021
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## AUTOREN
Dorothea Hahn
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