# taz.de -- Urteil zu Julian Assange: Keine Freiheit | |
> Julian Assange muss im Gefängnis bleiben. Ein Londoner Gericht hat den | |
> Antrag auf Kaution für den Wikileaks-Gründer abgelehnt. | |
Bild: Muss noch etwas im Gefängnis bleiben: Julian Assange | |
London dpa/ap/afp | Der in Großbritannien inhaftierte [1][Wikileaks-Gründer | |
Julian Assange] kommt vorerst nicht auf freien Fuß. Ein Gericht in London | |
wies am Mittwoch einen Antrag von Assanges Anwälten auf Freilassung gegen | |
Kaution zurück und verwies dabei auf das von der US-Justiz beantragte | |
Berufungsverfahren. Richterin Vanessa Baraitser sagte, es sei davon | |
auszugehen, dass Assange nach einer Freilassung im weiteren Verlauf des | |
Prozesses nicht wieder vor Gericht erscheinen werde. Außerdem könne er im | |
Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh gut behandelt werden. | |
Davor hatte der Anwalt von Julian Assange vor einem Londoner Gericht für | |
die Freilassung des Wikileaks-Gründers gegen Kaution geworben. Die | |
[2][Ablehnung des US-Auslieferungsantrags am vergangenen Montag] habe die | |
Lage für Assange geändert, sagte Edward Fitzgerald am Mittwoch während der | |
Verhandlung in London. Assange habe keinen Grund, aus dem Land zu fliehen, | |
sondern vertraue dem ordnungsgemäßen Verfahren in Großbritannien. | |
Außerdem betonte Fitzgerald die persönliche Situation des gebürtigen | |
Australiers. „Es ist die erste Möglichkeit, mit seinen jungen Kindern | |
zusammenzuleben.“ Assange war während seines jahrelangen Asyls in der | |
ecuadorianischen Botschaft in London Vater zweier Kinder geworden. Assange | |
sitzt seit 15 Monaten in London in Haft. Er solle nun wenigstens seine | |
„bedingte Freiheit“ wiedererhalten, sagte der Anwalt. | |
Die Richterin wies den Antrag auf Freilassung jedoch ab, da Assange ihrer | |
Ansicht nach „weiterhin einen Anreiz hat, sich den noch nicht | |
abgeschlossenen Verfahren zu entziehen“. Die USA müssten die Gelegenheit | |
haben, gegen das Urteil vom Montag in Revision zu gehen. | |
## Chancen für die Berufung? | |
Baraitser hatte bei der Ablehnung des Auslieferungsantrags am Montag auf | |
den psychischen Gesundheitszustand Assanges und [3][die Haftbedingungen | |
verwiesen, die Assange in den USA erwarten würden]. Es sei damit zu | |
rechnen, dass er sich in Isolationshaft das Leben nehmen werde. | |
Die US-Justiz kündigte Berufung an. Sie wirft Assange vor, der | |
Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, [4][geheimes Material | |
von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen]. | |
Seinen Unterstützern gilt er hingegen als investigativer Journalist, der | |
Kriegsverbrechen ans Licht gebracht hat. Assange drohen in den USA im Fall | |
einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft. | |
Die Journalisten-Organisation Reporter ohne Grenzen sieht keine großen | |
Erfolgschancen mehr für die US-Justiz. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass | |
eine Berufung der USA Erfolg haben wird“, sagte die Londoner Vertreterin | |
der Organisation, Rebecca Vincent, der Deutschen Presse-Agentur. „Ich sehe | |
nicht, welche neuen Argumente die Anwälte vor Gericht einbringen könnten.“ | |
Sie hofft, dass der gewählte US-Präsident Joe Biden nach seinem Amtsantritt | |
die Strafverfolgung Assanges beilegen könnte. Biden soll am 20. Januar in | |
den USA vereidigt werden und damit die Ära Donald Trumps beenden. | |
Der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, warnte vor einem | |
Präzedenzfall, „der investigativen Journalisten den Schutz der | |
Pressefreiheit verweigert und den Weg für ihre Strafverfolgung unter dem | |
Vorwurf der Spionage ebnet“. Das Urteil vom Montag sei gefährlich. Es gehe | |
nur noch um die Frage, ob Assange fit genug sei, um die Haftbedingungen in | |
den USA zu erdulden, sagte Melzer einer Mitteilung zufolge. | |
6 Jan 2021 | |
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