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# taz.de -- Familie tourt durch USA: On the road für Assange
> Das Auslieferungsbegehren gegen den Wikileaks-Gründer soll fallen
> gelassen werden. Das fordern sein Bruder und sein Vater in New York.
Bild: Gabriel Shipton (l.) und John Shipton, Bruder resp. Vater von Julian Assa…
Während [1][US-Präsident Joe Biden durch Europa fährt] und das
diplomatische Ende der Trump-Ära demonstriert, machen der Vater und Bruder
von Julian Assange eine Tournee durch die USA. Auch die beiden Australier
wollen einen radikalen Schnitt mit der Politik des Expräsidenten. Sie
werben dafür, die Anklagen und das [2][Auslieferungsbegehren gegen den
Wikikeaksgründer] fallen zu lassen. Vor elf Jahren hat seine Organisation
Hunderttausende von geheimen Dokumenten über die Kriege im Irak und in
Afghanistan, über das Internierungslager in Guantanamo und über den Druck
der USA auf arabische, lateinamerikanische und europäische PolitikerInnen
veröffentlicht. Sollte Assange in die USA ausgeliefert werden, drohen ihm
dort Gefängnisstrafen von mehr als 170 Jahren.
„Die ganze Welt beneidet Sie um Ihre Verfassung – insbesondere um die
Meinungsfreiheit“, sagt John Shipton, der Vater, am Donnerstagabend bei
einem Auftritt in New York. Er wirkt steif in dem Raum voller AktivistInnen
im People’s Forum in Manhattan. Trägt Krawatte. Und klammert sich an das
Mikrofon, in das er hastig hinein flüstert. Aber er ist ein effizienter
Fürsprecher.
In einfachen Worten zählt er „fünf positive Ergebnisse“ der Arbeit seines
Sohns auf. Sagt, dass Enthüllungen Kriege verhindern können, dass sie zur
Aufklärung von Verbrechen beitragen und dass sie die Demokratie stärken
können. Die Veröffentlichung von „Collateral Murder“, das Video, das die
Ermordung von elf Zivilisten in Bagdad aus einem US-Militärhubschrauber
zeigt, habe den Angehörigen der Opfer geholfen.
Vor dem Vater haben einige der Prominenten gesprochen, die seit Jahren für
die Freiheit von Assange trommeln. Die haitianische Aktivistin Jocelyn Gay
hat ihm für die geheimen Depeschen über ihr Land gedankt, die Wikileaks
2010 „Haiti Liberté“ zur Veröffentlichung gegeben hat. Der US-amerikanisc…
Investigativjournalist Chris Hedges hat internationale politische Analysen
geliefert. Der Brite Roger Waters, Mitgründer der Band Pink Floyd, hat
„Fuck You“ und „Schwachkopf“ gegen PolitikerInnen und Geschäftsleute
abgesondert. Als er berichtet, dass er einen Batzen Geld von
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg abgelehnt hat, der seinen Song „A Brick in
the Wall“ für Werbezwecke nutzen wollte, bekommt er Beifall vom Publikum.
## Keine isolierte Aktion
Der Vater und der Bruder sind vor New York schon in Miami und in Boston
aufgetreten. In dem kommenden Wochen werden sie an 14 weiteren Orten quer
durch die USA für Assanges Freilassung werben. Ihre Tournee ist keine
isolierte Aktion. Sie reiht sich ein in andere internationale Aktionen, die
zeitgleich mit der ersten Europareise von US-Präsident Biden stattfinden.
Bei seiner Ankunft in Großbritannien haben 24 britische ParlamentarierInnen
einen Appell lanciert, Biden möge auf die Verfolgung von Assange
verzichten. In Genf, wo Biden am Mittwoch den russischen Präsidenten
treffen wird, haben sich die grüne Bürgermeisterin Frédérique Perler, und
der UN- Sonderberichterstatter über die Folter, Nils Melzer, mit der
Assange-Partnerin Stella Morris zusammengetan, um das sofortige Ende seiner
Haft in dem Londoner Belmarsh Gefängnis zu verlangen. „Wahrscheinlich einen
der größten Justizskandale der Geschichte“, nennt der UN-Diplomat den
Umgang mit Assange: „Er hat die Mächtigen herausgefordert, die Geschäfte im
Verborgenen machen.“
In New York markiert die Veranstaltung mit den beiden Australiern für viele
TeilnehmerInnen auch das Ende ihrer mehr als einjährigen Isolierung wegen
der Pandemie. Ab kommendem Donnerstag wollen sie wieder wöchentliche
Mahnwachen für Assange in der Haupthalle des Manhattaner Bahnhofs Grand
Central abhalten. Auf den Stühlen für das Publikum haben sie [3][einen
Briefentwurf ausgelegt, den Assange-UnterstützerInnen an den neuen
Justizminister in Washington, Merrick Garland], schicken können „Lassen Sie
die Anklage gegen Julian Assange fallen“, heißt es darin. Gefolgt von der
Erinnerung, dass das Auslieferungsbegehren gegen Assange ein Anliegen von
Donald Trump war.
Sein Amtsvorgänger Barack Obama und der damalige Vizepräsident Biden, haben
auf einen Auslieferungsantrag verzichtet. Weil sie wussten, dass eine
Verfolgung von Assange für die Veröffentlichung von Informationen zugleich
eine Kriegserklärung gegen die Medien insgesamt gewesen wäre, sagen die
AktivistInnen.
## Eine neue Hoffnung
[4][Im Januar hat die britische Richterin Vanessa Baraitser in London das
Auslieferungsbegehren der USA abgelehnt.] Das wäre unvereinbar mit der
psychischen Verfassung von Assange, begründete sie. Als die Trump-Regierung
in Washington umgehend mit einem Berufungsantrag reagierte, entschied die
Richterin, den 49-jährigen Assange [5][weiter in dem
Hochsicherheitsgefängnis zu halten.] Assanges Familie hat sich lange
alleingelassen gefühlt – auch von den großen Medien, die 2010 Teile der
Wikileaks-Enthüllungen veröffentlicht haben.
Unter Biden schöpfen sie neue Hoffnung. „Dies kann ganz leicht gelöst
werden“, ermuntert Assanges Bruder Gabriel Shipton den US-Präsidenten,
„lassen Sie die Anklagen fallen. Sagen Sie der britischen Regierung, dass
es reicht.“
14 Jun 2021
## LINKS
[1] /Besuch-von-Joe-Biden-in-Europa/!5774528
[2] /Pressefreiheit-in-Gefahr/!5658727
[3] https://nycfreeassange.org/ag-garland-drop-the-charges/
[4] /Auslieferung-von-Julian-Assange/!5736388
[5] /Londoner-Urteil-zu-Julian-Assange/!5741252
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
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