| # taz.de -- Gericht kippt Ablehnung von US-Antrag: Assange droht doch Ausliefer… | |
| > Der Wikileaks-Gründer muss nun damit rechnen, an die USA ausgeliefert zu | |
| > werden. Ein Londoner Gericht kippte eine vorherige Entscheidung. | |
| Bild: Assange-Unterstützer im Juli in Berlin | |
| London taz | Wikileaks-Gründer Julian Assange droht nun doch die | |
| Auslieferung an die Vereinigten Staaten: Das Berufungsgericht in London hat | |
| das [1][Auslieferungsverbot für Assange an die USA] aufgehoben. Damit ist | |
| ein voriges Urteil der Richterin Vanessa Baraitser hinfällig. | |
| Sie hatte Anfang des Jahres befunden, dass Assange aufgrund seines | |
| psychischen Zustands bei strikten US-Haftbedingungen mit Isolation unter | |
| Suizidrisiko stünde – insbesondere, wenn er sich sogenannten | |
| administrativen Sonderbehandlungen unterziehen müsse. Zu diesen gehört, | |
| dass der Kontakt von Gefangenen selbst mit rechtlichen Vertreter:innen | |
| mitgehört wird. | |
| Am Freitagmorgen jedoch hieß es im Urteil des britischen Hochgerichts Royal | |
| Court of Justice, Assanges Risiko eines Suizids sei durch die | |
| Zusicherungen der Vereinigten Staaten ausgeschlossen. Die US-Behörden | |
| hatten dem Vereinigten Königreich nach dem vorherigen Urteil diplomatische | |
| Zusicherungen gemacht, dass Assange nicht solchen Maßnahmen ausgesetzt | |
| werde, und dieser zudem sein Strafmaß nach erfolgreicher Verurteilung in | |
| Australien absitzen dürfe. | |
| Man sei sich in der Folge sicher, dass die Richterin anders entschieden | |
| hätte, wären ihr damals schon diese Zusicherungen gemacht worden, | |
| verkündete Hochrichter Ian Duncan Burnett: „Diese Feststellung ist | |
| ausreichend, um diese Berufung als erfolgreich im Namen der USA | |
| auszusprechen.“ | |
| ## Keine sofortige Auslieferung | |
| Eine sofortige Auslieferung Assanges wird es jedoch nicht geben. Der Fall | |
| geht zunächst an das untere Gericht zurück und unterliegt dort weiteren | |
| Prüfungen sowie medizinischen Gutachten. Danach geht der Antrag an den | |
| britischen Innenminister Sajid Javid. Assanges Verteidigung hat die | |
| Möglichkeit, den Fall weiter ans höchste britische Gericht zu tragen. | |
| Für Assanges Unterstützer:innen war das Urteil eine große | |
| Enttäuschung: Assanges Verlobte Stella Moris bezeichnete es als | |
| gravierenden Justizirrtum und kündigte an, in Berufung zu gehen. Craig | |
| Murray, ein britischer Ex-Diplomat und Assange-Unterstützer, bezeichnete | |
| das Urteil dennoch als teilweisen Sieg – weil die beiden Richter des | |
| Hochgerichts im Grunde zugaben, dass die Richterin der ersten Instanz Recht | |
| hatte, Assanges Auslieferung nicht zuzustimmen. | |
| Lediglich die neuen Zusicherungen seien die Basis des Urteils in dieser | |
| Instanz. Und diese Zusicherungen kämen immerhin vom selben Staat, dessen | |
| Kriegsverbrechen Assange publik machte und der solche Zusicherungen in der | |
| Vergangenheit gebrochen habe, so Murray. Die Richter allerdings hatten in | |
| ihrer Begründung angegeben, dass es keine Gründe gebe, weshalb das Gericht | |
| die Garantien der USA nicht akzeptieren sollte. | |
| Dem 50-jährigen Assange drohen in den USA bei einer Verurteilung zu | |
| insgesamt 18 Delikten mit Bezug auf den Zugang und die Veröffentlichung von | |
| Geheimakten des US-Militärs über die Einsätze im Irak und in Afghanistan | |
| bis zu 175 Jahre Gefängnisstrafe. Auf das [2][Argument Assanges, er habe | |
| Kriegsverbrechen aufgedeckt], entgegnen die USA, dass er durch die Leaks | |
| das Leben von US-Kontakten gefährdet habe. | |
| 10 Dec 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Zylbersztajn-Lewandowski | |
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