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# taz.de -- Bewegung der Corona-Leugner: Wo denken sie hin?
> Die Bewegung der Coronaleugner schrumpft – aber sie hat sich
> radikalisiert. Und sie folgt bereits der nächsten Verschwörungserzählung:
> der „Klimalüge“.
Bild: 1. August 2021 in Berlin: Auseinandersetzungen zwischen Demonstrant:innen…
Die Proteste der Coronaleugner schienen sich schon fast erledigt zu haben,
nur noch nicht ganz verschwunden zu sein. Angesichts dieser
Erwartungshaltung rieb sich die Öffentlichkeit Anfang des Monats die Augen,
als die Bilanz einer nicht genehmigten Demonstration in Berlin bekannt
wurde: [1][950 Festnahmen, 503 Ermittlungsverfahren, 75 verletzte
Polizist:innen]. Etliche Videos zeigen, wie Protestierende
Polizeiketten durchbrachen. Ein Medienvertreter wurde vom Rad gezerrt und
verprügelt. Einer der Demonstranten drohte einem Polizisten mit den Worten:
[2][„Ihr werdet euch rechtfertigen müssen für all das.“] Die Szenen
erinnern an die Proteste vom vergangenen Jahr, als Demonstrierende bis auf
die Treppe des Reichstags vordrangen.
Damals schien die Bewegung auf ihrem Zenit zu stehen. Die Atmosphäre auf
ihren Demonstrationen atmete eine Mischung aus hippieskem Festival und
patriotischem Volksfest. Das Gefühl, Teil einer gemeinsamen großen Bewegung
zu sein, gipfelte in einem Kampfgeist, der immer mehr Anhänger:innen
dazu brachte, von einem bevorstehenden „Systemsturz“ zu fantasieren.
Eine [3][datenjournalistische Recherche] der Süddeutschen Zeitung vom Mai
2021 belegt die rasante verbale Radikalisierung der Bewegung: In den 967
untersuchten Telegram-Gruppen und Kanälen wurden innerhalb eines Jahres
über zwei Millionen Nachrichten versendet, die „hetzerisch, radikal oder
hasserfüllt“ waren, beinahe ein Fünftel aller ausgewerteten Nachrichten.
Die Ereignisse bei der Berliner Demonstration am 1. August zeigen: Die
Bewegung ist heute zwar kleiner, aber gewaltbereiter; die Radikalisierung
hat die Schwelle von der verbalen zur tätlichen Ebene überwunden. Ein Blick
in das digitale Netzwerk der Szene verrät außerdem: Sie bereitet sich auf
eine Zeit nach der Pandemie vor – mit einem Thema, das weltweit verbindet
und zugleich spaltet: dem menschengemachten Klimawandel und dessen
Leugnung. Wo steuert die Bewegung hin?
## Infrastruktur von rechts außen gestrickt
Wer nach Antworten sucht, muss zurückblicken. Alles beginnt in
Baden-Württemberg im Frühjahr 2020 mit der Geburt von „Querdenken-711“, a…
Initiative des Unternehmers Michael Ballweg. So lautet zumindest die
allgemeine Auffassung.
Doch das ideologische Fundament, auf dem die Infrastruktur der Bewegung
aufgebaut wird, ist da schon längst gegossen. Ballweg tritt früh in Kontakt
zu Personen wie Frank Schreibmüller, der dem Hacker:innen-Kollektiv
Anonleaks.net zufolge den Großteil des Corona-Telegram-Netzwerkes angelegt
hat. Die [4][Recherche ergab], dass Schreibmüller schon Jahre vor Beginn
der Pandemie in rechtsradikalen und verschwörungsideologischen Milieus
sozialisiert worden war. Er hatte bereits die [5][digitale Infrastruktur]
des deutschen Ablegers der französischen Gelbwesten erschaffen, auch hier
mit einem System aus Kanälen und Gruppen, das antisemitische
Verschwörungsnarrative verbreitete.
Schreibmüller und andere Administrator:innen oder User:innen bei
Telegram mussten also nur bestehende Kanäle wie den der QAnon-Bewegung bei
sogenannten Querdenker-Gruppen bewerben, um das noch junge Netzwerk mit
verschwörungsideologischen Inhalten zu füttern.
Das digitale Netzwerk auf Telegram wuchert schneller, als die Politik sich
auf die drängendsten Maßnahmen gegen die Pandemie einigen kann.
Impfgegner:innen streuen Falschbehauptungen. Siddhartha Datta von der
Weltgesundheitsorganisation spricht von einer „Infodemie“. So werden in
einem niemals versiegenden Strom aus Desinformation [6][Ängste geschürt]:
vor einer vermeintlichen Diktatur oder der Machtübernahme durch eine
geheime Elite, vor einer orchestrierten „Plandemie“ oder einer
„Zwangsimpfung“. Verunsicherte finden Halt in den Verschwörungserzählunge…
## Gegen das Ohnmachtsgefühl
Die Psychologin Pia Lamberty erklärt dieses Phänomen in einem Interview mit
der taz vom Mai 2020 so: „Die Pandemie führt zu solch großer
Verunsicherung, dass Menschen denken, das alles könne kein Zufall sein, und
beginnen nach einer einfachen Erklärung zu suchen. 'So wird die Situation
für sie kontrollierbarer. Es lindert das Ohnmachtsgefühl von ‚Hier passiert
gerade etwas, worauf ich keinen Einfluss nehmen kann‘“, [7][sagt Lamberty].
Das Virus sei „quasi der Prototyp des kollektiven Kontrollverlustes“.
In diesem Kontrollverlust verfallen manche Menschen in ein gefährliches
Argumentationsmuster der emotionalen Beweisführung. Ein Beispiel: Weil ich
mich vor der Impfung fürchte, muss etwas an ihr schädlich sein. Oder: Weil
ich Wut empfinde, muss es eine:n Verantwortliche:n geben. Weil ein
Virus keine gute Projektionsfläche bietet, wird ein anderes Ventil
gefunden: personalisierte Feindbilder wie Bill Gates oder „die
Rothschilds“. Das „geheime Wissen“ um die vermeintliche Verschwörung und
die Abgrenzung zu den „Schlafschafen“ entfaltet unter den „Erwachten“ e…
das Selbst überhöhende Wirkung – das passende Gegengift also gegen Ängste
und Ohnmachtsgefühle.
Wie viele Menschen offen für diese Art der Aufklärung zuwiderlaufender
Vorstellungen sind, hat eine [8][Studie der Robert Bosch Stiftung] vom
Dezember 2020 ermittelt. Sie kommt einerseits zu dem Ergebnis, dass das
Vertrauen in die Wissenschaft in der Bevölkerung während der Pandemie
insgesamt gestiegen ist. Andererseits geben sich 15 Prozent der Menschen
davon überzeugt, dass es keine eindeutigen Belege für die Existenz des
Coronavirus gebe. 23 Prozent meinen, man sollte sich im Umgang mit der
Pandemie mehr auf den gesunden Menschenverstand als auf wissenschaftliche
Studien verlassen.
Im Mai 2020 mobilisiert Querdenken-711 in Stuttgart erstmals um die 5.000
Menschen. Organisator Ballweg sagt, er dulde kein radikales Gedankengut,
weder von links noch von rechts. Doch schon bald strecken rechte Gruppen
ihre Arme nach den neuen politischen Akteur:innen aus. Reichsbürger,
Hooligans und Neonazis [9][mischen sich unter die „Querdenkenden“].
Reichsfahnen werden entfaltet.
## Ein breites politisches Spektrum – mit Rechtsdrall
In dieser ideologisch diffusen Gemengelage starten Forscher:innen des
Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) eine repräsentative Umfrage von
insgesamt mehr als 5.000 Personen. Sie wollen das Mobilisierungspotenzial
der Bewegung vermessen. Heraus kommt: Jede zehnte befragte Person ist zum
Zeitpunkt der Befragung zwischen Juni und November 2020 bereit, sich gegen
die Coronamaßnahmen zu engagieren oder hat dies bereits getan. Jede:r
fünfte Befragte bezeugt großes oder gar sehr großes Verständnis für die
Proteste. Über 60 Prozent der Befragten aus dieser Untergruppe fühlen sich
der politischen Mitte zugehörig. Ein Viertel von ihnen würde allerdings AfD
wählen, knapp 35 Prozent sehen sich von keiner der im Deutschen Bundestag
vertretenen Parteien vertreten.
Das zeigt: Die Bewegung bildet ein breites politisches Spektrum ab – mit
Rechtsdrall. Die Protestbewegung bietet der AfD eine Steilvorlage, um sich
selbst als mittig verortende Neu-Wähler:innen zu mobilisieren. Hat die
Partei dieses Potenzial genutzt?
Als das Virus Deutschland erreicht, tritt die AfD zunächst als Hardliner in
Erscheinung und fordert einen strikteren Lockdown und geschlossene Grenzen.
Als genau das geschieht, schwenkt die Partei um und inszeniert sich nun im
Gegenteil als Retterin der Grundrechte und Kämpferin gegen eine
unverhältnismäßige Freiheitsberaubung der Bürger:innen.
Einige AfD-Mitglieder avancieren innerhalb der Coronaleugnerbewegung zu
Galionsfiguren: So nimmt der Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse eine
Festnahme in Kauf, weil er ohne Maske durch Berlin flaniert.
Fraktionschefin Alice Weidel erklärt: „Ich bin nicht geimpft, nein, und ich
werde mich auf absehbare Zeit auch nicht impfen lassen.“
Auf Telegram werden Aktionen und Statements wie diese gefeiert. Einzelne
Kanäle und Gruppen gleichen einem verlängerten Arm der blauen Partei. Eine
Stichwortsuche im Kanal #WirSindVielMehr mit 81.223 Abonnent:innen
ergibt: Alle großen Parteien oder ihre Politiker:innen werden in
Kommentaren verunglimpft – außer der AfD. Auffällig häufig werden zudem
Beiträge des rechtspopulistischen Blogs Jouwatch in den Kanal gespült, auf
dessen Frontpage eine große, nicht als solche gekennzeichnete Anzeige der
AfD geschaltet ist.
In der Telegram-Gruppe „Corona Rebellen“ postet ein User mit dem Namen „H…
nahezu täglich und ausschließlich weitergeleitete Beiträge, die die AfD in
einem positiven Licht darstellen. Die Tatsache, dass einige dieser Beiträge
auf die Minute gleichzeitig gepostet werden und stets kommentarlose
Weiterleitungen sind, lässt vermuten, dass „HS“ keine Person ist, sondern
ein Bot, also ein Programm, das Schlagworte wie „AfD“ in bestimmten
Gruppen, Kanälen oder auch RSS-Feeds zu erkennen weiß und diese Inhalte
automatisch durch weitere Leitungen des Netzwerks schickt.
Doch selbst wenn die AfD ein Wahlkampfteam in den digitalen Kaninchenbau
der Coronabewegung geschickt haben sollte – ihre Bilanz fällt eher schmal
aus. Im Frühsommer 2020, während die Protestbewegung an Fahrt aufnimmt,
streitet die Partei über die Frage, ob sie auf den Coronaprotestzug
aufspringen soll oder nicht. So stolpert die AfD über ihre innere
Zerrissenheit und [10][stagniert] in niedrigen Umfragewerten.
## Verschwörer kommen vom rechten Spektrum
Die „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) belegt indes einen
[11][Zusammenhang zwischen Verschwörungsglauben und der politischen Nähe
zum rechten Spektrum]. Dort heißt es: „Der Glaube an Verschwörungen im
Allgemeinen sowie solche mit Blick auf die Coronapandemie im Speziellen ist
am stärksten bei Befragten ausgeprägt, die sich politisch „eher rechts“
oder „rechts“ verorten beziehungsweise rechtspopulistische und
rechtsextreme Parteien wählen.“ Insbesondere AfD-Wähler:innen (66,7
Prozent) und Nichtwähler:innen (57,6 Prozent) glaubten der Erhebung
zufolge an Verschwörungen.
Das Ergebnis einer [12][Untersuchung] des Bundesverbands Recherche- und
Informationsstelle Antisemitismus (Rias) hält außerdem fest: Vom März 2020
bis zum März dieses Jahres werden 561 antisemitische Vorfälle mit Bezug zur
Coronapandemie registriert. Fast 60 Prozent davon ereignen sich bei
Versammlungen und Demonstrationen.
Auf den aufgeheizten Demo-Sommer 2020 folgt eine Protestflaute, die
Bewegung verschwindet weitgehend von der Bildfläche. In den sozialen Medien
aber gärt es weiter. Der Ton wird schärfer, die Aufrufe zum Widerstand
gegen „das System“ aggressiver. Dann kommt es zu einer Zäsur: In der
Telegram-Gruppe „Freie Rede“ schreibt der User „-Ö.K-“: „Ach, mal
angenommen, das RKI würde niederbrennen. Wie gut würden wir in dieser Nacht
wohl schlafen???“ Einige Wochen später, in der Nacht vom 25. Oktober, wird
auf das Robert Koch-Institut ein Brandanschlag verübt. Es wird deutlich:
Ein Teil der Bewegung radikalisiert sich.
Im Winter bildet sich auf Telegram eine Art neue Keimzelle. Die Initiative
nennt sich „D-Day 2.0“ – in Anlehnung an den Tag der alliierten Landung in
der Normandie im Zweiten Weltkrieg.
Die D-Day-Gruppe steht innerhalb der Protestbewegung für einen
Strategiewechsel: weniger Demonstrationen, mehr dezentrale Aktionen. Mit
der Unterstützung von Telegram-Netzwerker Schreibmüller erschafft ein
kleines Team ein Geflecht aus Gruppen und Untergruppen auf Telegram, nach
Bundesländern und Postleitzahlen geordnet und mit insgesamt mehr als 12.000
User:innen.
Der D-Day 2.0 soll am 6. Januar 2021 stattfinden – in Deutschland soll ein
„Blockdown“ „neuralgische Knotenpunkte“ der Infrastruktur lahmlegen.
Tatsächlich treffen sich Menschen vereinzelt zu unangemeldeten Autokorsos.
Doch der große Aufstand bleibt eine Fantasie. Allerdings: In Unterfranken
stellt ein Unbekannter mehrere Plakate auf Holzrahmen auf die Gleise einer
ICE-Strecke. Ein Zug muss notbremsen. [13][Der Vorfall] wird mit dem D-Day
2.0 in Verbindung gebracht.
Der baden-württembergische Verfassungsschutz schreibt daraufhin von
„extremistischer Einflussnahme auf das Corona-Protestgeschehen“. Es ist die
erste Landesverfassungsschutzbehörde, die die Protestbewegung bereits seit
Anfang Dezember beobachten lässt. Ende April 2021 zieht die Bundesbehörde
nach. Sie schafft gar eine neue Kategorie für die Coronaleugner:
„verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“. Die Bewegung
passe in kein anderes Schema, auch nicht in die der Rechten, heißt es zur
Begründung.
Im Frühsommer 2021 steigt die Impfquote, die Infektionszahlen sinken, es
kehrt ein wenig Vor-Corona-Leben zurück. Bis zur Flut. Die Katastrophe wird
zu einem spontanen Mobilisierungsmoment. Im rheinland-pfälzischen
Neuenahr-Ahrweiler finden sich Anhänger:innen der Bewegung in einer
Schule ein, die sie zu einem „Familienzentrum“ umfunktionieren wollen. Die
Behörden beenden die Aktion. Ein Polizeisprecher sagt, ihre Arbeit, sowie
die der Hilfs- und Rettungsdienste sei von den „Querdenkenden“
diskreditiert und „verschwörerisches Gedankengut“ verbreitet worden.
Dann naht der 1. August, wieder wird auf Telegram die große Revolution
prophezeit, wieder wird nichts daraus. Rund 5.000 Protestierende sind auf
den Straßen Berlins unterwegs, im Jahr zuvor waren es noch 20.000. Über 60
Prozent der Anwesenden seien laut Polizei von auswärts angereist. Es hat
sich ein Kern aus der Bewegung herausgeschält, der nicht wieder in das
Leben der Mehrheitsgesellschaft zurückgefunden hat. Eine aufgewühlte,
rastlose Masse, der es längst nicht mehr um konkrete Coronamaßnahmen geht,
sondern um eine „Diktatur“ von vermeintlichen Verschwörern.
## Die nächste Bedrohung: Die „Klimalüge“
Die Bewegung ist geschrumpft, und dennoch: Genauso wenig wie sie aus dem
Nichts kam, wird sie einfach wieder verschwinden. Das bestätigen auch die
Ergebnisse der [14][Psycholog:innen Pia Lamberty und Jonas H. Rees].
Sie schreiben: „Basierend auf den Daten der Mitte-Studie 2020/21 kann man
nicht davon sprechen, dass mehr Menschen an Verschwörungen glauben als noch
vor zwei Jahren. Es kann aber sein, dass sich der Glaube an
Verschwörungserzählungen in einzelnen Gruppen verstärkt hat und für sie
handlungsleitender geworden ist.“
Was wird nun aus ihnen?
Einige „Vollzeit-Querdenker:innen“ bemühen sich derzeit um Anschluss an
Gleichgesinnte im Ausland. So etwa der Szenepromi und Rechtsanwalt Markus
Haintz, der versucht sich mit Coronaprotestler:innen in Spanien und
Frankreich zu vernetzen. Eine Delegation ukrainischer
Verschwörungsideolog:innen wiederum plant einen Demobesuch in Berlin.
Diese Bemühungen werden sich nicht unbedingt wieder verlaufen. Es gibt
bereits ein Post-Corona-Thema, das die Verschwörungsszene international
verbindet: der Klimawandel. Oder in ihren Worten: „die Klimalüge“.
Die neue Marschrichtung zeichnet sich auf Telegram ab. So kommentiert ein
User im Kanal #WirSindVielMehr: „Der Klimalockdown wird den Corona Lockdown
wie ein ‚Gartenfest‘ aussehen lassen. Er wird bereits vorbereitet!“ Und
wenn es nicht der Klimawandel ist, bietet sich auch jedes andere
„Mainstream-Thema“ an. Denn alles was „Mainstream“ ist, ist in der Logik
von Verschwörungsideolog:innen per se „faul“ und muss „bekämpft“
werden.
Diese Denkweise zeigt, dass der gesellschaftliche Graben zwischen der Welt
„der anderen“ und der eigenen tiefer geworden ist. Die einen sehen in den
anderen rücksichtslose Covidioten, denen nur an sich selbst gelegen ist.
Die hingegen betrachten sich als Märtyrer:innen, die der Gesellschaft einen
ehrwürdigen Dienst erweisen, in dem sie für Wahrheit, Freiheit und Frieden
demonstrieren. Auch wenn sie das Fundament der Aufklärung verlassen haben,
agieren viele wohl in dem Glauben, der Welt etwas Gutes zu tun.
Psycholog:innen sagen, Menschen, die einmal tief in die
Verschwörungswelt eingetaucht seien, kämen so leicht nicht mehr aus ihr
heraus. Die Kollateralschäden sind zerrüttete Familien und gespaltene
Freundeskreise. Enge Vertraute und Lebensgefährt:innen werden ersetzt
durch Szenebekanntschaften. Das, was sie verbindet, ist weniger gemeinsam
gelebte Zeit als das Leben im vermeintlichen Widerstand. Die Angehörigen
sind die stillen, unsichtbaren Opfer der Protestbewegung.
Das zeigt auch die massive Zunahme von Anfragen bei Sektenberatungsstellen:
Im Pandemiejahr 2020 suchen mehr als sechsmal so viele Personen den Rat der
Sekten-Info Berlin als 2019. Ähnliches berichten zwei weitere Anlaufstellen
in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Die Mitte-Studie, die die Bevölkerung in den Jahren 2018/2019 auf
antidemokratische Einstellungen untersuchte, trug den Titel „Verlorene
Mitte“. Die diesjährige Studie, die die beiden Coronajahre beleuchtet,
schaut mit dem Namen „Geforderte Mitte“ etwas mehr nach vorn.
Mit Blick auf immer radikalere „Querdenker:innen“ liest sich der Titel
wie eine Aufforderung.
20 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/08/berlin-querden…
[2] https://www.youtube.com/watch?v=glwiQ1VCLnM
[3] https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/politik/radikalisierung-in-der-cor…
[4] /Corona-Leugnung-auf-Telegram/!5781112
[5] https://www.belltower.news/gelbe-westen-sie-traeumen-von-der-revolution-wei…
[6] /Impfgegner-und-die-Coronapandemie/!5735702
[7] /Psychologin-ueber-Verschwoerungsglauben/!5685695
[8] https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2020-12/…
[9] https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-05/demonstration-stuttg…
[10] http://library.fes.de/pdf-files/bueros/paris/16937.pdf
[11] https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=65543&token=be…
[12] /QAnon-Bewegung-in-der-Pandemie/!5792201
[13] /Radikalisierung-einer-Bewegung/!5763377
[14] https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=65543&token=be…
## AUTOREN
Nora Belghaus
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