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# taz.de -- Endlager für Atommüll: Gewerkschafter gegen Schacht Konrad
> Der Widerstand gegen das geplante Atommüllendlager wird stärker. Eine
> Unterschriftenaktion soll der Kampagne mehr Aufmerksamkeit bringen.
Bild: Schacht Konrad in Salzgitter bekommt mehr Gegenwind
Salzgitter taz | Mitglieder der IG Metall warten morgens um kurz vor fünf
an allen drei Toren des Motorenwerks von VW Salzgitter auf die KollegInnen
der Frühschicht. Sie tragen gelbe Warnwesten, halten Klemmbretter und
Kugelschreiber in der Hand und sammeln Unterschriften gegen das geplante
[1][Atommüllendlager Schacht Konrad]. Hinter sich haben sie ein Transparent
aufgespannt: „Schacht Konrad: Alt – marode – ungeeignet“. Auch in der
Mittagspause und vor der Normalschicht sind Aktivisten mit
Unterschriftenlisten unterwegs. „Ich fordere den niedersächsischen
Umweltminister auf, die Genehmigung für Schacht Konrad aufzuheben“, steht
auf den Listen.
Seit 2007 baut der Bund das frühere Eisenerzbergwerk Konrad in Salzgitter
zum nationalen Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus. Es
soll ab 2027 mit bis zu 303.000 Kubikmetern Atommüll befüllt werden. Ein
vergleichendes [2][Suchverfahren wie derzeit beim Endlager] für
hochradioaktiven Müll gab es nicht. Die Baukosten sind von 900 Millionen
auf derzeit 4,2 Milliarden Euro gestiegen.
Im April haben die Umweltverbände BUND und Nabu beim Umweltministerium
Niedersachsen beantragt, dass die Baugenehmigung zurückgenommen wird. Die
damaligen Pläne und Gutachten entsprächen nicht dem heutigen Stand von
Wissenschaft und Technik. Die bundesweite Unterschriftenaktion soll den
Druck erhöhen. Neben Bürgerinitiativen und Umweltgruppen, Kommunen und
Verbänden wie dem Landvolk mischen auch die Gewerkschaften in der Region
aktiv in der Kampagne mit.
Bei VW in Salzgitter kommen in wenigen Tagen mehr als 2.100 Unterschriften
zusammen. „In den Gesprächen haben wir festgestellt, dass viele
Unterzeichnende es klasse finden, dass der Widerstand gegen Schacht Konrad
wieder so präsent in der Öffentlichkeit ist“, sagt Jessica Knierim,
stellvertretende Vertrauenskörperleiterin im Werk.
Metallgewerkschafter Matthias Wilhelm moniert, dass die Auswirkungen eines
atomaren Endlagers auf die ansässigen Großbetriebe wie die Salzgitter AG
und VW überhaupt noch nicht untersucht wurden: „Es ist absurd und
verantwortungslos, ein Atommülllager mitten in einem Industriegebiet neben
Störfallbetrieben errichten zu wollen“, sagt er.
## Strahlung und Unfallgefahr
Viele Gewerkschafter halten die Inbetriebnahme von Schacht Konrad in der
Industrieregion Salzgitter für „strukturpolitisch unverantwortlich“.
Ausdrücklich warnen sie aber auch vor einer Gefährdung der Gesundheit der
hier lebenden Menschen durch radioaktive Strahlung und vor der Gefahr
schwerer Unfälle bei Atommülltransporten in das Endlager.
„Mehrere Zehntausend Gewerkschaftsmitglieder werden ihr Leben lang auf
Atommüll arbeiten“, betont Ozan Inci, Vorsitzender der Jugend- und
Auszubildendenvertretung von VW Salzgitter. „Die Betriebe sind teils hoch
störanfällig. Wir werden der Verantwortung für künftige Generationen nicht
gerecht, wenn ohne die Rückholbarkeit zu gewährleisten und ohne genaue
Kenntnis der geologischen Verhältnisse dieser Atommüll hier im Schacht
Konrad gelagert wird.“
Nicht erst jetzt erweisen sich Gewerkschaften und insbesondere die IG
Metall als ein Motor des Widerstands. Schon vor 20 Jahren initiierten die
Metaller eine Spendenkampagne, um Klagen gegen das Endlager abzusichern. Im
Frühjahr 2000 legten Tausende Stahl- und Metallarbeiter einen Tag die
Arbeit nieder. Dass sich Gewerkschaften so eindeutig gegen Atomkraft
positionieren, ist nicht selbstverständlich. In der Vergangenheit standen
sich organisierte Arbeitnehmer und Atomkraftgegner oft unversöhnlich
gegenüber.
5 Aug 2021
## LINKS
[1] /Genehmigung-fuer-Atommuell-Endlager-soll-weg/!5770125
[2] /Endlagersuche-in-Nordbrandenburg/!5747656
## AUTOREN
Reimar Paul
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Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Klimawandel
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