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# taz.de -- Widerstand gegen Endlager Schacht Konrad: „Technisch überholt“
> Umweltgruppen fordern, dass die Genehmigung für ein Endlager im Schacht
> Konrad zurückgenommen wird. Aber das Ministerium scheint bereits
> entschieden.
Bild: Saubere Lösung? Minister Olaf Lies (li) und Geschäftsführer Thomas Lau…
Göttingen taz | Bundesweiter Protest gegen das geplante Atommüllendlager
Schacht Konrad: In mehr als einem Dutzend Orte haben Bürgerinitiativen und
Umweltgruppen am Wochenende gegen die Umrüstung des früheren
Eisenerzbergwerks zur Atommüllkippe demonstriert und Unterschriften gegen
den Weiterbau gesammelt.
In Norddeutschland gab es Aktionen unter anderem in Salzgitter,
Braunschweig, Gorleben, Göttingen und Lingen. Auch am Bahnhof Kreiensen im
Kreis Northeim protestierten rund 20 Atomkraftgegner/innen gegen Schacht
Konrad und das geplante Zwischenlager Würgassen im Dreiländereck von
Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen.
Viele Atomanlagen in Deutschland seien in den 1980er-Jahren nur genehmigt
worden, weil Schacht Konrad damals als „Entsorgungsnachweis“ diente, sagte
Silke Westphal von der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad am Sonntag.
„Vierzig Jahre später müssen wir leider erkennen, dass der Schacht schon
damals nicht geeignet war, radioaktive Abfälle aufzunehmen und heute erst
recht weder dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik noch den
geltenden Endlagerbedingungen entspricht.“
Schacht Konrad wurde 2002 vom Land Niedersachsen als nationales Endlager
für schwach und mittel radioaktive Abfälle genehmigt. Einen Vergleich mit
anderen Standorten gab es nicht. Die Grube soll bis 2027 maximal 303.000
Kubikmeter Atommüll aufnehmen.
Das Aktionswochenende und die Unterschriftenkampagne sollten den Antrag auf
Rücknahme des Planfeststellungsbeschlusses für Schacht Konrad politisch
begleiten, den der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der
Naturschutzbund (Nabu) Ende Mai an Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies
(SPD) übergeben haben. Die Verbände begründen diesen Vorstoß unter anderem
damit, dass das Lager nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und
Technik entspreche. Die Unterschriftenlisten sollen am 4. September an Lies
überreicht werden.
„Das alte Eisenerzbergwerk ist für die dauerhafte sichere Lagerung
radioaktiver Abfälle gänzlich ungeeignet“, sagt der Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad, Ludwig Wasmus. Mit jedem Stein, den die
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Schacht Konrad verbaue,
verliere sie ein Stück Glaubwürdigkeit. Lies habe jetzt die Chance, endlich
das Richtige zu tun und das Projekt zu beenden.
Der Minister hatte bei Entgegennahme des Antrags betont, der
Planfeststellungsbeschluss – also die Baugenehmigung – für das Endlager
Konrad sei wirksam. Gleichzeitig sei aber klar, dass sich bei einem viele
Jahrzehnte umfassenden Vorhaben wie Schacht Konrad „der Stand von
Wissenschaft und Technik weiterentwickelt“.
Der Minister fügte hinzu: „Ich kann noch nicht sagen, was bei der Prüfung
am Ende herauskommen wird. Aber ich kann sagen: Wir nehmen das sehr ernst
und werden sehr genau prüfen mit Blick auf eventuell weitreichende,
rechtliche Konsequenzen.“
Aufhorchen ließ am vergangenen Donnerstag eine Pressemitteilung des
Umweltministeriums. Darin wurde der Eindruck erweckt, Lies halte an Schacht
Konrad fest, habe sich also bereits gegen den Widerruf des
Planfeststellungsbeschlusses für das umstrittene Endlager entschieden.
Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen aus Medizin, Forschung und Technik
würden aus der Landessammelstelle Leese (Kreis Nienburg) in den Schacht
Konrad gebracht, kündigte Umweltminister Lies laut der Mitteilung an. „Bis
spätestens 2030 soll kein Fass mehr in Leese, sondern im künftigen Endlager
Konrad stehen.“ Insgesamt 1.484 Behälter, die zuvor in der ehemaligen
Landessammelstelle in Steyerberg (Kreis Nienburg) aufbewahrt wurden,
sollten in für das Endlager Konrad zugelassene Container verpackt werden.
## Ministerium will weiter prüfen
Auf Nachfrage versicherte das Umweltministerium allerdings, dass nach wie
vor ein möglicher Widerruf der Genehmigung für Schacht Konrad geprüft
werde. Die entsprechenden Äußerungen von Lies von Ende Mai hätten
„weiterhin Bestand“, sagte Ministeriumssprecher Matthias Eichler: „Die
Prüfung ist noch nicht abgeschlossen.“
Die ehemalige Landessammelstelle für schwach radioaktive Abfälle in
Steyerberg war im Jahr 2000 aus Kostengründen aufgelöst worden. Die knapp
1.500 Abfallfässer, einige angerostet oder undicht, wurden in das Lager
Leese transportiert.
Das älteste dieser Gebinde stammt vermutlich aus dem Jahr 1981. Weitere
3.400 Fässer in Leese enthalten Rückstände von Braunschweiger Firmen, die
mit radioaktiven Stoffen hantieren. Vor einer späteren Endlagerung –
offiziell in Schacht Konrad – müssen die Abfälle konditioniert und
umverpackt werden. „Einige Fässer mussten bereits als nicht transportfähig
zurückgestellt werden“, teilte die Bürgerinitiative Strahlenschutz (BISS)
in Leese mit.
23 Aug 2021
## AUTOREN
Reimar Paul
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