Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Baugenehmigung für Schacht Konrad: Ein Spiel auf Zeit?
> Niedersachsens Umweltministerium prüft seit fast einem Jahr, ob die
> Baugenehmigung für das Atommüllendlager noch gilt. Derweil wird weiter
> gebaut.
Bild: Irgendwann ist das Atomendlager dann fertig: Bauarbeiter im Jahr 2018 im …
Göttingen taz | Knapp ein Jahr ist es her, dass Umweltverbände und
Bürgerinitiativen beim niedersächsischen Umweltministerium beantragten, die
Baugenehmigung für das Atommüllendlager Schacht Konrad in Salzgitter
aufzuheben. Dieser im Behördendeutsch sogenannte Planfeststellungsbeschluss
war vor 20 Jahren ergangen. Die Antragsteller begründeten ihre Initiative
damit, dass der Bau von Schacht Konrad aufgrund veralteter Planungen und
längst nicht mehr nach dem Stand von Wissenschaft und Technik erfolge. Und
dass seit Beginn des Baus [1][60 Änderungsgenehmigungen] ohne
Öffentlichkeitsbeteiligung erteilt wurden.
[2][Schacht Konrad] ist ein altes Eisenerzbergwerk. Als nationales Endlager
für schwach- und mittelradioaktive Abfälle soll es bis zu 303.000
Kubikmeter Atommüll aufnehmen. Als er den [3][Antrag der Atomkraftgegner]
entgegennahm, sagte Landesumweltminister Olaf Lies (SPD) eine sorgfältige
Prüfung des Begehrens zu. In den folgenden Monaten versicherte das
Ministerium, auch gegenüber der taz, immer wieder, dass der Antrag auf
Rücknahme des Planfeststellungsbeschlusses sorgfältig geprüft werde – und
dass diese Prüfung einige Zeit dauern könne. Gründlichkeit gehe eben vor
Schnelligkeit.
Während die Ministeriumsfachleute also prüfen und prüfen, geht der Ausbau
des Schachtes zur Atommüllkippe durch die Bundesgesellschaft für
Endlagerung (BGE) munter weiter. So würden „nicht revidierbare Fakten
geschaffen“, bemängelt die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad, unter deren
Dach Bürgerinitiativen, Kommunen, Gewerkschaften und das Landvolk
zusammenarbeiten.
Zudem verschlingt der Ausbau [4][viel Geld]. Bis zur von der BGE für 2027
anvisierten Inbetriebnahme seien weitere Investitionen von derzeit knapp
zwei Milliarden Euro geplant, also in jedem Jahr mehrere Hundert Millionen,
rechnen Atomkraftgegner vor. Die gesamten Baukosten sind von ursprünglich
kalkulierten 900 Millionen auf derzeit knapp 4,5 Milliarden Euro gestiegen.
„Hier wird offenkundig auf Zeit gespielt“, ist sich die Arbeitsgemeinschaft
Schacht Konrad sicher. „Wenn dann das Atommülllager 2027 plötzlich
fertiggestellt wäre – wer glaubt dann noch ernsthaft, dass es dann gleich
wieder zugeschüttet würde? So kann sich dann die gründliche Prüfung als
grobes Foulspiel erweisen, um ein 50 Jahre altes, völlig überholtes
Lagerkonzept überhaupt noch durchziehen zu können.“
Die Arbeitsgemeinschaft fordert deshalb nun einen sofortigen Baustopp:
„Alles andere zementiert den Eindruck, dass die gründliche Prüfung nur dem
Zweck dient, unumkehrbare Fakten zu schaffen“, so Edgar Vögel, einer der
Sprecher des Dachverbandes der örtlichen Konrad-Kritiker.
Aus Sicht von [5][Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel] (CDU)
gebietet allein die Verpflichtung zu sparsamer Haushaltsführung einen
Baustopp für Schacht Konrad. Und Matthias Wilhelm von der IG Metall in
Salzgitter sagt: „Es ergibt überhaupt keinen Sinn, jetzt Milliarden in
Schacht Konrad zu verbauen, ohne zu wissen, ob das Endlagerprojekt sicher
ist.“
Die Mittel für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle seien begrenzt, so
Wilhelm. Derzeit werde der Umbau von Schacht Konrad vom
öffentlich-rechtlichen Entsorgungsfonds finanziert, in den die
Atomkraftwerksbetreiber Geld einbezahlt hätten: „Wenn das Geld zu Ende ist,
müssen wir als Steuerzahlerinnen und Steuerzahler alle weiteren Kosten
tragen. Deshalb darf nicht einfach munter weitergebaut und letztlich unser
aller Geld in Konrad verbrannt werden.“
Die in der Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen Gruppen und
Organisationen wollen es indes nicht bei verbalem Protest belassen. Für
den 22. Mai, den 20. Jahrestag des Planfeststellungsbeschlusses, haben sie
einen Sternmarsch und eine Sternfahrt aus der Region mit anschließender
Umzingelung des Schachtgeländes angekündigt. Die Strecke um das
eingezäunte Areal misst 1.242 Meter.
12 Apr 2022
## LINKS
[1] /Nukleares-Endlager/!5825195
[2] /Schacht-Konrad/!t5028362
[3] /Genehmigung-fuer-Atommuell-Endlager-soll-weg/!5770125
[4] /Atomendlager-Schacht-Konrad-wird-teurer/!5533824
[5] /Buendnis-fordert-Ende-fuer-Endlager/!5760807
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Niedersachsen
Schacht Konrad
Atommüllendlager
Atommüll
Olaf Lies
Endlagerfrage
Atommüllentsorgung
Weser
Umwelt
Atommüllentsorgung
Atommüllentsorgung
Schacht Konrad
## ARTIKEL ZUM THEMA
Erneute Verzögerungen bei Endlager-Bau: Schacht Konrad wird nicht fertig
Der Bau des Atommüllendlagers Schacht Konrad im niedersächsischen
Salzgitter verzögert sich erneut. Atomkraftgegner fordern den Abbruch des
Projekts.
Entsorgung von radioaktivem Müll: Streit über Atom-Logistikzentrum
Bürger:innen und Kommunen legen ein Gegengutachten zum Standort
Würgassen in NRW vor. Der Bau soll indes schon dieses Jahr losgehen.
Geplantes Zwischenlager in Würgassen: Atommüll als Touristenschreck
Im Weserbergland floriert der Tourismus. Damit wäre voraussichtlich
Schluss, wenn das geplante Zwischenlager für radioaktive Abfälle realisiert
wird.
Umweltverträglichkeitsprüfungen: Zu selten öffentlich angekündigt
Die Öffentlichkeit muss beteiligt werden, wenn es um ökologische
Auswirkungen von Bauprojekten geht. Wie gut sind die zentralen Portale
dafür?
Atommüll-Endlager im Schacht Konrad: Kein Lösung
Der Ausbau des Schachts Konrad zum Bundesendlager ist eine
Fehlentscheidung. Ein neues Suchverfahren ist nötig.
Widerstand gegen Endlager Schacht Konrad: „Technisch überholt“
Umweltgruppen fordern, dass die Genehmigung für ein Endlager im Schacht
Konrad zurückgenommen wird. Aber das Ministerium scheint bereits
entschieden.
Genehmigung für Atommüll-Endlager soll weg: Jetzt alle gegen Konrad
Nicht nur Umweltverbände fordern den Widerruf des
Planfeststellungsbeschlusses für das Atommüllager Schacht Konrad – nach 20
Jahren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.