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# taz.de -- Abfall für Schacht Konrad: Kritik an neuem Atommüll-Lager
> Am früheren AKW-Standort Würgassen soll ein neues bundesweites
> Zwischenlager entstehen. AtomkraftgegnerInnen lehnen das ab.
Bild: Hier soll bald wieder gebaut werden: Das Reaktorgebäude des ehemaligen A…
Lange Zeit war es still um Würgassen. Das Atomkraftwerk, das dort im
Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen an der
Weser lag, war schon 1994 stillgelegt worden, deutlich vor dem ersten
Atomausstiegsbeschluss, auf den sich die rot-grüne Koalition im Jahr 2000
geeinigt hatte. Grund waren Haarrisse, die der TÜV am Stahlmantel des
Reaktors entdeckt hatte. 17 Jahre lang dauerte anschließend der
[1][Abriss]. Erhalten geblieben sind das entkernte Reaktorgebäude und ein
Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll, der beim Abriss
angefallen ist.
Nun jedoch rückt Würgassen wieder ins Zentrum der Atomdebatte: Am Freitag
gab die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) bekannt, dass dort
ein neues zentrales Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive
Abfälle aus ganz Deutschland entstehen soll. Errichtet werden soll dafür
ein rund 325 Meter langes, 125 Meter breites und 16 Meter hohes Gebäude aus
Stahlbeton; die BGZ spricht von einem „Logistikzentrum“. Die schwach- und
mittelradioaktiven Abfälle, die beim bundesweiten Abriss der ehemaligen
AKWs anfallen, sollen dort nicht nur gelagert, sondern auch für die
Einlagerung im Endlager Schacht Konrad vorbereitet werden.
Das ehemalige Erzbergwerk Schacht Konrad liegt rund 85 Kilometer
nordöstlich von Würgassen bei Salzgitter; es wird seit 2007 zum Endlager
für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll ausgebaut. Die Fertigstellung
hat sich [2][immer wieder verzögert]; derzeit wird offiziell mit dem Jahr
2027 gerechnet.
## Mehr Transporte notwendig
AtomkraftkritikerInnen übten scharfe Kritik an der Entscheidung, das
zentrale Zwischenlager in Würgassen zu errichten. „Das hat unter anderem
zur Folge, dass auf den Bahnstrecken aus allen Himmelsrichtungen
Atommüllzüge nach Würgassen rollen, aber vor allem auch zwischen Würgassen
und Salzgitter häufig reine Atommüllzüge unterwegs sein werden“, erklärte
Jochen Stay von der Initiative Ausgestrahlt.
Dass das Zwischenlager nicht direkt am Schacht Konrad errichtet wird, liegt
seiner Einschätzung nach daran, dass dann das Genehmigungsverfahren für
diesen Endlager-Standort neu aufgerollt werden müsste. „Da Schacht Konrad
nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entspricht und
deshalb heute nicht mehr genehmigungsfähig wäre, soll ein neues Verfahren
mit aller Macht verhindert werden“, meint Stay. Ähnlich argumentiert auch
der Umweltverband BUND, der Schacht Konrad als Atommüll-Standort ablehnt.
Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung hält Würgassen dagegen für gut
geeignet. „Der Standort verfügt über die notwendigen freien Flächen und
über den notwendigen Anschluss an das Schienennetz“, sagte Geschäftsführer
Ewold Seeba. Auch das Bundesumweltministerium, das für die
Atommüllentsorgung politisch verantwortlich ist, verteidigte die
Entscheidung, das Zwischenlager nicht direkt am Schacht Konrad zu
errichten. Das dortige Betriebsgelände sei viel zu klein, um große Mengen
Abfälle vorrätig zu halten, erklärte ein Sprecher.
Der Linken-Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel kritisierte zudem, dass
die Entscheidung „hinter verschlossen Türen“ getroffen wurde, ohne die
Bevölkerung einzubeziehen. Eine Informationsveranstaltung ist erst für den
18. März geplant.
8 Mar 2020
## LINKS
[1] /!279348
[2] /Verzoegerung-fuer-Atommuell-Endlager/!5487749
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Atommüll
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Atommüllentsorgung
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