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# taz.de -- Wohnen in Brandenburg: Noch kein Tesla-Effekt
> Bei Mieten und Wohnungsleerstand geht die Schere zwischen Speckgürtel und
> Peripherie in Brandenburg weiter auseinander.
Bild: Neubau in Bernau. Der Speckgürtel boomt
Berlin taz | Es hätte eine gute Nachricht sein können. Vor mehr als einer
Woche meldete das Amt für Statistik eine Zunahme der Bevölkerung in
Brandenburg. 9.178 Einwohner hat die Mark 2020 im Vergleich zum Vorjahr
gewonnen. Berlin dagegen musste erstmals seit Langem einen
Bevölkerungsverlust von 5.403 Bewohnerinnen und Bewohnern hinnehmen.
Brandenburg gewinnt, Berlin verliert: So hätte die Nachricht lauten können.
Aber Brandenburg gewinnt halt nicht überall. Das zumindest war die
Botschaft, die der [1][Verband Berlin Brandenburger Wohnungsunternehmen
BBU] am Mittwoch parat hatte. In Lauchhammer etwa steht jede dritte Wohnung
leer. Aber nicht nur in der Niederlausitz im Süden, sondern auch in der
Prignitz im Nordwesten und in den Grenzregionen zu Polen wachsen die
Probleme.
In Wittenberge, das sich seit einiger Zeit vermehrt um den Zuzug aus Berlin
bemüht, ist der Leerstand 2020 gegenüber 2019 von 21,9 auf 22,8 Prozent
gestiegen. Auch in Eisenhüttenstadt stieg die Quote von 15,0 auf 15,4 an.
„Im weiteren Metropolenraum sind die Leerstände bis zu fünf Mal so hoch wie
im Berliner Umland“, betonte BBU-Vorständin Maren Kern. Ihr Verband
vertritt kommunale und private Wohnungsunternehmen, die 41 Prozent der
Mietwohnungen in Brandenburg bewirtschaften.
Auch die Alterung der Bevölkerung schreitet in den berlinfernen Regionen
schneller voran als im Speckgürtel. „Oft finden die Wohnungsunternehmen
nach Sterbefällen keine Nachmieter mehr für eine Wohnung“, weiß Kern. Die
Alterung führe dann zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang. Für
Eisenhüttenstadt etwa wird bis 2030 mit einem weiteren Verlust von mehr als
4.000 Bewohnern gerechnet. Die Stahlstadt könnte dann auf den symbolischen
Wert von weniger als 20.000 Einwohnern fallen.
## Mieten niedriger als in Berlin
An den Mieten können die Bevölkerungsverluste nicht liegen. Mit
durchschnittlich 4,98 Euro Nettokaltmiete liegen sie in der Peripherie um
27 Prozent niedriger als in Berlin mit 6,79 Euro. Selbst das Umland liegt
mit 5,28 noch unter dem Berliner Schnitt. Offenbar müssen erst die Mieten
in Bernau und Erkner auf Berliner Niveau steigen, bis die
Bevölkerungswanderung zwischen Berlin und Brandenburg auch in Frankfurt
(Oder) und Eisenhüttenstadt zu Zuzügen führt.
Dennoch ist Maren Kern zufrieden. „Brandenburg ist ein Land, das sich sehr
stark für die Zukunft aufgestellt hat.“ Als Beispiele nannten sie Tesla und
den BER, aber auch den Strukturwandel in der Lausitz. Einen Tesla-Effekt
könne man auf dem Brandenburger Wohnungsmarkt aber noch nicht bemerken,
auch wenn in manchen Städten wie Erkner der Leerstand abgenommen hat. „Das
ist zu früh“, sagte Kern, „wir wissen ja noch nicht einmal, wie viele
Mitarbeiter von Tesla aus Berlin oder Polen nach Grünheide pendeln werden.“
Viel Licht, aber auch Schatten also in Brandenburg. Trotz der zuletzt
stabilen Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen Jahren und dem Stopp
des Bevölkerungsverlustes in Städten wie Frankfurt (Oder) prognostiziert
das Amt für Statistik eine Konzentration des Wachstums in Brandenburg im
Berliner Umland. Während Potsdam und der Landkreis Dahme-Spreewald mit
Zuwächsen bis zu zehn Prozent rechnen können, müssen die Landkreise
Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster oder Spree-Neiße mit ebenso großen
Verlusten rechnen.
30 Jun 2021
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## AUTOREN
Uwe Rada
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