| # taz.de -- Demoverbote in Hamburg am 1. Mai: Im Zeichen der Reichen | |
| > Die Proteste zum 1. Mai zielen in diesem Jahr auf eine Kritik der | |
| > ungleichen Verteilung der Lasten der Coronapandemie. Demos sind verboten. | |
| Bild: So soll es am Samstag nicht aussehen, wenn es nach der Behörde geht: Dem… | |
| Hamburg taz | Die Proteste zum 1. Mai werden den Gerichten wohl kurzfristig | |
| noch einige Arbeit bescheren. Die Hamburger Infektionsschutzverordnung | |
| verbietet derzeit pauschal jegliche Demonstration. Auch Kundgebungen | |
| erlaubt die Versammlungsbehörde nur in Ausnahmefällen mit maximal 200 | |
| Teilnehmer*innen. Mehrere linke Gruppen haben angekündigt, ihre Grundrechte | |
| einzuklagen. | |
| Die größten Mobilisierungen gehen in diesem Jahr von drei Gruppen oder | |
| Bündnissen aus: Dem antiimperialistischen Roten Aufbau, der traditionell | |
| und zuverlässig am 1. Mai um 18 Uhr demonstriert, dem anarchistischen | |
| „Schwarz-Roten ersten Mai“, der [1][erstmals 2019 mit einer eigenen Demo | |
| hinzukam], und dem im vergangenen Jahr neu gegründeten Bündnis zur | |
| Umverteilung von Reichtum: „Wer hat, der gibt“. | |
| Inhaltlich steht bei allen eine linke Kritik am Krisenmanagement der | |
| Bundesregierung im Fokus sowie die Forderung, die Lasten sozialverträglich | |
| umzuschichten und Unternehmen und Superreiche in die Pflicht zu nehmen. | |
| „Die Coronakrise hat die gesellschaftliche Spaltung verstärkt“, sagt Ansgar | |
| Ridder von „Wer hat, der gibt“. „Es kann nicht sein, dass die | |
| Bundesregierung Milliardenhilfen in Unternehmen pumpt, während die Kosten | |
| auf dem Rücken der Bevölkerung abgeladen werden.“ | |
| Am Mittwoch hatte das Bündnis in einem [2][offenen Brief an die | |
| Bundesregierung gefordert], das Steuersystem nach sozial gerechten | |
| Maßstäben zu reformieren. Über hundert Wissenschaftler*innen, | |
| Schauspieler*innen und andere Prominente unterzeichneten den Brief. | |
| [3][Eine entsprechende Petition] fand innerhalb weniger Stunden mehr als | |
| 14.000 Unterstützer*innen. | |
| Für den Tag der Arbeit lädt das Bündnis zu drei Kundgebungen ins | |
| Reichenviertel Pöseldorf. Von der Außenalster soll es eine Liveschalte ins | |
| Berliner Reichenviertel Grunewald geben, wo die Hedonistische | |
| Internationale protestiert. Ob die Kundgebungen jedoch stattfinden können, | |
| muss das Verwaltungsgericht klären. Am Mittwoch erteilte die Behörde den | |
| Veranstalter*innen ein komplettes Verbot für jegliche Versammlung. | |
| Gegenüber den Anarchos erklärte die Behörde die Gespräche bereits am | |
| Dienstag für gescheitert. Dabei hatte der „Schwarz-Rote 1. Mai“ ein | |
| umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet, zu dem auch die Ausgabe von | |
| Schnelltests gegen Spende gehörte. „Es ist so lächerlich und | |
| offensichtlich, was hier passiert“, sagt dessen Sprecher Kim B. „Das | |
| Infektionsschutzgesetz wird als Instrument genutzt, um ungewollte Meinungen | |
| von der Straße zu drängen.“ | |
| Die Beschneidung der Grundrechte stünden in einer Reihe mit anderen | |
| autoritären Maßnahmen wie den Verschärfungen der Landespolizeigesetze, | |
| Ausgangssperren und Einsätzen der Bundeswehr im Inneren. Die | |
| Kooperationsverhandlungen mit der Polizei bezeichnet er als „Trauerspiel“. | |
| Im vergangenen Jahr hatte die Pandemie [4][die Maiproteste auf ein Minimum | |
| beschränkt]. In Harburg hatten über den Tag verteilt mehrere kleine | |
| Kundgebungen stattgefunden, am Abend hatte sich der Rote Aufbau ein | |
| Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei auf der Reeperbahn geliefert. | |
| ## Die Polizei kündigt ein Großaufgebot an | |
| Auf letzteres könnte es auch in diesem Jahr hinauslaufen, sollte die | |
| Behörden den Aufzug verbieten – was zu erwarten ist. „Irgendeine Art von | |
| Versammlung wird es auf jeden Fall geben“, sagt Aufbau-Sprecher Halil | |
| Simsek. Die Polizei kündigt ein Großaufgebot an, obwohl sie laut einem | |
| Sprecher einen gewaltfreien Tag erwartet. | |
| Für die Walpurgisnacht lädt ein queerfeministisches Bündnis nach St. Pauli. | |
| Unter dem Motto „Take back the night“ wollen die Feminist*innen auf die | |
| besondere Belastung von Frauen, Trans*, Inter- und Queerpersonen in der | |
| Coronakrise hinweisen und sich den mackerig aufgeladenen Raum am | |
| Hans-Albers-Platz zurück-nehmen. | |
| 28 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Linksradikale-ueber-Alternativ-Demo/!5588174 | |
| [2] /Brief-fuer-Verteilungsgerechtigkeit/!5762868 | |
| [3] https://www.change.org/p/die-bundesregierung-reiche-sollen-f%C3%BCr-kosten-… | |
| [4] /Demos-in-Hamburg-am-1-Mai/!5678447 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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