# taz.de -- Nach einer Woche Corona-Notbremse: Mürbe vom ewigen Dauerlockdown | |
> Die 7-Tage-Inzidenz sinkt, aber die Laune der BerlinerInnen auch. Immer | |
> weniger Menschen sind mit dem Pandemiemanagement des Senats zufrieden. | |
Bild: Katzen sind von der Ausgangssperre natürlich ausgenommen | |
Seit einer Woche zieht Berlin gemeinsam mit den anderen [1][Bundesländern | |
an der Corona-Notbremse] – und doch, sie bremst. Zwar ist die deutlich | |
gesunkene 7-Tage-Inzidenz wohl auch dem Umstand geschuldet, dass die | |
Senatsverwaltung für Gesundheit für ihren Covid-Lagebericht nun nicht mehr | |
die eigenen Zahlen der Gesundheitsämter als Grundlage nimmt, sondern – der | |
bundesweiten Einheitlichkeit halber –, auf die Statistik des | |
Robert-Koch-Instituts vertraut. Stand Donnerstag lag der 7-Tage-Wert da nur | |
noch bei 130 – nachdem die Berliner Zahlen bis zum vergangenen Wochenende | |
um den Wert 150 pendelten (und der Bremseffekt kann das noch nicht sein). | |
Man muss das aber mathematisch auch gar nicht im Detail durchdringen, um zu | |
verstehen: Das Einzige, was in Berlin derzeit noch nach oben geht, ist die | |
Zahl der wenigstens schon einmalig Geimpften, die lag gen Wochenende | |
nämlich bei immerhin fast einem Viertel der BerlinerInnen. Und das stimmt | |
doch schon ein bisschen optimistischer als in den vielen Wochen zuvor. | |
Zufrieden sind die BerlinerInnen allerdings trotzdem nicht. Im Gegenteil: | |
Parallel zur 7-Tage-Inzidenz sinkt auch die Zustimmung der Bevölkerung zum | |
Pandemiemanagement des Senats. Nur noch 30 Prozent finden gut, wie die | |
rot-rot-grüne Koalition die Krise händelt (oder honorieren zumindest den | |
Versuch), hatte am Mittwoch eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag von | |
RBB und Berliner Morgenpost ergeben. Im Februar waren es immerhin noch 44 | |
Prozent gewesen, die dem Senat ihr Wohlwollen ausgesprochen hatten. | |
Kann man sich darüber wundern? Eigentlich überhaupt nicht. Denn tatsächlich | |
kommt von dem Gefühl, dass da jetzt ein Land kollektiv die Notbremse zieht, | |
nicht besonders viel an. Der größte Teil der Bevölkerung ist mürbe vom | |
inzwischen monatelangen Dauerlockdown. Und die Notbremse fühlt sich auch | |
nicht anders an als die angezogene Handbremse, mit der man ohnehin | |
unterwegs war bisher. | |
## Strenger als die Bundes-Bremse | |
Paradoxerweise wäre die Akzeptanz der Notbremse beziehungsweise des | |
„Pandemiemanagements“ vielleicht sogar größer, wenn sie ein bisschen mehr | |
wehtun würde. Aber de facto sind die Auswirkungen der im Vorfeld heiß | |
diskutieren nächtlichen Ausgangssperre ab 22 Uhr überschaubar. Weil sie | |
Ausnahmen kennt, etwa das Joggengehen bis 24 Uhr, weil sie nicht | |
kontrollierbar ist, weil es bei dem bescheidenen Frühlingswetter bisher | |
ohnehin keine lauen Nächte im Park zu verbringen gibt. Zudem ist das | |
Berliner Infektionsschutzgesetz, etwa was die erlaubten Kontakte und die | |
[2][Homeoffice-Regelungen] angeht, sogar strenger als die Bundes-Bremse. | |
Da bleibt das Gefühl, dass man da etwas Notbremse nennt – aber tatsächlich | |
ist es nur die alte Handbremse, die nur noch ein bisschen lauter quietscht, | |
und man weiß gerade auch nicht so genau, wofür man sich da quält. Kleinere | |
Zugeständnisse, wie die Tatsache, dass jetzt auch Genesene nicht mehr der | |
Testpflicht beim Shoppen unterliegen? Nett, aber geht im Nachrichtengetöse | |
auch gleich wieder unter. | |
Ein größeres Signal wäre, mit Blick auf den nun anbrechenden Mai, eine | |
vorsichtige [3][Öffnungsperspektive für die Außengastronomie]. So weit ist | |
die magische 100, unterhalb der die Inzidenz liegen müsste, nicht mehr weg. | |
30 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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