# taz.de -- Bremer Senat zahlt Ticketkosten zurück: Coronahilfen für Studis | |
> Bremen hat weitere 600.000 Euro für die Rückerstattung der | |
> Semestertickets für Studierende bewilligt, die wegen der Pandemie | |
> finanzielle Not haben. | |
Bild: Ein Bild von früher, als noch jede Studierende einfach so in die Unibibl… | |
Bremen taz | Bremen stellt weitere 600.000 Euro für die Rückerstattung des | |
Semestertickets zur Verfügung. Das hat der Senat beschlossen. Seit Ende | |
letzten Jahres können Studierende, die wegen Corona finanzielle | |
Schwierigkeiten haben, die Kosten ihres Semestertickets zurückerstattet | |
bekommen. Anträge können voraussichtlich bis zum Ende der Vorlesungszeit | |
gestellt werden „Die Studierenden werden direkt von der Aufstockung des | |
Härtefallfonds profitieren können“, sagt die Wissenschaftssenatorin Claudia | |
Schilling (SPD). [1][Im Dezember hatte die Landesregierung 130.000 Euro zur | |
Verfügung gestellt.] Die Aufstockung der Mittel war nötig geworden, da | |
dieses Geld erwartungsgemäß nicht ausreichte. | |
Die Rückerstattung der Semestertickets kann sowohl für die letzten beiden, | |
als auch das aktuelle Semester beantragt werden. Antragsberechtigt sind | |
alle Studierende, deren Einkommen unter dem BAföG-Höchstsatz liegt. Dieser | |
liegt derzeit bei 861 Euro für Studierende, die nicht mehr bei ihren Eltern | |
wohnen und bei 592 Euro für solche, die zu Hause wohnen. Dies gilt auch für | |
Studierende, die aufgrund von Corona wieder zu ihren Eltern gezogen sind. | |
Für Studierende, die eigenständig krankenversichert sind, steigt der Betrag | |
um 105 Euro. | |
Außerdem steigt die Grenze um 175 Euro für das erste leibliche, im eigenen | |
Haushalt lebende Kind und um 85 für jedes weitere. Antragsberechtigt sind | |
zudem Studierende mit schwerbehinderten Kindern oder pflegebedürftigen | |
Angehörigen, die über drei Monate in einem gemeinsamen Haushalt leben. | |
Die Gelder wurden mit Zustimmung der Opposition auch schon im zuständigen | |
Fachausschuss des Parlamentes bewilligt. Am 30. April muss aber noch der | |
Finanzausschuss zustimmen. „Das Geld ist in Anführungszeichen sicher, da es | |
deutliche Mehrheiten für den Antrag gibt“, sagt Marlin Meier, | |
Semesterticket-Beauftragter des Astas der Uni Bremen. Das Geld stammt aus | |
dem Bremen-Fonds, der vom Senat eingerichtet wurde, um die Folgen der | |
Pandemie abzufedern. Der Fonds umfasst 1,2 Milliarden Euro, die ab 2024 | |
abbezahlt werden sollen. | |
Mit den bewilligten Geldern konnte der Asta bisher 530 Tickets | |
zurückerstatten. Mit den zusätzlichen 600.000 Euro können weitere 2.560 | |
Semestertickets erstattet werden. Ein Semesterticket kostet derzeit 226,39 | |
Euro. | |
Der Asta der Uni Bremen hat bereits 950 Anträge bewilligt. „Da uns das Geld | |
schon im Februar ausgegangen ist, haben wir vorgearbeitet und können direkt | |
in die Ausschüttung gehen, wenn wir das Geld bekommen“, sagt Meier. Er | |
rechnet damit, dass der Asta die zusätzlichen Gelder bis Mitte Mai bekommt. | |
Meier schätzt, dass die Mittel diesmal ausreichen: „Mit dem Geld werden wir | |
pro Semester mehr als doppelt so viele Anträge bewilligen können, | |
allerdings gibt es weitaus mehr arme Studierende, die, wenn sie einen | |
Antrag stellen würden, auch berechtigt wären.“ | |
Im Wintersemester 2019/20 waren 37.562 Studierende in Bremen | |
eingeschrieben. Laut einer Studie des Instituts für Arbeit und Wirtschaft | |
der Uni hatten Studierende 2018 in Bremen, die nicht bei ihren Eltern | |
wohnten, ein durchschnittliches Einkommen von 758 Euro. Die meisten wären | |
also antragsberechtigt gewesen. Die Zahl der möglichen Anträge verdreifacht | |
sich, da die Rückerstattung ja für mehrere Semester möglich sind. Für Meier | |
liegt das grundlegende Problem darin, das dass Semesterticket generell zu | |
teuer ist: „Die Rückerstattungen können das Problem nicht lösen. Eine | |
Preisreduktion des Tickets wird nur über eine Bezuschussung vom Land | |
funktionieren.“ | |
Beim Studierendenwerk ist die soziale Notlage der Studierenden derweil | |
deutlich zu spüren: „Man merkt es insbesondere dadurch, dass die Nachfrage | |
zur Studienfinanzierung in unserer Sozialberatung gestiegen ist“, sagt der | |
Sprecher Maurice Mäschig.. | |
Zu den Landesmitteln gibt es bundesweit ergänzend Überbrückungshilfen von | |
bis zu 500 Euro. Diese stehen allen Studis zu, die nachweislich | |
pandemiebedingt in eine Notlage geraten sind und sie nicht durch | |
anderweitige Unterstützungen überwinden können. | |
20 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Lukas Scharfenberger | |
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