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# taz.de -- Schnelltests an Schulen: Ohne kommst du nicht rein!
> Sachsen hat sie schon, Bayern führt sie nach Ostern ein: die Testpflicht
> an Schulen. Kommt sie bald auch deutschlandweit?
Bild: Testpflicht? In Sachsen-Anhalt ist „Nasenbohren“ noch freiwillig
Berlin taz | Die Inzidenzwerte steigen und steigen – dennoch sollen Kitas
und Schulen auch nach den Osterferien wieder möglichst öffnen. Damit das
klappt, wollen die Bundesländer Schüler:innen, Lehrkräfte,
Erzieher:innen und teilweise auch Kitakinder [1][zwei mal wöchentlich
mit Antigen-Schnelltests] testen. Die meisten Bildungsminister:innen
setzen dabei auf ein „freiwilliges Angebot“. Doch die Rufe nach einer
Testpflicht werden lauter.
Zum Beispiel im Saarland, der [2][selbsterklärten Modellregion] von
Ministerpräsident Tobias Hans (CDU). Ab 6. April sollen Menschen dort
wieder in Kinos, Theater und Fitnessstudios gehen dürfen – wenn sie ein
negatives Coronatestergebnis vorlegen. „Schulen sind dann so ungefähr der
einzige Ort, wo man auch ohne ein negatives Testergebnis hineinkommt“, sagt
Landesschülersprecher Lennart-Elias Seimetz der taz. „Das ist doch absurd.“
Die Fallzahlen seien im Saarland zwar vergleichsweise niedrig, aber auch
dort steigen sie aktuell stark. Auch an den Schulen. So wurden diese Woche
109 Schüler:innen positiv auf Covid-19 getestet, 50 Prozent mehr als
vergangene Woche. Ähnliche Anstiege an den Schulen verzeichnen auch andere
Bundesländer.
Lennart-Elias, der an einer Saarbrücker Schule die elfte Klasse besucht,
befürchtet, dass sie alle bald wieder im Distanzunterricht lernen müssen,
wenn nicht auch in den Klassen konsequent getestet wird. Dass das nicht
passiert, sieht der 17-Jährige Tag für Tag – trotz [3][ausreichender
Schnelltests] an den Schulen.
## Problem Testbereitschaft
„In der Mittelstufe sind es so 60–70 Prozent, die sich testen lassen, in
den oberen Jahrgangsstufen werden es immer weniger“, sagt Lennart-Elias
Seimetz. Die Eindrücke decken sich mit den Zahlen aus dem saarländischen
Bildungsministerium: Demnach lassen sich landesweit rund 50 Prozent der
Schüler:innen und 70 Prozent der Lehrkräfte aktuell freiwillig testen.
Unterstützung bekommen die Landesschülersprecher:innen von den
Lehrergewerkschaften GEW und VRB. Wenn das Saarland nach Ostern Teile des
öffentlichen Lebens für Getestete öffne, so VRB-Landesvorsitzende Karen
Claassen, müssten „allgemeine Standards auch an Schulen eingehalten“
werden.
Im saarländischen Bildungsministerium sieht man das anders. „Eine Teilnahme
am Präsenzunterricht lediglich für Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen,
die einen negativen Test vorweisen können, kollidiert mit dem Recht auf
Gleichbehandlung und dem Recht auf Bildung“, sagt Bildungsministerin
Christine Streichert-Clivot (SPD) auf Anfrage der taz. Die Schulpflicht an
eine unterschriebene Einverständniserklärung zum Coronatest zu knüpfen
könne nicht der Weg sein.
Ähnlich verlaufen die Fronten auch in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen oder
Nordrhein-Westfalen. Lehrerverbände oder die Landtagsopposition fordern
eine Testpflicht an Schulen, die Regierungen halten an der Freiwilligkeit
fest – obwohl sie das Problem bei der Freiwilligkeit längst erkannt haben.
## Schulamt warnt
In Sachsen-Anhalt beispielsweise warnt [4][nach einem Bericht des MDR] das
Landesschulamt in einem Schreiben vor erneuten Schulschließungen, „für den
Fall, dass die freiwilligen Testungen nicht angenommen werden“.
Schnelltests dürften deshalb nicht nach Hause mitgegeben werden. Die
Lehrkräfte fordert das Schulamt in dem Schreiben auf, die Schüler:innen
über die Vorteile der Testungen aufzuklären.
Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerband bezweifelt, dass das allein
reicht. Deshalb spricht auch er sich für eine Testpflicht aus: „Wenn die
Teststrategie ein echter Baustein für geöffnete Schulen auch bei einer
7-Tage-Inzidenz über 100 sein soll, dann müssen die Tests auch
verpflichtend sein und in der Schule von Lehrkräften oder medizinischem
Personal kontrolliert werden“, so Meidinger gegenüber der taz.
Ihm sei bewusst, dass die Durchführung der Tests für die Schulen einen
großen Aufwand bedeuteten. Aber andere Möglichkeiten, bei den aktuellen
Inzidenzwerten den Gesundheitsschutz sicherzustellen, sieht er nicht.
Bisher haben nur Sachsen und Bayern eine Testpflicht an Schulen
beschlossen: In Sachsen gilt sie seit Mitte März an den weiterführenden
Schulen, nach den Osterferien soll sie auch an Grundschulen und für
Kita-Personal gelten. Das hat das Landeskabinett am späten Montagabend
beschlossen.
## Sachsen, Bayern, wer noch?
In Bayern gilt die Testpflicht nach den Osterferien in Kreisen, in denen
die 7-Tage-Inzidenz über dem Wert 100 liegt. Alle Schüler:innen ab der
vierten Klasse müssen dann in der Schule einen Schnelltest machen. Sowohl
in Dresden als auch in München begründet man die Pflicht mit der geringen
Testbereitschaft bei Schüler:innen und Eltern.
Landesschülersprecher Lennart-Elias Seimetz aus dem Saarland sieht die
Schuld dafür aber auch an den Schulen. „Wenn Schüler:innen wegen der
Tests immer gleich eine ganze Stunde verpassen, lassen sie lieber den
Schnelltest sausen. Vor allem, wenn, wie jetzt, wichtige Abschlussprüfungen
anstehen.“
30 Mar 2021
## LINKS
[1] /Schule-in-der-Coronapandemie/!5757283
[2] /Auswege-aus-dem-Dauerlockdown/!5757227
[3] /Verpflichtende-Schnelltests-an-Schulen/!5747505
[4] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/schnelltests-an-schulen-kitas…
## AUTOREN
Ralf Pauli
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